Die Feuer von Córdoba
er verbarg sein Gesicht in den Händen.
»Sie lebt! Teresa lebt!«, stammelte er immer wieder unter Schluchzen. »Gott im Himmel sei gepriesen, dass wenigstens sie überlebt hat! Señor, darf ich sie wohl sehen? Ich habe ihr so viel zu sagen. Und ich muss ihr auch …«
Doch Cosimo schüttelte bedächtig den Kopf. »Das wäre keine gute Idee«, sagte er. »Ein Zusammentreffen mit Teresa würde nur sie und Euch selbst unnötig in Gefahr bringen, Señor Martinez. Ihr derzeitiger Aufenthaltsort könnte der Inquisition bekannt werden. Aber wenn Ihr wollt, so werden wir ihr gern eine Botschaft oder einen Brief überbringen.«
Juan nickte eifrig. »Natürlich«, sagte er und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Natürlich, das verstehe ich.«
»Und nun zu Eurem Anliegen, Señor Martinez«, sagte Cosimo . »Ihr wollt also wirklich mit Eurer Frau und Euren Kindern die Stadt verlassen?«
»Ja. Lieber heute als morgen.«
»Nun, ein wenig Zeit werden die Vorbereitungen schon in Anspruch nehmen«, sagte Cosimo. »Je überstürzter die Flucht, umso größer auch die Gefahr der Entdeckung. Aber macht Euch keine Sorgen. Sofern Eure Flucht schnell vonstatten gehen müsste, würdet Ihr innerhalb weniger Stunden die Stadt verlassen können. Bleibt mit Bartolomé in Kontakt, über ihn werdet Ihr erfahren, wie weit die Vorbereitungen gediehen sind und was wir vielleicht noch zu Eurer Sicherheit benötigen. Auch könnt Ihr ihm jederzeit Nachrichten übermitteln . Vermeidet es jedoch unter allen Umständen, direkt mit uns in Verbindung zu treten. Es wäre zu gefährlich.«
»Ich danke Euch, Señor de Cabalho«, sagte Juan. »Ich danke Euch von ganzem Herzen. Was verlangt Ihr für Eure Hilfe? Meine Familie ist zum Glück nicht mittellos, und auch mir ist es gelungen, einiges an Geld zu sparen, sodass im Laufe der Jahre ein hübsches Sümmchen zusammengekommen ist. Ich wäre ohne weiteres bereit, Euch …«
Doch Cosimo winkte ab. Dabei lächelte er kaum merklich. »Was mein Herz begehrt, besitze ich bereits, Señor. Spart Euch also Euer Vermögen, um mit Eurer Familie an einem anderen Ort ein neues Leben beginnen zu können. Nein, ich verlange für meine Hilfe nichts anderes als eine Gegenleistung , eine Kleinigkeit für einen Mann in Eurer Position.« Er deutete auf Anne. »Ich wünsche nur, dass Ihr meine Cousine mit in die Stadt nehmt und ihr einen Posten als Schreiberin verschafft.«
Juan warf der Frau einen erstaunten Blick zu. Dabei schien sie kaum weniger überrascht zu sein als er.
»Vergebt meine Neugierde, Señor de Cabalho, aber weshalb soll ich das tun? Eure Cousine ist eine Frau und …«
»In der Tat«, unterbrach ihn Cosimo, »sie ist wirklich eine Frau. Aber sie hat in ihrer Heimat eine ausgezeichnete Schulbildung erhalten und ist sehr geschickt im Umgang mit Worten . Außerdem spricht sie mehrere Sprachen fließend – neben Spanisch auch Italienisch, Französisch, Englisch und Deutsch. Sie wird sich also in jedem Fall in der Schreibstube als nützlich erweisen.«
»Gut.« Juan nickte ergeben. »Ich werde sehen, was ich tun kann, aber ich kann Euch nicht versprechen, dass sich Fernando Rodriguez, der Oberste Schreiber, bereit erklärt, Eurer Cousine die Gelegenheit zu geben, sich zu bewähren. Er ist ein in den Traditionen sehr verhafteter Mann und …«
»Ihr werdet es schaffen, Señor Martinez«, sagte Cosimo, und seine Augen glitzerten so kalt, dass Juan unwillkürlich ein Schauer über den Rücken lief. »Mir zuliebe wird es Euch gelingen.«
»Und wenn ich nicht will, lieber Cousin ? Wenn ich mich weigere?«
Die Stimme der Frau erklang so plötzlich, dass Juan zusammenzuckte . Fast hatte er vergessen, dass sie anwesend war und alles mit anhören konnte. Dabei war ihrem Ton deutlich anzumerken, dass sie mit dieser ungewöhnlichen Bitte keinesfalls einverstanden war.
»Meine Liebe«, sagte Cosimo und wandte sich an sie. Er nahm ihre Hand und redete leise in einer fremden Sprache auf sie ein. Es war dieselbe Sprache, die zuvor der Sohn des Pferdezüchters benutzt hatte. Die Frau runzelte missmutig die Stirn.
Offenbar eine Frau, die sich nicht leicht lenken lässt, dachte Juan. Doch schließlich schien Cosimo de Cabalho sie überzeugt zu haben. Sie gab nach und nickte.
»Also gut«, sagte sie, »ich werde mitgehen und in Córdoba in der Schreibstube arbeiten. Ich hole meine Sachen.«
Cosimo lächelte zufrieden und erhob sich, während Anne rasch die Treppe in den ersten Stock
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