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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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der Menge auch Frauen standen, und daß keine von ihnen über das Verhalten von Patroklos erstaunt zu sein schien. Kara stieß einen Schrei aus und rannte auf das Stadttor zu. Patroklos winkte einer der Wachen, der ihr nachlief und sie zurückbrachte, und sagte zu Chryseis: »Du da, du sprichst ihre Sprache. Erkläre ihr, was ich gesagt habe. Niemand wird ihr etwas tun, wenn sie ordentlich arbeitet. Vielleicht wiederholst du meine Worte auch der Tochter des Priamos, denn sie scheint mich auch nicht richtig zu verstehen.«
    Chryseis wiederholte Kara, was Patroklos gesagt hatte, aber Kassandra unterbrach sie.
    »Sag dem achaischen Hauptmann, daß ich ihn sehr gut verstanden habe. Aber die beiden sind meine Kammerfrauen und stehen ebenso unter dem Schutz Apollons wie ich selbst. Er kann sie mir nicht wegnehmen.«
    »Glaubst du, du wirst mich daran hindern, Prinzessin?« fragte Patroklos und packte Adrea am Arm. »Die hier ist zu alt fürs Bett. Aber ich wette, sie kann kochen. Achilleus hat gesagt, er braucht jemanden, der die Frau bedient, die er in seinem Zelt hat. Jemand bringe sie hinüber zu Briseis.«
    Einer der umstehenden Männer fragte: »Und was ist mit dem Kind? Es sieht stark und gesund aus. Soll ich es ihr wegnehmen?« 
    »Bei den Göttern des Hades: Nein!« rief er, als er sah, wie Kassandras Hand zum Dolch fuhr. »Die Kleine macht sich ja noch naß. Glaubst du, wir bleiben hier, bis sie gut fürs Bett ist? Vergiß es.« Zu Kassandra sagte er: »Sei dankbar, daß du unter Apollons Schutz stehst. Ich rate dir, steig auf deinen Wagen und fahr weiter… warte!« Er winkte seinen Männern: »Nehmt alles Eßbare und was wir sonst noch brauchen können aus den Wagen.«
    Die Männer kletterten sofort auf die Wagen, zerrten Sacke und Kisten hervor und warfen sie hinunter. Kassandra schwieg. Sie wußte, niemand würde auf sie hören. Wie erwartet, griffen die Männer bald nach den Decken. Plötzlich hörte man einen Schrei. Ein Soldat sprang entsetzt rückwärts, als sich vor ihm eine große Schlange entrollte. Er griff nach einem Speer, aber Kassandra rief ihm zu:
    »Nein! Die Schlange ist dem Sonnengott geweiht. Wag nicht, ihr etwas zu tun!«
    Der Mann wich bleich wie der Tod zurück. Kassandra sah mit Genugtuung, daß auch die anderen Soldaten fluchtartig von den Wagen sprangen. Sie griff in ihr Gewand und holte ihre Schlange heraus. Sie wand sich um Kassandras Hüfte und glitt dann über den Arm. Die Menge rannte schreiend davon.
    »Aaaahhhh! Sie ist eine Zauberin!«
    »Ihr Dummköpfe!« rief Patroklos. »Auch unsere Priesterinnen lernen, mit Schlangen umzugehen. Aber rührt sie nicht an. Wir wollen ihre Schlangen hier nicht haben! Geh jetzt!« befahl er Kassandra, »und nimm deine verwünschten Kreaturen mit.« Die Wagen setzten sich in Bewegung.
    Kassandra wußte, mehr würde sie nicht erreichen. Kara und Adrea lagen weinend auf den Knien. Kassandra ging zu ihnen hinüber und sagte: »Habt keine Angst. Tut, was sie sagen, und macht sie nicht zornig. Ich gelobe bei Apollon, ich hole euch zurück!« Sie liebte keine der beiden Kammerfrauen sonderlich. Aber sie standen unter ihrem Schutz, und ihre Mutter hielt große Stücke auf sie. Allmählich verstand sie Apollons Zorn. Sie würde sofort mit SEINEN Priestern sprechen.

19
    Die Wagen rumpelten über das freie Gelände vor den Mauern Troias, und Kassandra wußte, daß alle Wachen dort oben gesehen haben mußten, was geschehen war. Das Plündern war offenbar nichts Ungewöhnliches, sonst hätten sie eingegriffen und zumindest Pfeile in das Lager der Achaier geschossen. Besser mit der Lage vertraute Reisende, die Waren nach Troia bringen wollten, waren sicher klug genug, den längeren Weg über den Ida zu nehmen - wie sie es hätte auch tun sollen.
    Kassandra freute sich trotzdem: Sie hatte immer noch die Schlangen für den Tempel des Sonnengottes. Ihr selbst war nichts geschehen, und die Achaier hatten Biene nicht ernstlich bedroht. Das Abenteuer hätte schlimmer ausgehen können. Aber sie begriff, daß die Feindseligkeiten in der Zwischenzeit ein ungeahntes Ausmaß angenommen hatten. Sie hätte weitsichtig genug sein sollen und sich nach dem Stand der Dinge genauestens erkundigen müssen.
    Vor dem Stadttor wurde sie von einem bewaffneten Troianer angehalten. Sie erkannte Deiphobos, einen Sohn des Priamos von einer seiner Frauen im Palast.
    Er verneigte sich.
    »Die Hauptstraße ist zu steil für die schweren Wagen, Prinzessin«, sagte er, »du mußt sie um

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