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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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fuhr Hastings plötzlich fort, als wäre er nie unterbrochen worden. »Der Ausbruch von 1868, der aus einer gleichzeitigen Eruption des Mauna Loa und des Kilauea bestand, läßt sich vielleicht am besten mit der momentanen Situation entlang der südwestlichen Grabenzone vergleichen. Missionarsfamilien, die fast exakt an der Stelle lebten, wo jetzt Ihr Hotel steht, Mr. Trumbo, berichteten, die Erde unter ihren Füßen habe minutenlang geschwankt wie ein Ozean, und alle von Menschenhand errichteten Bauten entlang der South-Kona-Küste seien eingestürzt. Anschließend folgte eine Schlammlawine, die in weniger als drei Minuten drei Meilen zurücklegte und alle Dörfer entlang der Küste mit sich fortriß. Wenige Minuten darauf kam die daraus entstandene tsunami und spülte mit bis zu zwanzig Meter hohen Wellen die Ruinen ins Meer. Fünf Tage später breitete sich das Epizentrum vom Kilauea zum Mauna Loa aus, der größere Vulkan brach aus, und plötzlich quoll Lava aus einer neuen Spalte direkt oberhalb der Stelle, wo sich nun die Kahuku Ranch befindet.«
    »Und?« sagte Byron Trumbo. »Worauf wollen Sie hinaus?«
    Der Vulkanexperte seufzte. »Wenn sich die seismischen Aktivitäten fortsetzen, sollten Sie ernsthaft überlegen, das Hotel zu evakuieren.«
    »Der Gouverneur hat mir gegenüber nichts davon erwähnt«, gab Trumbo zurück.
    »Und das wird er auch nicht, Mr. Trumbo. Der Gouverneur hat — wie alle anderen auf der Insel — Angst vor Ihnen. Er wagt es nicht, Ihnen Neuigkeiten zu überbringen, die Sie nicht hören wollen.«
    Trumbo schnaubte. »Aber Sie haben keine Angst, Dr. Hastings.«
    »Ich bin Wissenschaftler. Es ist meine Aufgabe, die verläßlichsten Daten zu sammeln und unsere auf diesen Daten beruhenden Prognosen und Empfehlungen weiterzuleiten. Ihre Aufgabe ist es, das Leben und die Sicherheit Ihrer Gäste und Angestellten zu garantieren.«
    »Ja, das ist meine Aufgabe, Dr. Hastings«, stimmte Trumbo zu. »Ich weiß es sehr zu schätzen, daß Sie sich daran erinnern, wer hier für was die Verantwortung trägt.«
    Der Vulkanologe räusperte sich. »Nachdem das nun gesagt wurde, sollte ich hinzufügen, daß ich mich an die Presse wenden werde, sobald die Daten eindeutig besagen, daß entlang Ihres Abschnitts der Kona-Küste eine Gefahr für Leib und Leben besteht, Mr. Trumbo.«
    Der Milliardär legte seine Hand über die Sprechmuschel und fluchte herzhaft. Dann hob er das Telefon wieder an sein Ohr. »Ich verstehe, Dr. Hastings. Und ich weiß, daß eigentlich vorgesehen war, daß Sie uns morgen hier im Mauna Pele besuchen, aber ich sehe jetzt, daß Ihre anderweitigen Verpflichtungen das nicht zulassen werden.«
    »Ganz im Gegenteil«, erwiderte der Wissenschaftler, »ich freue mich schon darauf, Ihre Gäste über die Lage...«
    »Nicht nötig«, unterbrach ihn Trumbo mit tonloser Stimme. »Machen Sie nur da oben weiter. Wir werden hier unten weitermachen. Und rufen Sie mich sofort an, wenn die Lava in diese Richtung fließt, okay?« Trumbo schaltete das Handy ab, bevor Hastings noch etwas erwidern konnte. »Okay, Will, ich fahre jetzt mit dem Golfwagen raus zu Maya...«
    »Es regnet«, wandte der Sekretär ein.
    »Es kümmert mich einen Dreck, ob es regnet. Ich nehme das Telefon mit, und Sie behalten Ihres, damit wir in Kontakt bleiben können. Ich will, daß Sie runtergehen und mal nachschauen, was Briggs und Dillon so lange in den Servicetunneln treiben.«
    Will Bryant nickte.
    »Wenn ich mit Maya fertig bin, fahre ich rüber zur Baubude und schau mal nach, was Bicki will. Ich werde sie überreden, morgen wieder abzureisen, also stellen Sie sicher, daß ihre Maschine nach dem Frühstück startbereit ist. Dann sagen Sie Bobby Tanaka, daß wir uns oben in meiner Suite treffen... wir werden die Nacht durcharbeiten, um diesen Vertrag bis morgen abschlußreif zu kriegen. Ich will, daß Sato und seine Kumpel binnen sechsunddreißig Stunden unterschrieben haben und in den Sonnenuntergang davongeflogen sind. Irgendwelche Fragen?«
    Will Bryant schüttelte den Kopf.
    »Gut. Wir sehen uns dann in etwa einer Stunde.« Trumbo machte sich Richtung Golfwagen und Maya auf.
     
    »Die meisten der Büros hier unten sind um diese Zeit nicht besetzt«, erklärte Paul Kukali gerade, »aber die Wäscherei arbeitet auf Hochtouren, und die Bäckerei legt nach Mitternacht richtig los.«
    Die drei schlenderten durch den verzweigten Tunnelbau. Bislang war ihnen nur ein einzelner Golfwagen begegnet; die beiden Frauen dann hatten

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