Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuer von Córdoba

Die Feuer von Córdoba

Titel: Die Feuer von Córdoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
Vom Netzwerk:
Eure Flucht vorbereitet ?«
    Wieder schüttelte Juan den Kopf, und Cosimo fuhr sich durchs Haar.
    »Verehrte Señora«, begann Cosimo und legte seine gefalteten Hände bedächtig vor sich auf den Tisch, doch wer ihn kannte, wusste, dass es in ihm brodelte. Wahrscheinlich hätte er Juan am liebsten am Kragen gepackt und in der Küche hin und her gestoßen. »Vor einigen Wochen hat sich Euer Gatte vertrauensvoll an mich gewandt mit der Bitte, ihm bei der Flucht aus der Stadt zu helfen.«
    »Aber warum denn nur, Juan?«, fragte Suzanna. »Wieso willst du Córdoba verlassen? Dein Vater, dein Großvater, dein Urgroßvater – sie alle haben hier gelebt. Wir besitzen dieses wunderbare Haus, du hast eine angenehme Arbeit, ein gutes Einkommen. Warum willst du das alles hinter dir lassen ? Bist du hier etwa nicht glücklich?«
    »Daran liegt es nicht«, erwiderte Juan leise. »Aber …« Er warf Cosimo einen Hilfe suchenden Blick zu.
    »Die Vorfahren Eures Mannes sind unglücklicherweise jüdischer Herkunft«, sagte Cosimo ruhig. »Wegen Eurer zahllosen Pflichten im Haus und der Erziehung Eurer Kinder, die gewiss Eure ganze Aufmerksamkeit und Kraft beanspruchen, mag es Euch entgangen sein, dass sich die Inquisition bevorzugt jenen widmet, die sich nicht einer christlichen Abstammung rühmen können. Und deshalb befürchtete Euer Gatte, dass auch er irgendwann in das Blickfeld der Inquisition geraten könnte. Er fürchtete um Eure Sicherheit und natürlich vor allem um die Eurer Kinder.«
    Suzanna sah von einem zum anderen, als wäre ihr das alles neu.
    »Aber … wann …«
    »Wie ich bereits sagte, es ist schon einige Wochen her. Er hat mich an einem freien Tag auf meiner Hazienda aufgesucht , und wir haben alles miteinander besprochen. Bartolomé war sein Kontakt hier in Córdoba. Allerdings war ich davon ausgegangen, dass Euer Gatte Euch in seine Pläne einweiht .«
    Suzanna runzelte die Stirn. Dann schüttelte sie verständnislos den Kopf. »Warum hast du mir nichts davon gesagt, Juan? Warum hast du es mir verschwiegen? Und mehr als das – du hast mich sogar angelogen.« Juan wollte etwas entgegnen, doch sie schnitt ihm mit einer ärgerlichen Geste das Wort ab. »Hast du so wenig Vertrauen zu mir? Glaubst du wirklich, ich wäre so blöd und würde auf dem Marktplatz der nächstbesten Nachbarin erzählen, dass wir die Stadt verlassen wollen? Weißt du, dass ich wegen deiner Heimlichtuerei und deiner Lügerei geglaubt habe, du hättest eine Liebschaft mit …« Sie warf Anne einen kurzen Blick zu und wurde rot. »Ich glaubte, du betrügst mich. Ich habe deinetwegen nächtelang nicht geschlafen. Und schlimmer noch, ich war sogar …« Sie presste die Lippen aufeinander .
    »Suzanna, Liebes, ich …«
    »Ach, hör auf, Juan!« Ihre braunen Augen blitzten. »Wenn du nur einen Funken Verstand im Kopf gehabt hättest, hättest du mich eingeweiht. Ich hätte Señora Anne freundlich behandelt, und wir brauchten jetzt nicht wertvolle Zeit zu verlieren, sondern unsere Sachen wären bereits gepackt. Jetzt nehme ich das in die Hand.« Mit zornigem Gesicht wandte sie sich an Cosimo. »Was sollen wir tun, Señor de Cabalho?«
    Cosimo, der sich bequem auf seinem Stuhl zurückgelehnt und die Szene mit einem gewissen Vergnügen beobachtet hatte , beugte sich jetzt wieder vor.
    »Nehmt nicht zu viel mit. Kleidung für Euch und die Kinder , Schmuck und andere wertvolle Kleinodien, sofern Ihr welche besitzt. Möbel, Bilder und dergleichen müsst Ihr zurücklassen .«
    Suzanna nickte kurz. »Wie wird unsere Flucht aussehen?«
    »Ihr werdet als Zigeuner verkleidet mit Bartolomé die Stadt verlassen. Er wird Euch mit seinen Leuten nach Cadiz bringen. Dort werdet Ihr ein Schiff besteigen, das Euch nach Westen in die Neue Welt bringt.«
    Suzanna wurde bleich. »In die Neue Welt? So weit fort?«, flüsterte sie. Dann jedoch nickte sie entschlossen. »Wenn es nötig ist, so werden wir eben gehen. Was geschieht mit unserem Haus?«
    »Ich möchte Euch bitten, Señora, meinem Sohn, Teresa und mir zu gestatten, eine Weile hier zu wohnen. Somit würde es auch längere Zeit verborgen bleiben, dass Ihr die Stadt verlassen habt, wie wenn das Haus von heute auf morgen leer stünde. Wenn wir es nicht mehr brauchen, werde ich es verkaufen und Euch den Erlös zukommen lassen.«
    »Nein, Señor de Cabalho«, sagte Suzanna, »behaltet das Geld oder das Haus und macht damit, was immer Euch beliebt. Nehmt es als Zeichen unserer Dankbarkeit. Und nun komm, Juan,

Weitere Kostenlose Bücher