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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Helena, »du gehörst jetzt zu uns, und wir würden dich um nichts auf der Welt zu den Achaiern schicken, selbst wenn Paris und Priamos und alle Männer wollten, daß du gehst - und das wollen sie nicht! Die Götter haben dich uns geschickt, und wir behalten dich - nicht wahr, Kreusa?« Die andere Frau nickte und lachte.
    »Die Göttin hat dich gesegnet, und wir werden dich nicht gehen lassen. «
    Helena lächelte kaum merklich. »Wie schön, das von euch zu hören. Mein ganzes Leben lang waren Männer gut zu mir, aber Frauen nie. Es ist schön, hier in Troia Freundinnen zu haben.«
    »Du bist zu schön, als daß Frauen dich gern haben könnten«, sagte Andromache, »aber du lebst inzwischen seit zwei Jahren hier, und im Gegensatz zu vielen schönen Frauen versuchst du nicht, unsere Männer zu verführen.«
    »Warum sollte ich das? Ich habe bereits einen Ehemann mehr, als ich brauche. Wozu sollte ich eure wollen?« fragte Helena lachend. »Ich liebe Troia wirklich nicht besonders und würde gern mehr von der Welt sehen, aber Frauen können nicht reisen… «
    Wenn Kassandra hörte, daß jemand so etwas sagte wie:  Frauen können nicht …, wollte sie immer unbedingt genau das tun. Sie erklärte: »Ich werde nach dem Willen meines Gottes bald reisen. Und wenn du mich begleiten möchtest, Helena, dann würde ich mich über deine Gesellschaft freuen.«
    »Ich mich auch über deine. Aber ich kann ein so kleines Kind nicht allein lassen oder mitnehmen. Wohin gehst du und weshalb?« 
    »Nach Kolchis. Ich will Königin Imandra besuchen und mehr über Schlangen erfahren«, erwiderte Kassandra, »bei dem letzten Erdbeben sind unsere Schlangen gestorben oder geflohen. Ich will sie nicht ersetzen, bis ich sicher bin, daß nichts, was ich getan oder unterlassen habe, der Grund dafür war.«
    Andromache sah sie wehmütig an.
    »Grüße meine Mutter von mir und sag ihr, daß ich glücklich verheiratet bin und Hektors Sohn groß und stark wird.«
    »Weshalb kommst du nicht mit und sagst es ihr selbst? Dein Sohn ist alt genug. Du kannst ihn Hekabe und Hektor überlassen.« 
    »Ich wünschte, das könnte ich«, antwortete Andromache, »wenn du es mir vor einem Monat gesagt hättest…, aber ich bin wieder schwanger. Vielleicht wird es diesmal eine Tochter, und sie kann einmal für Troia kämpfen.«
    »Eine Kriegerin?«
    »Warum nicht? Du bist doch auch eine Kriegerin, Kassandra, und deine Mutter war es früher ebenfalls. «
    »Hast du nicht gehört, was Hektor damals zu mir gesagt hat, als ich bei den Männern mit den Waffen geübt habe?« fragte Kassandra achselzuckend. »Ich könnte mit meinem Bogen Achilleus töten und den Krieg beenden, ohne daß wir Helena wegschicken müßten. Aber das würde den Männern nicht gefallen. Sie wollen den Krieg nicht beenden!«
    »Nein«, pflichtete Andromache ihr bei, »sie wollen ihn gewinnen. Hektor hat sich Achilleus vorbehalten und wird nie einer anderen Lösung zustimmen, die den Kämpfen ein Ende setzen würde. Kannst du mir sagen, wann das sein wird, und wie lange die Belagerung noch dauert?«
    Kassandra lächelte bitter. »Hektor hat mir verboten, Unheil zu prophezeien«, antwortete sie, »und glaubt mir, etwas anderes habe ich nicht zu sagen.«
    »Vielleicht ist es ganz gut, daß du nach Kolchis reitest«, sagte Helena, »Kassandra, die Götter haben nicht nur zu dir, sondern auch zu mir gesprochen. Mir haben SIE nichts von Unheil gesagt. «
    »Dann wünsche ich nur, daß deine Götter die Wahrheit sprechen und meine lügen«, sagte Kassandra, »nichts könnte mich mehr freuen, als zurückzukommen und zu hören, daß Hektor Achilleus erschlagen hat und die Achaier alle wieder weg sind.«
    Aber so wird es nicht sein, so kann es nicht sein .

13
    Kassandra hatte geglaubt, wenn sie erst einmal beschlossen habe, nach Kolchis zu reisen, sei alles sehr einfach. Sie müsse nur noch vom Oberpriester und der Oberpriesterin die Erlaubnis dazu erhalten, die Kleider packen, die sie mitnehmen wollte, sich eine oder zwei Begleiterinnen suchen und aufbrechen.
    Aber so einfach war es keineswegs. Man erinnerte sie daran, daß sich die Achaier und Troianer offiziell im Kriegszustand befanden, und so mußte man (durch umständliche Botschaften, die von einem Apollon-Tempel zum nächsten geschickt wurden) vorbereiten, daß sie als Frau und geweihte Priesterin, die nichts mit dem Krieg zu tun hatte, unter dem Frieden Apollons reisen durfte. Man gab ihr zu verstehen, daß dies dadurch erschwert wurde, daß

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