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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hatte, ist auch jetzt noch Wirklichkeit. Ein paar Zahnlöcher in der Tür und ein Tropfen Speichel auf Mats Arm.«
    »Das klingt doch ganz gut«, sagte er. »Mat lebt aus diesem Grunde noch.«
    »Es ist schrecklich, Rand.« Ihre Stimme wurde noch eindringlicher. »Warum, glaubt Ihr, hatten selbst die Verlorenen Angst davor, es zu benützen? Denkt an die Wirkung auf das Muster, wenn man aus nur einem einzigen Faden, dem Leben eines Menschen, Stunden oder Tage entfernt, die bereits gewoben wurden, als ziehe man Teile eines Fadens aus einem Stück Stoff heraus. Bruchstücke von Manuskripten aus dem Krieg um die Macht sagen aus, daß mehrere Städte mit Baalsfeuer vollständig vernichtet wurden, bevor beiden Seiten die Gefahr bewußt wurde. Hunderttausende von Fäden wurden aus dem Muster gerissen, alles ausradiert, was in den letzten Tagen mit ihnen geschehen war. Was diese Menschen getan hatten, war nun plötzlich nicht mehr getan, und keinem nützte mehr, was andere vollbracht hatten. Die Erinnerungen blieben, aber nicht die Handlungen. Die Wellen im Muster waren nicht mehr vorausberechenbar. Das ganze Muster hätte sich beinahe aufgetrennt. Das hätte die Vernichtung alles Bestehenden verursachen können: der Welt, der Zeit, selbst der Schöpfung.«
    Rand schauderte, und das hatte nichts mit der Kälte zu tun, die durch seinen Mantel drang. »Ich kann Euch nicht versprechen, daß ich es nicht mehr benütze, Moiraine. Ihr habt selbst gesagt, es gebe Zeiten, da es notwendig sei, das Verbotene zu tun.«
    »Ich habe auch nicht geglaubt, daß Ihr das versprechen würdet«, sagte sie kühl. Ihre Erregung verflog, und ihr seelisches Gleichgewicht war wiederhergestellt. »Aber Ihr müßt extrem vorsichtig sein.« Nun war sie wieder bei diesem ›müßt‹ angelangt. »Mit Hilfe eines Sa'Angreal wie Callandor könntet Ihr eine ganze Stadt mit Baalsfeuer auslöschen. Das Muster könnte auf Jahre hinaus gestört sein. Wer weiß schon, ob sich dann das Muster immer noch um Euch herum bilden würde, Ta'veren oder nicht, bis es sich wieder beruhigte? Doch gerade die Eigenschaft, ein Ta'veren zu sein und ein so starker noch dazu, könnte selbst in der Letzten Schlacht zum entscheidenden Vorteil werden.«
    »Vielleicht wird es das«, sagte er düster. In ungezählten Heldenepen behauptete der Held, er wolle entweder den Sieg oder den Tod, aber nichts anderes. Wie es schien, war das Beste, das er sich erhoffen konnte, der Sieg und sein Tod. »Ich muß nach jemandem sehen«, fuhr er ruhig fort. »Wir treffen uns am Morgen wieder.« So sammelte er die Macht in sich, Leben und Tod in wirbelnden Schichten, öffnete ein Loch in der Luft, größer als er selbst war, einen Durchstieg in eine Dunkelheit, die den Mondschein wie helles Tageslicht erscheinen ließ. Ein Tor, wie Asmodean es einfach nannte.
    »Was ist das?« Moiraine schnappte nach Luft.
    »Sobald ich etwas einmal vollbracht habe, erinnere ich mich später daran, wie ich es anstellen muß. Meistens jedenfalls.« Das war keine Antwort, aber es wurde Zeit, Moiraines Schwüre auf die Probe zu stellen. Sie konnte wohl nicht lügen, aber eine Aes Sedai konnte selbst in einem Stein noch Schlupflöcher finden. »Ihr werdet Mat heute nacht in Ruhe lassen. Und Ihr werdet nicht versuchen, ihm das Medaillon abzunehmen.«
    »Es gehört in die Burg, um dort untersucht zu werden, Rand. Es muß ein Ter'Angreal sein, aber man hat noch nie einen gefunden, der... «
    »Was es auch sein mag«, sagte er energisch, »es gehört jedenfalls ihm. Ihr werdet es ihm lassen.«
    Einen Augenblick lang schien sie mit sich zu ringen. Ihr Rücken versteifte sich, und sie hob den Kopf, um ihn trotzig anzublicken. Sie war es bestimmt nicht gewohnt, von jemand anderem außer Siuan Sanche Befehle entgegenzunehmen, und Rand hätte wetten können, daß sie auch der Amyrlin nicht ohne Widerstand gehorcht hatte. Schließlich nickte sie und machte sogar die Andeutung eines Knickses. »Wie Ihr wünscht, Rand. Es gehört ihm. Seid bitte vorsichtig, Rand. Wenn man ganz allein etwas wie Baalsfeuer anzuwenden lernen will, kann das Selbstmord sein, und vom Tod kann man Euch nicht heilen.« Diesmal schwang kein Spott darin. »Bis zum Morgen.« Lan folgte ihr, als sie ging. Der Behüter warf Rand einen undurchschaubaren Blick zu. Ihm paßte diese Wende im Verhalten Moiraines sicher nicht.
    Rand trat durch das Tor, und es verschwand.
    Er stand auf einer Scheibe, einer Kopie jenes uralten Symbols der Aes Sedai mit einem

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