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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Helena«, fügte sie hinzu, »aber niemand ist meiner Meinung. «
    Kassandra sagte ernst: »Es ist, als trage Helena den Gürtel der Aphrodite…«
    »Und wie wir alle wissen, denken Männer dann nur noch mit den Lenden«, fügte Andromache mit einem spöttischen Lächeln hinzu. »Aber Frauen auch? Findest du sie auch so schön, Kassandra?« 
    »Ja«, erwiderte Kassandra ohne Zögern, »sie ist so schön wie Aphrodite.« Sie schwieg erschrocken. Sie fügte leise und beinahe entschuldigend hinzu: »Ich habe schon als Kind mit den Augen von Paris gesehen.« Wieder brach sie ab. Sie konnte nicht über diese seltsamen starken Gefühle sprechen, die sie in Gegenwart von Oenone und Helena überkamen - nicht einmal mit Andromache, die sie vielleicht verstanden hätte, weil sie unter Frauen aufgewachsen war. »Irgendwann«, sagte sie, »werde ich dir alles erzählen. Aber jetzt erzähl mir doch, was geschehen ist. «
    »Du weißt also nicht, daß Menelaos hier war?«
    »Nein. Wie sieht er aus?«
    »Er sieht seinem Bruder Agamemnon nicht ähnlicher als ich Aphrodite«, erwiderte Andromache, »er ist ein stammelnder Schwächling. Er war hier und verlangte, daß wir ihm Helena ausliefern. Priamos erklärte lachend, wir würden Helena vielleicht -  vielleicht , wohlgemerkt - zurückgeben, wenn er Hesione nach Troia bringe - und zwar mit einer Mitgift als Entschädigung für die Jahre, die sie unverheiratet geblieben ist. Menelaos sagte, Hesione habe einen Gemahl, der sie ohne Mitgift genommen hat, weil ihn möglicherweise die Tatsache beeindruckt habe, daß sie die Schwester des Königs von Troia ist. Und er sei zumindest kein Dieb, der Ehemännern die Frauen raube.«
    »Das muß Vater gefallen haben«, sagte Kassandra und verzog das Gesicht.
    »Danach«, fuhr Andromache fort, »meinte Menelaos, Hesione werde nicht nach Troia zurückkehren, und schlug vor, Priamos möge einen Boten schicken, um Hesione selbst zu fragen, ob sie zurückkehren wolle - natürlich ohne ihr Kind, denn das Kind sei ein echter Spartaner und gehöre Hesiones Gemahl.«
    »Und was hat Vater dazu gesagt?« fragte Kassandra.
    »Er sagte zu Hekabe, Menelaos habe ihm einen Gefallen getan. Er ließ Helena holen und fragte sie in Gegenwart von Menelaos: >Möchtest du zu deinem Gemahl zurückkehren, Herrin?<«
    »Und was hat sie geantwortet?«
    »Sie sagte >Nein, mein Gebieter<, und natürlich stand Menelaos daneben und sah sie an, als stoße sie ihm einen Dolch ins Herz. Priamos erklärte darauf: >Du hast also deine Antwort, Menelaos. <« 
    »Und was hat Menelaos dazu gesagt?« fragte Kassandra.
    »Er machte das Ganze nur noch schlimmer, weil er sagte: >König Priamos, hörst du auf das, was eine treulose Hure will? Ich sage dir, sie gehört mir, und ich werde sie mitnehmen!< Dann packte er sie am Handgelenk und versuchte, sie mit sich zu zerren.«
    »Und hat er sie mitgenommen?« fragte Kassandra, denn sie glaubte, wenn Menelaos tatsächlich so entschlossen gehandelt hatte, sei Priamos möglicherweise davon beeindruckt gewesen.
    »0 nein!« erwiderte Andromache, »Hektor und Paris stürzten sich auf ihn, und Priamos rief: >Menelaos, danke deinen Göttern, daß du mein Gast bist, sonst würde ich meinen Söhnen freie Hand lassen. Aber kein Gast soll unter meinem Dach beleidigt werden.< Menelaos stotterte - diesmal aus Wut: >Hüte deine Zunge, alter Mann…, sonst hast du bald kein Dach mehr, unter dem ich sie herauszerren muß.< Dann sagte er etwas Unflätiges zu Helena - ich werde es an diesem heiligen Ort nicht wiederholen«, fügte Andromache mit einer ehrfürchtigen Geste hinzu, »warf den Becher, aus dem er getrunken hatte, auf den Boden und erklärte, er nehme die Gastfreundschaft eines - eines Räubers nicht an, der seine Söhne ausschicke, um Frauen zu stehlen.«
    Kassandras Augen wurden groß. Sie hatte noch nie erlebt, daß es jemand gewagt hätte, sich Priamos in aller Offenheit zu widersetzen.
    Andromache erzählte weiter: »Dann fragte Priamos: >Nein? Wie kommt ihr Achaier denn zu Frauen?< Menelaos fluchte, rief nach seinen Dienern, stürmte zur Halle hinaus und schrie: >Wenn du nicht auf mich hören willst, wirst du vielleicht auf Agamemnon hören.< Aber Paris hatte das letzte Wort…«, Andromache begann zu kichern.
    »Priamos rief: >Ja, ja, als kleiner Junge habe ich manchmal gesagt, ich hole meinen großen Bruder, der wird dich verprügeln, wenn mich jemand geärgert hat.< Und Paris brüllte ihm nach: >Wenn es darum geht, Menelaos …, ich

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