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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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um mich zu vergewissern, daß der Geistliche uns auch weiterhin folgte; daß nichts Schuppiges oder Haifischzähniges ihn von seinem Pferd gerissen hatte und nun auch mich packen wollte. Es war dunkel, aber ich konnte den massigen Umriß des Pastors ausmachen und deutlich sein asthmatisches Seufzen hören.
    Nach einer Weile gingen die Sterne in ihrer ganzen tropischen Pracht auf, und selbst in ihrem fahlen Schein konnte ich die Büsche und Blumen erkennen, die die vulkanische Landschaft um uns herum durchsetzten: Ohias und ohelos (eine Abart der Heidelbeere), Sadlerien, Polypodien und eine bunte Vielfalt von Sträuchern, an denen Beerentrauben hingen, die im Sternenschein wundbrandig-blau zu leuchten schienen. Es gab eine Vielzahl verschiedener Palmen — allerdings keine Kokospalmen — und eine Fülle von Büschen, Kerzennuß- und Brotfruchtbäumen, doch während wir immer höher stiegen, wurde diese florale Vegetation immer spärlicher, und an ihre Stelle traten zuerst schmale und dann breitere Ströme und Betten der wulstigen Lava, die hier pahoehoe genannt wird. Wir kamen nur langsam voran; der Knabe Halemanu mußte sich immer wieder aus dem Halbschlaf reißen, um uns den Weg zu zeigen, und unsere Pferde tasteten sich mit äußerstem Bedacht über die Vorsprünge und Terrassen aus überwuchertem Basalt.
    Einmal, etwa auf halbem Wege zu unserem Ziel, hielten wir alle an und lauschten, da aus einiger Entfernung hinter uns ein rhythmisches Geräusch zu uns herüberdrang, so als würde eine große Gruppe von Männern leise singen, aber vielleicht war es auch nur das Rauschen der Brandung — gleichwohl wir nunmehr recht weit im Inland waren.
    »Die Heere der Nacht?« flüsterte Mr. Clemens, doch der Knabe antwortete nicht, und wir anderen wußten es nicht zu sagen.
    Danach spornten wir unsere Pferde zu einem weniger vorsichtigen Tempo an.
    Es war kurz vor Morgengrauen, als wir das Dorf erreichten, obgleich »Dorf« ein zu großes Wort für das halbe Dutzend verfallener Hütten war, die uns in der Dunkelheit erwarteten. Nirgends brannte ein Licht. Kein Hund bellte ob unseres Eindringens. Einen Moment lang saßen wir stumm und reglos auf unseren Pferden, überzeugt — zumindest ich —, daß was immer Reverend Whisters Gruppe verschlungen hatte, auch kurzen Prozeß mit Halemanus Verwandten in diesem Dorf gemacht hatte. Doch dann rief der Knabe etwas in jenem melodischen Sturzbach von Silben, der das Hawaiische ausmacht, und ich konnte die Worte wahine haole heraushören, was natürlich »weiße Frau« bedeutet, und nai lio, was sich mit »Wasser für Pferde« als Frage übersetzen läßt, und tutu, was, wie ich später erfuhr, »Großmutter« hieß, und schließlich noch Ka huakia’a o ka Po, was, wenn ich recht erinnerte, »Heer der Nacht«, bedeutete.
    Plötzlich waren ein Dutzend Schatten um uns herum, und Hände zerrten an uns. Einen Augenblick lang war ich völlig überwältigt und erlaubte diesen eifrigen, doch anscheinend nicht feindlichen Händen, mich von Leo zu ziehen, mich auf die Füße zu stellen und mich mit der Eingeborenen eigenen Neugier zu berühren. Ich hörte Mr. Clemens und Reverend Haymark protestieren, doch auch sie wurden von ihren Pferden gehoben.
    Abermals ertönte Halemanus Stimme, einer der Schatten neben mir antwortete mit der Stimme eines alten Mannes, und wir wurden ohne weiteres Aufhebens in die nächstgelegene und größte Hütte gescheucht.
    Das Dorf war offenkundig nicht verlassen. Acht alte Männer, drei jüngere Frauen und eine tutu oder Großmutter, so alt wie die Zeit selbst, nahmen in der langgestreckten Hütte Platz, ihre Gesichter und runzligen Leiber nunmehr im fahlen Lichtschein zweier winziger Bankulöl-Funzeln erkennbar. Sie hatten uns auf den Boden gedrückt, und nun saßen wir mit ihnen da, Reverend Haymark nahe der Tür und das erschöpfte Kind neben der Alten im dunkelsten Winkel der Hütte. Der alte Mann an Reverend Haymarks Seite ergriff abermals das Wort. Sein zahnloses Gebrabbel wäre unverständlich gewesen, selbst wenn er Englisch gesprochen hätte, aber Halemanu übersetzte es ohne Mühe. »Großvater fragt, warum ihr in dieser schlimmen Nacht unterwegs.«
    Mr. Clemens antwortete für uns. »Sag ihm, daß wir auf dem Weg zu Reverend Whisters Kirche und Dorf waren.«
    Der alte Mann stieß einige zahnlose Laute auf hawaiisch aus.
    »Großvater sagt, die Kirche und das Dorf getötet wurden. Niemand dort mehr am Leben. Dorf jetzt ein böser Ort. Kapu.« In seiner

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