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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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jenseits davon eine Vielzahl von anderen Geysiren und lodernden Felsspalten, die sich bis zum nicht sichtbaren Pazifik etwa acht Meilen unterhalb erstreckten. Sie fragte sich, ob diese Springflut aus geschmolzenem Gestein schon die Ferienanlage das Mauna Pele erreicht hätte. Sie spähte nach oben, konnte aber den Hubschrauber durch die Asche- und Rauchwolken nicht sehen. Hier und dort schimmerte Peles Haar, die hauchdünnen Stränge verstreut über Felsbrocken und quer über schwarze Spalten gezogen, jede gläserne Strähne funkelnd und blitzend von dem Höllenlicht, das sich in ihr brach.
    »Eleanor«, sagte eine Stimme.
    Eleanor wirbelte herum und sah eine Frauengestalt in der dunklen Öffnung der Höhle stehen. »Molly Kewalu?«
    »Komm herein«, sagte die Frau und trat zurück in die Schatten.
    Eleanor sah auf die Uhr und eilte den kleinen Hang hinauf. Ihr blieben keine sieben Minuten bis zur Rückkehr des Hubschraubers.
    Gute zehn Meter hinter dem Eingang weitete sich die Höhle. Eleanor bemerkte den Teppich auf dem ebenen Lavaboden, den schweren alten Tisch mit den zwei Stühlen, einen Schaukelstuhl neben einer Holzkiste, die als Beistelltisch fungierte, die Bücher in weiteren Kisten, die zu Regalen umfunktioniert worden waren, die Küchennische mit ihren schimmernden Kupfertöpfen, die drei zischenden Laternen, die alles in ein warmes Licht tauchten. Das traumgleiche Gefühl war nicht verebbt. Eleanor fragte die Frau nicht, woher sie ihren Namen kannte.
    »Setz dich«, sagte Molly Kewalu. Eleanor hatte erwartet, daß sie die alte Frau wäre, die sie in Leonards und Leopolds Wohnwagen gesehen hatte, aber sie war es nicht. Molly Kewalu mochte die verrückte Alte von Big Island sein, doch sie erinnerte Eleanor an eine ehemalige Direktorin der Abteilung für englische Literatur in Oberlin. Mollys graues Haar war zu einem Dutt nach hinten gebunden und wurde von einem wunderschönen Schildpattkamm gehalten, ihr markantes Gesicht mit den feingezogenen Brauen und dem scharfgeschnittenen Kinn war beinahe faltenlos, ihre Augen blitzten eher amüsiert als verrückt. Sie trug hellbraune Lederjeans und ein rotes Seidenhemd, unter dessen offenstehendem Kragen Eleanor eine Halskette aus Türkisen sehen konnte, die von Navajo-Künstlern zu stammen schien, dazu feste Wanderstiefel und ein schlichtes, doch elegantes Armband aus winzigen Muscheln.
    »Bitte setz dich«, sagte Molly Kewalu und deutete auf den Schaukelstuhl. Dann zog sie sich selbst einen der Stühle vom Tisch heran.
    »Ich habe nur wenig Zeit«, erklärte Eleanor, während sie in dem Schaukelstuhl Platz nahm und sich fragte: Geschieht das hier wirklich? Es geschah wirklich. Sie roch den Schwefelgestank des Lavastroms, der direkt vor der Höhle vorbeifloß.
    »Ich weiß«, erwiderte Molly Kewalu. Sie beugte sich vor und berührte Eleanors Knie. »Hast du irgendeine Vorstellung, in was du da hineingeraten bist, Eleanor Perry aus Ohio?«
    Eleanor blinzelte. »Es tobt eine Schlacht«, sagte sie, ihre Stimme ganz leise in der gemütlichen, zischenden Stille der Höhle. »Pana-ewa und die anderen Dämonen...«
    Molly Kewalu winkte ab. »Pana-ewa ist ein Nichts. Nichts. Es ist Kamapua’a, der mit Pele um die Herrschaft über diese Insel buhlt. Es ist Kamapua’a, der die haole benutzt hat, um ihm den Weg zu bereiten.«
    »Um ihm den Weg zu bereiten«, wiederholte Eleanor. Das Blut rauschte in ihren Ohren. »Selbst bei Tante Kidder und Mark Twain war es...«
    »Der Eber«, beendete Molly Kewalu den Satz. »Die männlichen kahuna behaupten, Pele anzubeten, aber tief in ihrem Herzen verehren sie den Eber.«
    »Der Eber«, flüsterte Eleanor.
    Molly Kewalu beugte sich noch weiter vor und faßte die Dozentin bei den Oberarmen. »Du besitzt Mut, Eleanor Perry aus Ohio. Du glaubst, du könntest in die Unterwelt von Milu hinabsteigen, wie es deine Ahnin getan hat.«
    Eleanor blinzelte abermals. Woher weiß sie das alles?
    »Du wirst versagen, Eleanor Perry. Dein Körper wird sterben, bevor dies geschieht. Aber du darfst den Mut nicht verlieren. Es ist der stille Nachtmut der Frauen, der unsere Macht bindet und den Ausgleich zu dem lärmenden Tagesmut der Männer bildet. Unser Mut ist die Quelle der Dunkelheit, die Dunkelheit gebiert, verstehst du das, Eleanor Perry aus Ohio?«
    »Nein«, erwiderte Eleanor. Mein Körper wird sterben? schoß es ihr durch den Sinn. Doch laut sagte sie: »Ich möchte es verstehen, aber ich tue es nicht.« Ich lehre über die Geschichte und

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