Die Feuer von Eden
1892
Sicherheitschef Matthew »Matt« Dillon hatte nicht gerade schlechte Laune, als er durch die Türen mit der Aufschrift »Zutritt nur für Befugte« trat und die Rampe hinunter zu den Katakomben unter dem Mauna Pele trottete. Dillon hatte kurze Zeit für das FBI gearbeitet, dann — in einem seltenen Wechsel — sieben Jahre lang für die CIA, bevor er auf das private Wachdienstgeschäft umgesattelt hatte. Er war Anti-Terror-Spezialist gewesen, spezialisiert auf Terrorismus, der sich gegen große Anlagen richtete. Um ein Experte für den Schutz solcher Anlagen zu sein, war Dillon zu einem Experten darin geworden, sie zu überfallen. Seine Dienste waren selbst den Militärs angeboten worden, als die Idioten um Präsident Carter die Befreiung der in der amerikanischen Botschaft in Teheran festgehaltenen Geiseln planten. Dillon war immer dankbar dafür gewesen, daß die Army das Angebot des FBI abgelehnt und ihn nicht in dieses gigantische Desaster verwickelt hatte.
Dillon war schon fünf Jahre als privater Sicherheitsberater tätig, als Pete Briggs — der im Jahr zuvor mit ihm zusammen ein Seminar über Personenschutz gemacht hatte — ihn ansprach und fragte, ob er nicht für Byron Trumbo arbeiten wolle. Dillon hatte kein Interesse an einem solchen Job — simpler Bewachungsdienst langweilte ihn zu Tode —, aber Briggs hatte nicht lockergelassen. Sie flogen ihn in einem Privatjet von San Diego nach New York, Trumbo führte persönlich das Vorstellungsgespräch, der Job klang interessant — eher eine Art »Feuerwehr« für Trumbos weitverstreutes Imperium aus Firmen und Casinos und Hotels als ein simpler Sicherheitschef —, und das Gehalt war zweimal so hoch wie das, was er als Sicherheitsberater verdiente, selbst in den fetten Zeiten der Entführungen und Attentate. Dillon hatte ja gesagt.
Ein, zwei Jahre lang hatte es wirklich Spaß gemacht, um die Welt zu jetten und Erpressungsversuche und Sicherheitslecks unter die Lupe zu nehmen, Diebe in Mr. Trumbos Casinos und Kontoren zu entlarven, sogar hin und wieder etwas grob gegen Mr. Ts nicht ganz so ehrbare Feinde zu werden, wenn es hart auf hart kam. Dillon hatte nie ein Problem damit gehabt, in den Grauzonen des Gesetzes zu operieren oder selbst in den schwarzen Bereich jenseits des Gesetzes abzusteigen, wenn der Job es verlangte. Trumbo schien das zu ahnen und hatte Dillon dementsprechend eingesetzt.
Dann, vor einem halben Jahr, waren plötzlich die ersten Gäste in Trumbos Mauna-Pele-Hotel verschwunden, und Dillon hatte in der nächsten Maschine Richtung Westen gesessen. Sein Plan war, inkognito aufzutreten, um ein Gefühl für den Laden zu bekommen. Zuerst war es ein Mordsspaß gewesen, sich von der Sonne braten zu lassen, den ganzen Abend in der Shipwreck-Bar zu sitzen und einfach allgemein den blöden Touristen zu mimen, während er das Hotel unter die Lupe nahm und versuchte herauszufinden, was hier vor sich ging. Er hatte nicht viel herausgefunden. Stephen Ridell Carter leitete die Ferienanlage mit fester Hand. Der damalige Sicherheitschef des Mauna Pele, ein einheimischer hawaiischer Excop namens Charlie Kane, war faul, aber nicht völlig unfähig gewesen. Die örtlichen Cops hatten alle üblichen Spuren verfolgt — verärgerte Exangestellte, die ortsansässigen Irren, jemand mit einem Haß auf Trumbo persönlich —, aber es war nichts dabei herausgekommen. Nach einer Woche fruchtlosen verdeckten Ermittelns hatte sich Dillon Carter, Kane und den örtlichen Behörden gegenüber zu erkennen gegeben und mit ihnen zusammengearbeitet. Ebenfalls ohne Ergebnis.
Der Fehlschlag frustrierte ihn. Nachdem Trumbo Charlie Kane gefeuert und Dillon gebeten hatte, den Posten als Sicherheitschef zu übernehmen, »bis die Sache erledigt war«, hatte er den Job angenommen und geglaubt, daß es im Höchstfall für ein paar Wochen wäre. Es war nicht sein Stil, ein Geheimnis ungelöst zu lassen.
Jetzt, über sechs Monate später, hatte Matthew Dillon Hawaii und das Mauna Pele und den Sonnenschein und die frische Luft und die tosende Brandung durch und durch satt. Er wollte zurück nach New York im Winter, mit seinen schmutzigen Straßen und den griesgrämigen Taxifahrern. Er wollte einen Auftrag in einem von Mr. Ts Casinos in Las Vegas oder Atlantic City, wollte die ganze Nacht in einer Umgebung durcharbeiten, wo niemand wußte, ob es Tag oder Nacht war und auch nur einen Scheißdreck darauf gab.
Und jetzt das hier. Leichenteile auf dem Golfplatz. Die drei
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