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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Priesterin.«
    »Nun ja, wenn du willst«, meinte Hektor achselzuckend. »Ich kenne keine Frau, die um unbedeutende Dinge so viel Aufhebens macht wie du.«
    Aber auch Aithra blickte verständnislos auf das Pergament und sagte, sie habe in Kreta tatsächlich solche Zeichen gesehen, aber nicht gelernt, sie zu lesen.
    »Ich kann nicht einmal vermuten, von wessen Hand das möglicherweise stammt«, sagte sie. »Khryse wird es vielleicht wissen.« Kassandra schämte sich, dieser ehrwürdigen Frau zu erklären, weshalb sie den Priester nicht danach fragen wollte.
    Aber schließlich zeigte sie den Plan Charis und erklärte ihr, worum es ging. Charis wußte, weshalb Kassandra Khryse fürchtete und ablehnte. Sie erklärte sich bereit, mit ihr zu Khryse zu gehen.
    Der Priester studierte das Stück Pergament sorgfältig, runzelte die Stirn und bewegte die Lippen, wahrend er mit dem Zeigefinger die Zeichen nachfuhr. Dann hob er den Kopf und erklärte: »Das ist ein Plan der Stadt. Aber hier in dieser Ecke stehen genaue Bezeichnungen: die Gemächer der Königin, die Getreidehäuser, die große Halle … jeder Teil des Palastes ist genau eingezeichnet und vermerkt. Und hier, seht ihr, ist der Apollon-Tempel und da der Tempel der Pallas Athene.«
    »Das dachte ich mir«, sagte Kassandra. »Kannst du mir sagen, wer das geschrieben hat?«
    »lch kann nicht sagen, wer es war, aber es war kein Freund Troias. Ich kann nur soviel sagen, daß es vermutlich kein Kreter war«, antwortete Khryse, »denn wir in Kreta schreiben die Buchstaben etwas anders.«
    Das hatte ich vermutet , dachte Kassandra. Später brachte sie das Pergament ihrem Vater. Aber Priamos hielt es nicht für wichtig, obwohl er sofort erkannte, worum es sich handelte.
    »Ich kenne kein Dutzend Männer außerhalb Troias, die einen solchen Plan gezeichnet haben könnten. Damit ausgerüstet, wäre es ein Kinderspiel, sich in Troia zurechtzufinden«, sagte er, »es kann nur jemand gewesen sein, der den Palast oder die Stadt sehr gut kennt. lch kann mir nicht vorstellen, daß einer von uns es getan haben sollte. Nur…« Priamos zögerte und schüttelte dann den Kopf. »Nein, er ist mein alter Freund und oft unser Gast gewesen. Ich kann nicht glauben, daß er uns verraten würde.«
    »Wer, Vater?« fragte sie. Priamos schüttelte den Kopf und erwiderte: »Nein. Nur …. Nein.«
    »Odysseus?« fragte sie.
    »Kassandra, glaubst du wirklich, mein alter Freund könnte so hinterlistig sein?«
    Das wollte sie von Odysseus nicht denken: Aber die Möglichkeit bestand. Sie sagte nur: »Im Krieg vergessen die Menschen auch noch andere Eide, Vater.«
    »Vielleicht. Aber er hat mir versprochen, er werde sich nicht in diesen Krieg hineinziehen lassen«, entgegnete Priamos, »ich will ihn nicht beschuldigen, ohne ihn gehört zu haben. Deine Gedanken sind voller Gift, Kassandra.«
    »Vater, nicht ich habe daran gedacht«, widersprach sie, »ich habe dich nur nach deinen Gedanken gefragt.«
    »Trotzdem bin ich sicher, daß ich meinem alten Freund mit einer solchen Beschuldigung Unrecht tue«, sagte Priamos, »ich werde abwarten und ihn selbst fragen, ob das sein Werk ist.«
    Für Kassandra bestand kein Zweifel. Sie hatte gehört, daß Odysseus listig und verschlagen war. Doch auch sie wollte ihm nicht unterstellen, daß er seine Freundschaft mit Priamos und Troia verraten würde.
    Sie mußten nicht lange warten. Die Achaier waren noch nicht zehn Tage abgezogen, als Odysseus mit seinem Schiff im Hafen einlief. Kassandra war in den Palast gekommen, um Kreusa zu besuchen. Sie wollte ihr einen Heiltrank für das Kind mischen, das an einem Sommerfieber litt, und wurde anschließend in die große Halle gerufen. Aeneas kam ihr entgegen, um sie zu begrüßen. Wie üblich umarmte er sie und küßte sie auf die Wange.
    »Geht es dem Kind gut, Schwester?«
    »0 ja, der Kleinen fehlt nicht viel. Es wäre besser, ich würde Kreusa einen Trank mischen, der sie von ihren Befürchtungen heilt. Jedesmal, wenn der Wind sich dreht, glaubt sie, die Kleine sei todkrank. Andromache hat wenigstens gelernt, daß Kinder Wehwehchen haben und daß es besser ist, ihnen nicht zu viele Mittel einzuflößen. Sie werden von alleine wieder gesund, und wenn nicht, ist immer noch Zeit genug, einen Heiler zu rufen.«
    »Es erleichtert mich, das zu hören. Aber du mußt Nachsicht mit Kreusa haben. Sie ist jung, und es ist ihr erstes Kind. Komm und iß etwas«, forderte Aeneas Kassandra auf und führte sie zur Tafel. Odysseus

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