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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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brachten all jenen, die die Shrimps nicht mochten, einen griechischen Spinatsalat. Das Zwiebel-Knoblauch-Dill-Dressing mit einem Hauch Ouzo ließ Trumbos Augen tränen. Feta-Käse-Bröckchen bildeten einen appetitlichen Gegensatz zum Grün des Salats. Warmes focaccia -Brot, direkt aus dem Ofen, wurde aufgedeckt. André, der betagte Weinkellner, öffnete Flaschen und brachte Trumbo die Korken. Trumbo ignorierte sie und gab ein Zeichen, den Wein auszuschenken.
    »Wir sind noch immer besorgt über unseren Freund Tsuneo«, flüsterte Hiroshe Sato und beugte sich dabei so dicht heran, daß niemand sonst ihn hören konnte. »So verantwortungslos er auch ist, es sieht ihm gar nicht ähnlich, bei einem Geschäftsdinner zu fehlen.«
    »Ach, was soll’s«, erwiderte Trumbo. »Ich bin sicher, daß es Sunny gutgeht. Ich bin mir ganz sicher, daß er bei der Vertragsunterzeichnung nach dem Dinner wieder bei uns sein wird.«
    »Hrrgghh«, erwiderte Sato — es war jenes für Japaner typische Halbknurren, das gleichzeitig emotional und unverbindlich war. Er widmete sich seinen malaysischen Shrimps.
    »Würden Sie mich bitte einem Moment entschuldigen, Hiroshe?« sagte Trumbo. Er hatte Will Bryant den langgestreckten Raum betreten und mit zwei Leibwächtern reden sehen. Trumbo zog seinen Privatsekretär mit sich auf die Terrasse. Hier draußen pfiff der Wind, Wolken sausten über den Himmel, beleuchtet vom Feuerschein des Vulkans.
    »Die Leichen sind wieder im Kühlraum«, erklärte Bryant leise. »Wir haben die siebte Etage abgeriegelt. Michaels hat Männer abgestellt, die den Fahrstuhl und die Treppe bewachen.«
    »Was ist mit Frederickson?«
    »Er hat sich vor ein paar Minuten über Funk gemeldet«, sagte Will Bryant. »Er hat Schiß. Er sagt, ein Gewitter zieht auf. Er möchte zurück zum Hotel kommen.«
    »Sagen Sie ihm, er soll bleiben, wo er ist«, befahl Trumbo. Er zog Bryant ein paar Schritte näher an die Brüstung. »Will, ich habe eine Aufgabe für Sie.«
    Der Sekretär wartete. Er trug seine runde Armani-Schildpattbrille, und seine Augen wirkten hinter den Gläsern sehr groß.
    »Erinnern Sie sich an die Höhle, von der ich Ihnen erzählt habe? Und an das Schwein? Und an Dillon und Sunny Takahashi, die irgendwie wie Gespenster oder Zombies oder so was aussahen?«
    Will Bryant nickte und wartete.
    »Nun«, sagte Trumbo, »das Schwein hat gesagt, wenn ich Sunny haben wollte, müßte ich nur da runtergehen und ihn holen.«
    Will Bryant nickte und wartete.
    »Will«, sagte Trumbo, »ich möchte, daß Sie da runtergehen und ihn holen.«
    Will Bryant drehte ganz langsam den Kopf, bis seine eulengleichen Augen direkt auf seinen Boß blickten.
    »Jetzt«, sagte Trumbo.
    »Ähhmmm«, erwiderte der Sekretär. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und setzte noch einmal an. »Ich habe gerade Sunny Takahashis Leiche in den Kühlraum gebracht.«
    »Ja«, gab Trumbo zurück und tat diese Tatsache mit einer ungeduldigen Handbewegung ab, »aber ich glaube, daß das Schwein seine Seele hat oder irgend so eine Scheiße. Sie gehen da runter und holen sie, und dann werden wir sehen, ob wir sie rechtzeitig wieder in den Körper des Japsen kriegen, damit Sato heute abend noch den Vertrag unterschreiben kann.«
    Will Bryants Augen hinter den runden Gläsern blinzelten nicht. »Sie verlangen von mir, daß ich bei dem Gewitter rausgehe, die Höhle finde, die Frederickson bewacht, dort hinuntersteige, mit einem Schwein rede und Sunny Takahashis Seele rechtzeitig für den Vertragsabschluß zurückhole?«
    »Genau«, sagte Trumbo, und seine Stimme klang erleichtert. Wenn die Anweisungen klar und deutlich waren, hatte Will Bryant ihn noch nie enttäuscht.
    »Lecken Sie mich am Arsch«, sagte Bryant.
    Trumbo blinzelte. »Was?«
    »Lecken Sie mich am Arsch.« Und dann, als wäre es ihm gerade noch eingefallen: »Boß.«
    Trumbo widerstand dem Drang, den Harvard-Jura-Absolventen bei seinem dürren Hals zu packen und ihn über die Brüstung aus dem siebten Stock zu werfen. Ziemlich genau das hatte er mit seinem letzten Sekretär gemacht.
    »Ich sagte: ›Lecken Sie mich am Arsch‹«, wiederholte Bryant mit ruhiger Stimme. »Es gibt hier eine Menge Tote, und ich bin nicht bereit, mich zu ihnen zu gesellen. Das steht nicht in meiner Arbeitsplatzbeschreibung.«
    Trumbo bebte vor Wut. Er verschränkte die Hände hinter seinem Rücken, um das Zittern zu verbergen. »Ich werde mich sehr großzügig revanchieren«, erklärte er mit zusammengebissenen

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