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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Sa'Angreal wie Callandor, die die Energiemenge erheblich vergrößern konnten, wenn er das brauchte. Mit einem davon beherrschte man soviel mehr der Macht einem Angreal gegenüber, wie mit diesem einem Menschen gegenüber, der allein die Macht lenken mußte. Beides war sehr selten zu finden und äußerst begehrt bei den Aes Sedai, obwohl sie nur diejenigen identifizieren konnten, die mit Frauen und damit Saidar verbunden waren. Diese beiden kleinen Standbilder waren allerdings etwas anderes, nicht ganz so selten, aber genauso wertvoll. Man hatte Ter'Angreal angefertigt, um mit ihrer Hilfe die Macht zu benützen und nicht zu verstärken, und zwar auf ganz bestimmte Weise zu benützen. Die Aes Sedai kannten die richtige Anwendung der meisten in der weißen Burg gesammelten Ter'Angreal nicht. Ein paar benützten sie, aber sie wußten dabei noch nicht einmal, ob der Zweck, den sie damit verfolgten, auf irgendeine Weise dem ursprünglich vorgesehenen glich. Rand jedenfalls kannte die Funktion dieser beiden.
    Die männliche Figur konnte ihn an die eigene riesenhafte Nachbildung anschließen, den mächtigsten jemals geschaffenen Sa'Angreal, selbst wenn er sich auf der anderen Seite des Aryth-Meeres befand. Er war erst fertiggestellt worden, nachdem man das Gefängnis des Dunklen Königs wieder versiegelt hatte - Woher weiß ich das? -, und dann verborgen worden, bevor einer der männlichen Aes Sedai ihn von seinem Wahn umnachtet finden konnte. Die weibliche Figur tat dasselbe für eine Frau und schloß sie an das weibliche Äquivalent der großen Statue an, von der er hoffte, daß sie immer noch in Cairhien fast ganz unter der Erde verborgen sei. Mit soviel Macht... Moiraine hatte behauptet, vom Tod könne man niemanden heilen.
    Ungebeten und unerwünscht tauchte wieder die Erinnerung an das vorletzte Mal in ihm auf, als er gewagt hatte, Callandor zu benützen. Die Bilder schwebten jenseits des Nichts.
    Der Körper des dunkelhaarigen Mädchens, wenig mehr als ein Kind, lag ausgestreckt und mit weit aufgerissenen, starren, zur Decke gerichteten Augen vor ihm. Über der Brust war ihr Kleid schwarz von Blut, wo sie der Trolloc durchbohrt hatte. Die Macht erfüllte ihn. Callandor gleißte und er war die Macht. Er lenkte sie, ließ Stränge in den Körper des Kindes gleiten, suchte, probierte, unbeholfen... Sie zuckte hoch, kam auf die Beine. Arme und Beine waren unnatürlich steif und bewegten sich nur ruckartig.
    »Rand, das könnt Ihr nicht tun!« schrie Moiraine. »Nicht!«
    Atmen. Sie mußte atmen. Die Brust des Mädchens hob und senkte sich. Herz. Mußte schlagen. Blut, bereits zähflüssig und dunkel, quoll aus der Wunde in ihrer Brust. Lebe, verdammt noch mal! heulte sein Verstand auf. Ich wollte nicht zu spät kommen! Ihre Augen starrten ihn an, glasig, die in ihm tobende Macht mißachtend. Leblos. Tränen rannen ihm unbeachtet über die Wangen.
    Er schob die Erinnerungen grob beiseite. Selbst in das Nichts eingehüllt schmerzten sie. Mit soviel Macht... Mit soviel Macht konnte man ihm nicht mehr trauen. »Ihr seid nicht der Schöpfer«, hatte ihm Moiraine gesagt, als er sich über dieses Kind beugte. Doch mit Hilfe dieser männlichen Figur, mit lediglich der Hälfte deren Macht, hatte er einmal sogar die Berge bewegt. Mit viel weniger, nur mit Callandor allein, war er sicher gewesen, das Rad zurückdrehen zu können und ein totes Kind wieder zum Leben zu erwecken. Nicht nur die Eine Macht selbst war verführerisch, nein, auch die bloße Energie darin verführte schon. Er sollte eigentlich beide Figuren vernichten. Statt dessen verwob er die Stränge wieder und aktivierte die Fallen erneut.
    »Was machst du da?« fragte eine Frauenstimme, als die Wand offensichtlich wieder vollständig war.
    Er band die Stränge hastig ab und auch den Knoten, der seine eigenen tödlichen Überraschungen barg, sog die Macht in sich auf und drehte sich um.
    Neben Lanfear in Silber und Weiß würden selbst Elayne, Min oder Aviendha eher unauffällig wirken. Ihre dunklen Augen allein könnten einen Mann dazu bringen, seine Seele dafür zu geben. Bei ihrem Anblick verkrampfte sich sein Magen, als müsse er sich übergeben.
    »Was wünscht Ihr?« wollte er wissen. Einmal hatte er sowohl Egwene wie auch Elayne gleichzeitig von der Wahren Quelle abgeschirmt, aber er erinnerte sich nicht mehr daran, wie er das fertiggebracht hatte. Solange Lanfear die Quelle berühren konnte, hatte er nicht mehr Chancen, sie gefangenzunehmen, als den Wind mit

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