Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuer von Córdoba

Die Feuer von Córdoba

Titel: Die Feuer von Córdoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
Vom Netzwerk:
den Mund gesetzt hatte, trafen diese Worte so unvorbereitet, dass er sich verschluckte. Er hustete, zog hastig ein Tuch aus seiner Tasche und hielt es sich noch gerade rechtzeitig vor den Mund, bevor er den Wein über den ganzen Tisch spuckte. Er bekam kaum noch Luft und lief dunkelrot an. Anselmo kam ihm zu Hilfe und schlug ihm zwischen die Schulterblätter. Er hustete wieder, und der Wein brannte so sehr in seiner Kehle, dass ihm die Tränen in die Augen traten. Doch Cosimo de Cabalho, der Pferdezüchter, saß auf seinem Lehnstuhl und lächelte.
    »Dies ist weder ein Grund, aus der Fassung zu geraten, noch, sich zu schämen, Señor Martinez«, sagte er. »Glaubt mir, auf diesem Stuhl, auf dem Ihr gerade sitzt, haben vor Euch schon viele Juden und Mauren gesessen. Sie alle hatten nur ein Ziel – die Stadt zu verlassen, bevor die heilige Inquisition sich ihrer bemächtigen konnte. Und, wenn ich das in aller Bescheidenheit anmerken darf, das ist uns bisher auch stets gelungen, sofern sie sich an meine Anweisungen und Ratschläge gehalten haben.« Seine dunklen Augen begannen zu funkeln. »Mir ist kein Grund bekannt, weshalb unser bisher erfolgreiches Netz ausgerechnet in Eurem Fall versagen sollte, Señor Martinez. Allerdings setzt dies absolute, schonungslose Ehrlichkeit voraus. Ich muss die Wahrheit wissen – über Euch, Eure Familie, Eure Motive und alle Gründe, weshalb die Inquisition sich für Euch interessieren könnte.«
    Juan biss sich auf die Lippe. Sollte er wirklich alles erzählen ? Eine Weile herrschte Schweigen im Raum.
    »Ihr scheint mir nicht zu vertrauen, Señor Martinez«, sagte Cosimo und runzelte die Stirn. »Das ist eine schlechte Voraussetzung , eine sehr schlechte sogar. Denn immerhin hat Bartolomé Euch so weit vertraut, dass er Euch zu meinem Haus geführt hat. Und ich habe Euch erzählt, dass ich Menschen zur Flucht vor der Inquisition verhelfe.« Er holte tief Luft und schnalzte mit der Zunge. »Ihr solltet Euch wirklich eines Besseren besinnen, Señor Martinez, andernfalls stellt Ihr mich vor ein äußerst heikles Problem, über dessen Lösung ich nur sehr ungern nachdenken würde.«
    Er warf Bartolomé einen Blick zu, und der Zigeuner hob entschuldigend die Hände.
    »Du musst mir verzeihen, Cosimo«, sagte er. »Ich dachte wirklich, dass er fliehen will. Mutter Maddalena hat ihm meinen Namen genannt, und er kam in das Hafenviertel – pünktlich und mitten in der Nacht. Glaube mir, ich bin wirklich davon ausgegangen …« Er sah Juan mit dem Zorn eines Vaters in den Augen an, den sein Lieblingssohn ausgerechnet vor dem König maßlos enttäuscht hatte. »Sollte er sich als faules Ei entpuppen, so werde ich mich persönlich um ihn kümmern. Es ist mein Fehler, und ich werde diesen Fehler beheben.«
    Cosimo nickte langsam. »Gut, darauf können wir uns einigen . Aber erledige diese Sache auf keinen Fall hier. Du weißt, ich kann es mir nicht leisten, unnötige Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.«
    Bartolomé lächelte. »Das ist doch selbstverständlich.«
    »Verzeiht, Señor Martinez«, sagte Cosimo ruhig. »Nehmt es nicht persönlich, aber ich kann kein Risiko eingehen.«
    Erst jetzt begann Juan zu begreifen, wovon die beiden Männer sprachen. Sie wollten ihn töten! Sie wollten ihn einfach umbringen und dann wahrscheinlich irgendwo hier auf einer der Weiden fern von der Stadt verscharren. Und sie sprachen so ruhig und gelassen darüber, als wollten sie lediglich einen stinkenden Misthaufen beseitigen, der im Laufe der Jahre zu groß geworden war. Voller Entsetzen sah er von einem zum anderen. Bartolomé blickte ihn mit finsterem Gesicht an, Cosimo sah ungerührt ins Feuer, Anselmo nickte zustimmend, wobei seine Augen erwartungsvoll funkelten, als würde er sich auf das bevorstehende Schauspiel freuen. Und die Frau? Sie allein schien entrüstet zu sein über das, was sie gerade gehört hatte. Aber würde sie ihm auch helfen können ? Nein, sie würden zu zweit nicht gegen diese drei Männer kämpfen können. Er war verloren. Er würde sterben. Hier und jetzt, ohne seine Familie jemals wieder gesehen zu haben. Seine Frau würde sich Sorgen machen. Sie wusste ja noch nicht einmal, wo er sich aufhielt. Sein Herz setzte ein paar Schläge lang aus, und ihm wurde übel.
    »Bitte …« Seine Stimme klang jämmerlich. »Bitte, Señor de Cabalho, ich wollte nie …«
    »Was wolltet Ihr nicht, Señor Martinez?«, fragte Cosimo und neigte den Kopf zur Seite. »Habt Ihr noch etwas zu sagen ,

Weitere Kostenlose Bücher