Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Titel: Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuseppe Furno
Vom Netzwerk:
ergebener Diener, er sah sich auch zeitlebens in der Schuld seines Retters Alvise Mocenigo.
    In diesem Moment legte das Boot an, erst stieg Granzo, dann sein Begleiter aus, und sofort wurden die beiden von Wachen umringt. Während die Fregatte mit erhobenen Rudern am Ankerplatz schaukelte, schritt das Grüppchen über die Anlegebrücke und auf den Portikus des Dogenpalastes und die Porta del Frumento zu.

68
    Weniger als eine Meile weiter südlich legte ebenfalls ein Boot an, und Filippo Tomei betrat das Ufer der Isola della Grazia, wo das Eremitenkloster des heiligen Hieronymus lag, in dem er von nun an unter Hausarrest stehen sollte.
    »Benehmt Euch anständig, Signor Tomei, denn von diesem heiligen Ort fortgejagt zu werden würde Eure endgültige Verdammung bedeuten«, ermahnte ihn Formento, der ebenfalls von Bord gegangen war, um den Mönchen der Bruderschaft den Gefangenen zu übergeben. Er tat einen tiefen Atemzug, begleitet von einer ausholenden Geste, die die Giudecca, San Giorgio und Venedig umfasste.
    »Ihr werdet Zeit genug haben, um über Eure Sünden nachzudenken und Gott um Verzeihung zu bitten.«
    Tomei schien ihm nicht zuzuhören, er war vollauf damit beschäftigt, zu kontrollieren, ob all seine Sachen aus der Gondel geholt und auf einen Karren geladen wurden. Es war ein Heuwagen, die Stangen wurden von zwei Mönchen gezogen. Ihre Kutten waren aus grobem Hanf, der Überwurf grau, sie trugen Holzschuhe an den Füßen und hatten die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen.
    Tomei erschrak, als ihnen auf dem Pfad zwischen den Bäumen eine Prozession von Mitbrüdern entgegenkam, angeführt von einem Mönch, der auf Brusthöhe einen Schädel in seinen Händen hielt. Verstört betrachtete er den Totenkopf. Die frommenMänner umringten den Neuankömmling wie eine große Spinne, die das Opfer mit ihrem Faden umgarnt, und zogen ihn schweigend in ihren Kreis, was seine endgültige Abkehr von der Welt symbolisieren sollte. Tomei hatte nicht einmal mehr Zeit, sich zu verabschieden, ein Blick und ein Wink nur zu Angelo, der ihn vom Boot aus beobachtete. Dann schlossen sich die Reihen der Prozession, die Räder des Karrens drehten sich und hinterließen ihre Spuren im Kies.
    Reglos folgte Formento mit Blicken der Schar, während sie in dem Tamarisken-Wäldchen verschwand. Dann drehte er sich um und eilte zur Gondel, als fürchtete er, ebenfalls an diesem Ort zurückgelassen zu werden, und war mit einem Sprung an Bord. »Los!«, rief er dem ersten Ruderer am Bug zu und bedeutete Riccio mit einem Wink, ihm in die Kabine zu folgen. Dort schloss der Sekretär die Türflügel und setzte sich ihm gegenüber. »Nun, hat er Euch etwas gesagt?«, fragte er hoffnungsvoll.
    »Nicht mehr als das, was wir schon wissen«, enttäuschte ihn Angelo, den Kopf schüttelnd.
    Als Formento ihn mit gerunzelten Brauen fixierte, begann der Frate zu fürchten, dass etwas von seinem Gespräch mit Tomei nach draußen gedrungen sein könnte. Vor Angst stellten sich ihm die Nackenhaare auf, denn nun holte der Sekretär die Terzetta aus einem Korb hervor und zielte auf ihn.
    »Was habt Ihr? Geht es Euch noch immer schlecht?«
    Formentos Anteilnahme ließ einen Großteil von Riccios Angst verfliegen. Der Rest verschwand, als die Pistole aus den Händen des Sekretärs in seine wanderte.
    »Dieses Mal bestehe ich darauf, dass Ihr sie bei Euch tragt«, sagte Formento bestimmt.
    Angelo zögerte. »Und wenn man sie bei mir entdeckt?« Aber sein Einwand kam nicht sehr überzeugt.
    »Ihr werdet aufpassen.« Mit diesen Worten zog Formento ein gefaltetes Pergament aus dem Ärmel seiner Tunika. »Hier, der neue Brief des Patriarchen Trevisan.« Er nahm ein zweites Papier mit rotem Siegel. »Und dieses Schreiben ist von Seiner Exzellenz Mocenigo, gebt es dem Prior.«
    »Gewiss, ich danke Euch.«
    Angelo Riccio legte die Briefe in den Stoffsack zu seinen Füßen.
    »Wer auf mich geschossen hat, wird es erneut versuchen, und mit Gottes Hilfe ergreifen wir diese Schlange am Schwanz.«
    Zuàne Formento nickte wenig überzeugt.
    »Ich empfehle Euch, Tomei unter strengster Bewachung zu halten, Segretario«, fügte Riccio hinzu. »Wenn er uns entwischt, ist alles umsonst gewesen. Und gebt diesen Chiffreuren die Sporen, denn das ist der entscheidende Mosaikstein zum Verständnis des ganzen Bildes.«
    »Zweifelt nicht daran, mein Freund. Die Hieronymus-Mönche sind auf unserer Seite und sehr zuverlässig. Und der Großkanzler Ottobon hat mir versichert, dass er Marin und

Weitere Kostenlose Bücher