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Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Titel: Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuseppe Furno
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war Beato Bringa. Er lud gerade eine Arkebuse, und von Zeit zu Zeit warf er einen Blick nach vorn auf das kleine dunkle Segel, das auf Poveglia zusteuerte.
    Bernardo hatte begonnen, das Wasser zu untersuchen. Es war noch immer zu tief, auch für Fregatten befahrbar.
    »Haltet direkter auf Malamocco zu«, sagte er, während er sich das Bein massierte, das er nicht mehr spürte.
    Andrea warf das Ruder nur leicht herum, um nicht an Fahrt zu verlieren. Er blickte zurück zu ihren Verfolgern. Schon konnte man die Gestalten an Bord erkennen. Er versuchte, noch mehr Wind in das Segel zu bringen, aber es begann zu flattern. Dank der Wendigkeit der Mascaréta konnte er eine Sandbank knapp umschiffen. Er musste aufpassen. Als er ein Ruder ins Wasser tauchte, spürte er, dass es auf Grund stieß.
    »Nur zwei Spannen Tiefe!«, sagte er.
    »Diesmal überlisten wir sie, diese Schweinehunde!« Bernardo schien aufzuleben. Er klammerte sich an die Bordwand und betrachtete den sandigen Grund, der dicht unterhalb des Kiels vorbeiflog. Er betete, das Boot möge nicht auflaufen, denn er hörte es über den Sand schleifen.
    Andrea spürte, wie das Ruder auf Grund stieß, das Boot vibrierte und langsamer wurde.
    »Links Gewicht ausgleichen, Bernardo, nach links!«
    Der Arsenalotto setzte sich rittlings auf die Bordwand, das verletzte Bein im Boot, das andere im Wasser, und brachte so das vom Wind geneigte Boot wieder ins Gleichgewicht. Sofort hörte es auf, über den Sand zu reiben und wurde schneller. Doch in dieser Position blutete die Wunde wieder.
    Andrea sah das Blut und spürte die ungehinderten Bewegungen des Ruders. Der dunkle Grund der Lagune verblasste wieder. Sie hatten die Untiefe hinter sich gelassen.
    Die Fregatte von Beato Bringa fuhr im Abstand von dreißig Ellen im Windschatten der anderen. Auch die andere hatte einenerfahrenen Lotsen, der die Bewegungen der Sandbänke kannte und wusste, dass sie sich beim Lido eine Viertelmeile vom Ufer entfernt halbmondförmig anordneten. Als er sah, dass die andere Fregatte dem kleinen Segler in Richtung Küste folgte, wies er Kapitän Negricchio an, den Kurs zu halten und ihm nicht zu folgen. Denn obendrein war die Ebbe gerade auf ihrem Tiefststand.
    Darum wunderte er sich nicht, als die andere Fregatte schon bald auflief. Der Bug reckte sich in die Höhe, die Hälfte der Ruder staken in der Luft.
    »Geradeaus, geradeaus!«, schrie er dem Kapitän zu.
    Der warf das Ruder herum, das Boot neigte sich ein wenig. Bringa klammerte sich an den Bug.
    Der erfahrene Lotse beobachtete, wie der Grund sichtbar wurde. »Geradeaus!«
    Wieder eine Kurskorrektur, dann begann das Boot, dem Halbmond der Sandbank zu folgen. Der Lotse wusste, dass es am ihrem Ende, vor der nächsten Untiefe, einen Durchschlupf gab.
    Bernardo hatte gejubelt, als er sah, wie die Fregatte strandete und die Ruderer ins Wasser stiegen, um sie wieder flottzumachen. Sie würden es schaffen, aber viel Zeit verlieren, sehr viel Zeit.
    Jetzt erwartete er, dass es auch der anderen passierte, doch als er die Wende sah, wusste er, dass jemand an Bord war, der die lebendigen, beweglichen Untiefen der Lagune gut kannte. Er sah ihn am Bug mit den Armen fuchteln, um dem Steuermann den Kurs anzuzeigen, und begriff, dass diese Fregatte die Sandbank überwinden würde, denn sie würde durch dieselbe tiefe Wasserstraße fahren wie Andrea und er.
    »Hört mich an, Messere«, sagte er zu Andrea. »Haltet das Boot mit dem Bug noch eine Meile in diese Richtung. Vor Malamocco, querschiffs zu Poveglia, wird das Wasser hellblau, dann seid Ihr im richtigen Kanal. Macht eine Dreiviertelwende nachrechts, und wenn der Wind so bleibt, seid Ihr noch heute Abend bei den Bauernhäusern, in Sicherheit.«
    »Warum sagt Ihr mir das alles?«
    »Tut, was ich Euch gesagt habe. Mit diesem Bein kann ich Euch nicht helfen. Ich bin nur ein Gewicht und mache das Boot langsamer. Ich werde es schon schaffen.«
    »Was wollt Ihr tun?«, fragte Andrea erstaunt.
    Bernardo lächelte ihm zu, klammerte sich an den Mast und setzte sich auf den Bootsrand. »Bringt Euch in Sicherheit«, sagte er, bevor er sich ins Wasser fallen ließ.
    Das Boot schlingerte, dann war es, als hätte sich ein zweites Segel geöffnet. Andrea drehte sich ruckartig zum Heck, sah Bernardo und legte das Ruder um. Er wollte umkehren.
    »O Gott, nein!«, schrie Bernardo. »Fahrt geradeaus!«
    Andrea zögerte, fuhr fort mit der Wende, aber als er die Fregatte weniger als hundert Fuß entfernt sah, begriff

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