Die Feuer von Eden
widersprechen, glaube ich.«
Eleanor reagierte nicht auf den Seitenhieb. Statt dessen sagte sie: »Ist der Ku-Hund auch in die Milu-Unterwelt geschickt worden, als er starb?«
Diesmal zögerte der Kurator noch einen Moment länger. »Einige kahuna, Priester, würden sagen, ja. Andere würden sagen, nein.«
»Aber Milu ist der Ort, an den die Geister der Menschen gehen?«
»Ja.«
»Und wo einige der kapuas und mo-os eingesperrt wurden?«
Paul rieb sich die Nase. »Die kapuas habe ich vorhin erwähnt, aber ich kann mich nicht erinnern, von mo-os gesprochen zu haben.«
»Was ist das?« fragte Cordie.
Paul antwortete. »Mo-os oder mokos sind mächtige Dämonen. Sie können sowohl über die Natur befehlen als auch verschiedene Gestalt annehmen. Und ja, die kapuas und mo-os wurden nach einer feurigen Schlacht mit Pele in die Milu-Unterwelt verbannt.« So als wollten sie seine Worte unterstreichen, zuckten ganz in der Nähe Blitze über den Himmel, und Donner hallte durch die offenen Fenster. Die drei lächelten einander an.
»Genug davon«, erklärte Paul und schaute sich auf der leeren lanai um. »Wir scheinen die letzten zu sein. Aber wenigstens haben wir wieder Strom.« Er sah Cordie an. »Wollen Sie wirklich immer noch heute abend die Katakomben sehen?« Sein Tonfall deutete an, daß es schon spät sei.
»Aber ja«, erwiderte Cordie, ohne zu zögern.
Paul nickte. »Möchten Sie mitkommen, Eleanor?«
»Ich glaube nicht. Ich bin ein bißchen müde. Ich denke, ich gehe lieber zurück zu meiner hale.«
Paul deutete auf den Regen, der nun stärker als zuvor vom Himmel prasselte. »Sie sagten, Sie hätten eine der hales an der Südseite der Anlage, nicht wahr?«
»Ja, hinter der Shipwreck-Bar und dem kleinen Pool.« Eleanor sah den Kurator an, neugierig darauf, was er wohl vorschlagen wollte.
»Es ist ein langer Weg im Regen«, sagte er. »Es gibt hier hoteleigene Schirme, die Sie sich leihen können, aber die Servicetunnel... die Katakomben... haben nur ein paar Meter von Ihrer hale entfernt einen Ausgang.«
»Mir macht der Regen nichts aus...«, setzte Eleanor an.
»Ach, kommen Sie mit, Nell«, fiel Cordie ihr ins Wort, und es war etwas Kindliches an ihrer Bitte.
Eleanor zögerte nur kurz. »Also gut, wenn es eine Abkürzung ist.«
Die drei standen auf. »Das ist es«, erklärte Paul. »Wir können Sie bis zu Ihrer Tür bringen, und dann gehe ich mit Mrs. Stumpf zurück zur Big Hale. Und auf dem Weg können wir uns dann den unterirdischen Komplex ansehen.«
Sie nickten im Gehen Lovey und dem Oberkellner zu und verließen das Restaurant. Der Regen prasselte auf die tropische Vegetation jenseits der offenen Wände der leeren Lobby herab. Paul führte die beiden Frauen zum Aufzug und fuhr mit ihnen in den Keller hinunter. Dann führte er sie über eine lange Rampe zu einer Tür mit der Aufschrift zutritt nur für befugte, schob eine Plastikausweiskarte in einen Scanner, bis das kleine Lämpchen am Kasten grün aufflammte, und sie folgten der Rampe hinunter in die Katakomben.
»Was soll dieser Mist über eine Evakuierung des Pele?« keifte Trumbo übers Telefon den ehrwürdigen Dr. Hastings an.
Der Wissenschaftler klang müde. »Ich habe Mr. Carter und Mr. Bryant lediglich geben, daß Sie von der Lage in Kenntnis gesetzt werden und sich die Alternative bewußt machen. Die örtlichen Behörden haben bereits die Anwohner der Ocean View Estates und der Kahuku Ranch gewarnt...«
»Die liegen südlich von hier«, fiel Trumbo ihm ins Wort.
»Ja«, sagte Dr. Hastings, »aber es haben sich mehrere laterale Spalten geöffnet, von denen einige den Nebenfluß der Lava sehr viel weiter nach Norden, bis Keananuionana Point, ableiten könnten.«
»Das ist immer noch südlich von uns«, bemerkte Trumbo.
»Ja, aber mit jedem zusätzlichen Strom steigt die Wahrscheinlichkeit weiterer begleitender Aktivitäten. Ich muß Sie daran erinnern, daß im April 1868 das gesamte Gebiet, auf dem Sie Ihre Hotelanlage errichtet haben, der Fokuspunkt einer tsunami, mehrerer Lavaströme und eines katastrophalen Absackens entlang der Hilina-Pali-Spalte war...«
»Und ich muß Sie daran erinnern«, knurrte Byron Trumbo, »daß ich mich einen feuchten Scheißdreck darum schere, was Achtzehnhundert-schieß-mich-tot passiert ist. Ich will wissen, was jetzt passiert.«
Die Stille, die diesem Ausbruch folgte, dauerte so lange, daß Trumbo und der mithörende Will Bryant schon glaubten, der betagte Vulkanologe hätte aufgelegt. Dann
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