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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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die Stadt herum fahren lassen. Aber für dich öffnen wir die Pforte neben dem Stadttor. Das große Tor wird inzwischen nicht mehr geöffnet, aus Furcht, die Achaier könnten es stürmen. Solange es geschlossen bleibt, kann es nicht erobert werden - es sei denn, irgendein Gott, Poseidon vielleicht, beschließt, es zu zertrümmern«, fügte er hinzu und machte schnell eine Geste, um Unglück abzuwehren.
    »Möge dieser Tag fern sein«, erwiderte Kassandra. »Kannst du veranlassen, daß meine Leute und die Wagen zum Apollon-Tempel gebracht werden? In dem einen Wagen sind Schlangen für den Sonnengott. Sie dürfen nicht erschrecken. Ich werde mich später selbst um sie kümmern. «
    »Ich schicke sofort einen Boten zum Sonnentempel, und einer meiner Leute wird den Troß begleiten«, versprach Deiphobos höflich, winkte Soldaten herbei und gab ihnen Anweisungen. Kassandra und Deiphobos sahen zu, wie der Troß sich wieder langsam in Bewegung setzte. Ihr Halbbruder fragte: »Wirst du zuerst in den Palast gehen, Schwester?«
    »Ja, ich sehne mich danach, meine Mutter wiederzusehen«, sagte Kassandra, »ich hoffe, es geht ihr gut.«
    »Königin Hekabe? Aber ja! Obwohl sie wie wir alle nicht jünger wird«, antwortete Deiphobos.
    »Und unser Vater? Ist er bei guter Gesundheit? Ich habe gehört, daß er krank war … «
    »Die Nachricht ist bis nach Kolchis gedrungen? Der Schlag des Gottes hat ihn getroffen. Er ist lahm, und eine Gesichtshälfte ist betroffen«, berichtete der junge Mann, »jetzt führt Prinz Hektor das troianische Heer. «
    »Ja, das wußte ich«, sagte Kassandra, »aber auf dem langen Weg von Kolchis hierher habe ich keine verläßlichen Neuigkeiten mehr gehört. Er hätte inzwischen ebenso gut tot sein können.«
    »Nein! Ich freue mich, dir sagen zu können, daß er zwar alt wird, aber es geht ihm so gut, daß er jeden Tag auf die Mauer steigt, um zu sehen, was geschieht«, berichtete Deiphobos, »solange Priamos noch immer unser König ist, wird Hektor nicht zu leichtsinnig. Achilleus«, er wies mit einer verächtlichen Geste auf das achaische Lager, »versucht immer wieder, Hektor zum Zweikampf aus der Stadt zu locken. Aber mein Bruder ist vernünftig genug, sich nicht darauf einzulassen. Außerdem wissen wir alle, wie Agamemnon heimtückisch seine Tochter getäuscht hat. Also ist es unwahrscheinlich, daß die Achaier die Regeln des Zweikampfs beachten würden. Wahrscheinlich würden zehn Männer gleichzeitig über Hektor herfallen. Einem Achaier kann man nicht über den Weg trauen. Man sagt: Wenn dich ein Achaier küßt, mußt du hinterher deine Zähne zählen … das ist ein Diebesgesindel! Aber wie ich sehe, haben sie dich passieren lassen …«
    »Ja, aber ich habe sie als Diebe erlebt«, erwiderte Kassandra, »sie hätten alles gestohlen, aber dann entdeckten sie Apollons Schlangen… ich glaube, sie fürchteten nicht den Gott, sondern die Tiere. Außerdem haben sie die beiden Kammerfrauen meiner Mutter gefangengenommen.
    Deiphobos legte ihr den Arm um die Schultern.
    »Keine Angst, Schwester, wir holen die Kammerfrauen zurück. Aber jetzt will ich einen Diener zum Sonnentempel schicken, damit man dort deine Wagen entlädt, und für dich eine Eskorte anfordern, die dich zum Palast geleitet. Es schickt sich für eine Prinzessin nicht, allein durch die Stadt zu gehen. Ich lasse eine Sänfte holen. Die Herrin Andromache benutzt sie jeden Tag, wenn sie hierher kommt, um Hektor zu begrüßen, ehe die Kämpfe beginnen.«
    Kassandra wollte ihm sagen, sie könne sehr wohl zu Fuß gehen. Aber Biene war nicht leicht, und deshalb nahm sie das Angebot an. Bereits kurze Zeit später erschienen Diener in den unverkennbaren Gewändern des Sonnentempels. Kassandra gab ihnen ausführliche Anweisungen, was mit den Schlangen zu geschehen habe, und versprach, sie werde in den Tempel kommen und sich selbst um die Tiere kümmern, sobald sie ihre Eltern begrüßt habe.
    Deiphobos hatte sie durch die Pforte in ein kleines Wachhaus geführt. Dort ließ er Erfrischungen für sie bringen, während sie auf die Sanfte wartete, mit der man sie in den Palast tragen sollte.
    In dem Raum war es erstickend heiß. Kassandra war die Hitze in der Stadt nicht mehr gewöhnt. Sie machte sich auch Sorgen um Kara und Adrea.
    Bienchen krabbelte auf allen vieren auf dem Boden herum. Sie machte sich ihr Kleidchen und die Knie schmutzig. Aber Kassandra war viel zu erschöpft, um sie daran zu hindern.
    Deiphobos wies auf eine kleine Treppe in

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