Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
dem Essen machte Byron Trumbo mit seinen Gästen die große Besichtigungstour. Die Golfwagen-Prozession rollte aus der Privatgarage acht Stockwerke unter der Präsidentensuite, ihre Reihenfolge bestimmt durch das Protokoll: Byron Trumbo und Hiroshe Sato fuhren allein im ersten Wagen, mit Trumbo am Steuer; der zweite Wagen wurde von Will Bryant gelenkt, mit dem betagten Masayoshi Matsukawa, dem engsten Berater des jungen Mr. Sato, neben ihm auf dem Beifahrersitz; auf der Rückbank saßen Bobby Tanaka — Trumbos Mann in Tokio — und der junge Inazo Ono, Satos Trinkkumpan und Chefunterhändler. Den dritten Golfwagen steuerte der Manager des Mauna Pele, Stephen Ridell Carter — ebenso konservativ gekleidet wie die japanischen Berater —, mit Dr. Tatsuro, Satos Leibarzt, und den Sato-Beratern Seizaburo Sakurabayashi und Tsuneo »Sunny« Takahashi als Beifahrern. Die nächsten drei Wagen waren mit Anwälten und Golffreunden der beiden Hauptpersonen gefüllt. In diskretem Abstand folgten noch einmal drei Wagen mit Trumbos und Satos Leibwächtern.
    Die Golfwagen rollten den glatten Asphaltweg entlang, vorbei an der Walbeobachtungs lanai und durch den Meerespark — ein sanft abfallender Garten, der Rasen golfplatzkurz, gesäumt von Blumenbeeten und exotischen Pflanzen. Ein künstlicher Bach plätscherte durch den Park, sprang über Lavafelsen, stürzte Wasserfälle hinab und mündete schließlich in einer grottenähnlichen Lagune, die den Strandbereich vom Areal des Big Hale trennte. Sie fuhren durch einen Kokospalmenhain und kamen auf den Strandweg.
    »Wir pumpen jeden Tag mehr als dreiundachtzigtausend Kubikmeter Meerwasser durch diese Teiche und Bäche«, erklärte Trumbo. »Und noch mal siebenundfünfzigtausend Kubikmeter, um die Lagunen aufzufrischen.«
    »Alles recyclebar?« erkundigte sich Hiroshe Sato.
    Trumbo zögerte einen Moment. Er hatte Arres lecycrebal? verstanden. Sato konnte fast akzentfreies Englisch sprechen, wenn er wollte, aber bei Verhandlungen wollte er nur selten.
    »Klar ist es recyclebar«, sagte er. »Das Problem sind nicht die Salzwasserteiche und -bäche, das Problem sind die Pools und koi- Teiche. Wir haben drei allgemeine Swimmingpools für die Gäste, plus der Badelagune, plus der sechsundzwanzig Privatpools für die Gäste der Luxus hales auf der samoanischen Landzunge. Und die Karpfenteiche brauchen dasselbe Süßwasser wie die Pools. Alles in allem kommen da über siebeneinhalbtausend Kubikmeter Frischwasser pro Tag zusammen.«
    »Ahhhh«, sagte der junge Mr. Sato und lächelte. Dann fügte er geheimnisvoll hinzu: »Koi. Hai.«
    Trumbo bog mit dem Golfwagen nach rechts ab, auf den Strandweg Richtung Norden, weg von der Shipwreck-Bar. »Das hier sind die Rochenteiche. Wir haben da Zweitausend-Watt-Halogenfluter unter Wasser. Nachts können Sie da auf dem Felsen stehen, die Hand ausstrecken und die Rochen streicheln, die wir mit dem Licht anlocken.«
    Sato stieß nur einen nicht zu deutenden Laut aus.
    »Dieser Strand ist jetzt der schönste Strand an der South-Kona-Küste«, erklärte Trumbo. »Wahrscheinlich sogar an der gesamten Westküste von Big Island. Das sollte er auch sein — schließlich haben wir über achttausend Tonnen weißen Sand hergeschafft. Die Lagune war schon da.«
    Sato nickte, das Kinn tief in den Falten seines Halses. Das Gesicht des jungen Mannes zeigte keine Regung; sein schwarzes Haar glänzte in der sengenden Sonne.
    Die Golfwagen-Prozession surrte vorbei an den Restaurant-Pavillons, den Gärten und Lagunen in einen weiteren Kokospalmenhain hinein. Hohe, elegante hales erhoben sich auf schweren Stelzen. »Das hier ist der Anfang der samoanischen Landzunge«, erklärte Trumbo. Die Golfwagen fuhren perfekt beschnittene tropische Alleen entlang, über breite Brücken und zwischen Lavabrocken hindurch. »Wie Sie sehen, sind dies die größten der gut zweihundert hales auf dem Anwesen. In jeder davon finden bequem zehn Leute Platz. Die hales hier an der Spitze der Landzunge sind alle mit ihrem eigenen Pool und Butler ausgestattet.«
    »Wieviel?« fragte Sato.
    »Wie bitte?«
    »Wieviel pro Nacht?«
    »Dreitausendzweihundert pro Nacht für einen der samoanischen Luxusbungalows«, antwortete Trumbo. »Trinkgelder und Mahlzeiten nicht eingeschlossen.«
    Sato lächelte, und Trumbo hatte den Eindruck, der japanische Milliardär hielte das für ein Schnäppchen.
    Die Golfwagenprozession ließ die Landzunge hinter sich zurück und surrte in einen Wald aus Palmen und Pinien.

Weitere Kostenlose Bücher