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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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die Vorbereitungen gehabt und zwei Zelte anfertigen lassen: ein leichtes aus geöltem Leinen und eines aus Leder, wie die Amazonen es in der Regenzeit benutzt hatten. In den ersten Tagen war das Wetter schön, und nachts war es im Zelt unter den Sternen angenehm kühl. Obwohl Kassandras zwei Begleiterinnen die Anweisung ihrer Mutter wörtlich nahmen, und Kassandra ihre Decken zwischen die der beiden Frauen legen mußte. Kassandra schlief immer unruhig und lag manchmal stundenlang wach; obwohl sie jeden Stein und jeden Erdklumpen unter dem Zeltboden spürte, der sich ihr in die Rippen bohrte, zögerte sie, ihre Lage zu verändern, weil sie fürchtete, eine oder beide ihrer Begleiterinnen zu stören. Trotzdem, sie hörte den Wind und spürte die kühle Brise um das Zelt. Zumindest das unterschied sich von dem immer gleichbleibenden Wind im hohen Troia.
    Der kleine Trupp bewegte sich Tag um Tag langsam und ohne Zwischenfälle über die große Ebene. Sie begegneten nur wenigen anderen Reisenden außer einer großen Wagenkarawane mit Eisen, das für Troia bestimmt war. Als die Männer hörten, daß die Stadt belagert wurde, überlegten sie, ob sie abbiegen und nach Norden, nach Thrakien oder sogar nach Kolchis zurückfahren sollten.
    »Die Achaier werden kein Metall von uns wollen«, sagte der Anführer, »sie ziehen ihre eigenen Waffen vor, und sehr wahrscheinlich werden sie uns nicht in die Stadt hineinlassen. Dann müssen wir umkehren und haben die ganze Reise umsonst gemacht. Oder sie nehmen uns die ganze Ladung ab.«
    Auch Kassandra hielt das für sehr wahrscheinlich.
    »Kennst du jemanden von den Achaiern dort?«
    »Achilleus, den Sohn des Peleus, Agamemnon, König von Mykenai, und Menelaos aus Sparta, Odysseus… «
    »Das ist etwas anderes«, sagte der Führer der Karawane, »mit Odysseus können wir Handel treiben wie mit Priamos. Er ist ein ehrenhafter Mann und ein ehrlicher Händler.« Er rief den Kutschern zu: »Es sieht ganz so aus, als ob wir doch nach Troia fahren!« Natürlich wollte er wissen, weshalb Kassandra ganz allein reiste. Als sie es ihm erklärte, erhielt sie wie erwartet die Antwort: Wenn sie seine Tochter wäre, würde er das nicht erlauben.
    »Aber ich nehme an, dein Vater weiß, was er tut«, schloß der Mann kopfschüttelnd. Kassandra sah keinen Sinn darin, ihm zu erklären, daß sie Priamos nicht um Erlaubnis gefragt und er keine Möglichkeit gehabt hatte, ihr die Reise zu verbieten, denn sie war eine Priesterin. »Kann ich irgendwelche Nachrichten für dich nach Troia mitnehmen, junge Herrin?«
    »Laß im Sonnentempel wissen, daß ich lebe und daß es mir gutgeht. Von dort wird man die Nachricht meinem Vater und meiner Mutter weitergeben.« Sie trennten sich mit guten Wünschen und Segnungen und entfernten sich auf der weiten Ebene langsam voneinander wie zwei Bäche, die in entgegengesetzte Richtung fließen. Kassandra wußte, noch ein paar Nächte, und sie würden die Grenze des Kentaurenlandes erreichen.
    »Kentauren?« fragte Adrea.
    »0 nein, doch nicht die Kentauren!« rief Kara.
    »Aber ja, Kara - sie leben in diesem Land, und wir müssen ihr Gebiet durchqueren. Es ist beinahe unvermeidlich, daß wir einem oder mehreren der umherziehenden Trupps begegnen.«
    Aber die Frauen waren mit den alten Kindergeschichten groß geworden.
    »Und du fürchtest die Kentauren nicht, Herrin Kassandra?« fragte Kara, und Kassandra erwiderte: »Nein, nicht im geringsten!« Vermutlich war das nicht die Antwort einer tugendsamen Frau. Kara sah sie so vorwurfsvoll an, als sei es schon eine Beleidigung, daß es eine Frau gab, die etwas  nicht  fürchtete, das ihr so große Angst einjagte. Kassandra seufzte und leerte ihren Becher. 
    »Wir müssen den Wein trinken«, sagte sie, »er wird allmählich schlecht und wird sich in der Hitze nicht mehr lange halten. In ein oder zwei Tagen können wir uns im nächsten Dorf neuen besorgen.« Danach unterhielten sie sich nur noch über belanglosere Dinge.

14
    Wie Kassandra vorausgesagt hatte, sahen sie am nächsten Morgen Kentauren. Sie ritten durch das endlose Grasmeer, ohne daß Kassandra etwas Auffälliges bemerkte. Aber dann entdeckte sie aus dem Augenwinkel Schatten, die sich bewegten, und sah schließlich eine kleine Gestalt… nein, es waren zwei… sogar drei auf Pferden, die sich dunkel vor dem goldenen, wogenden Gras abhoben. Sie schienen zu beobachten, wie Kassandras Trupp sich ihnen näherte, dann berieten sie offenbar, was sie tun sollten, und

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