Die Feuer von Eden
trug, und an das Gefühl, daß irgend etwas mit dem Tier nicht stimmte, aber an nichts Spezielles bezüglich seiner Zähne. Sie schüttelte den Kopf. »Was war mit seinen Zähnen?«
Cordie lehnte sich zurück, als ihre Drinks vor ihnen abgestellt wurden. Als der Junge wieder weg war, sagte sie: »Er hatte Menschenzähne.«
Eleanor blinzelte.
»Wirklich«, bekräftigte Cordie Stumpf und zog das hohe Glas näher zu sich heran. Der Cocktail war rot, und es schwamm eine Orangenscheibe darin. »Gott ist mein Zeuge, dieser verdammte Hund hatte Menschenzähne. Wie ein falsches Gebiß. Das Viech hat mich heute morgen am Strand angegrinst.«
»Sie müssen sich irren«, sagte Eleanor.
»Mhm-mhm«, gab Cordie zurück. »Ich hatte in meinem Leben ebenso viele Hunde wie Männer, und ich weiß, wie sie aussehen. Ich habe auf den ersten Blick gesehen, daß mit diesem Vieh was nicht stimmte. Und als es mich heute morgen angegrinst hat, da hab ich gesehen, was es war. Heute nachmittag wäre es mir vielleicht nicht aufgefallen — mit dieser Männerhand, die ihm da aus dem Maul baumelte, und das alles —, aber ich wußte, worauf ich achten mußte, und das habe ich getan, und es waren tatsächlich Menschenzähne.«
Eleanor war auf einmal ein wenig schwindelig. Sie mochte Cordie Stumpf und wollte nicht, daß sich herausstellte, daß die Frau verrückt war. Um ihre Verwirrung zu verbergen, zog sie das hohe Glas zu sich heran, nahm das Papierschirmchen und den Minzezweig heraus und kostete den Cocktail. »Er ist süß. Ich frage mich, was wohl drin ist.«
»Alles«, erwiderte Cordie. »Es schmeckt wie Long-Island-Eistee mit Kirschgeschmack und etwa vier weiteren Sorten Alkohol dazu. Zwei von den Dingern, und ich tanze nackt auf der Theke.«
Eleanor versuchte, sich dieses Schauspiel vorzustellen, dann verdrängte sie das Bild eilig wieder.
»Wo wir gerade vom nackt Tanzen reden«, sagte Cordie, »was halten Sie denn von Paul?«
Eleanor schluckte. »Was soll mit ihm sein?«
Cordie schmunzelte. »Der ist mächtig scharf auf Sie, Nell.«
Soweit Eleanor sich erinnern konnte, hatte noch niemand je diesen Ausdruck in ihrer Gegenwart benutzt. Sie nahm sich einen Moment, bevor sie antwortete. »Sie irren sich.«
»Mhm-mhm«, beharrte Cordie.
»Ich habe kein Interesse an Dr. Kukali«, erklärte Eleanor. Sie hörte selbst, wie steif das klang — eine Professorin, die eine Studentin tadelte —, aber sie konnte es nicht ändern.
»Ich weiß«, sagte Cordie, noch immer mit leisem Lächeln. »Ich kann es sehen. Aber ich bin nicht sicher, ob Dr. K. es auch sehen kann. Männer sind manchmal dumm wie Brot.«
Eleanor entschied, das Thema zu wechseln. »Wie dem auch sei, Dr. Kukali hat gesagt, er würde heute nachmittag nach Hilo zurückfahren. Er hält nur einmal die Woche Vorträge im Mauna Pele.«
»Das glaube ich nicht«, erwiderte Cordie. »Ich denke, er ist heute abend immer noch hier.«
Eleanor trank einen weiteren Schluck von ihrem Cocktail. Er war zu süß, schmeckte aber durchaus. »Wie kommen Sie darauf?«
Cordie deutete mit einem Nicken hinter Eleanor auf den Eingang zur Terrasse. »Weil er gerade die Bar betreten hat und an unseren Tisch kommt.«
14. Juni 1866, am Kilauea-Vulkan
Als Reverend Haymark durch die Kruste aus getrockneter Lava einbrach, war mein erster Gedanke: »Er wird verdampfen, und die daraus entstehenden Flammen werden uns alle verzehren!« Es war ein unwürdiger Gedanke. Und die Hypothese wurde nicht auf die Probe gestellt, da der stämmige Geistliche nur bis zu den ausgestreckten Armen einsackte.
»Rühren Sie sich nicht von der Stelle, um mir zu helfen!« schrie Reverend Haymark. Seine Selbstlosigkeit war offensichtlich weit stärker entwickelt als die von Mr. Clemens oder mir selbst, da weder der Korrespondent noch ich die kleinste Bewegung gemacht hatten, um unseren Führer zu retten. Tatsächlich möchte ich bezweifeln, daß ich in jenem Moment imstande gewesen wäre, auch nur einen Schritt zu tun.
Der Geistliche hievte sich unter lautem Ächzen und Keuchen selbst heraus und kroch auf allen vieren von dem Loch weg. Der Feuerschein des Magmas drang aus der gezackten Öffnung. Reverend Haymark stand vorsichtig wieder auf und griff nach der Laterne, die er fallengelassen hatte, dann sagte er: »Sehen Sie sich nach dem Pfad um. Er ist härter und ausgetrockneter als diese Oberfläche.«
Mr. Clemens und ich schauten uns verzweifelt um, ohne unsere Füße auf der trügerischen Oberfläche zu
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