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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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deine Geliebte werde? Worin liegt der Unterschied zwischen der Tochter des Priamos und deiner Tochter?« fragte sie und verlor schließlich die Geduld. Khryse wurde jetzt wirklich böse, und es war ihr ganz recht. Jetzt würde sie wenigstens nicht mehr fürchten müssen, er würde versuchen, sie zu verführen.
    »Wie kannst du wagen, meine Tochter mit dir zu vergleichen?« brauste er auf. »Dir ist das Schicksal meiner Tochter gleichgültig. Du beharrst auf deinem unnatürlichen Verhalten und verweigerst dich einem Mann, um ihn zu demütigen…«
    »Demütigen? Glaubst du das wirklich?« fragte sie müde. »Khryse, Hunderte von Frauen würden sich dir nur allzu gern hingeben. Weshalb willst du unbedingt eine - vielleicht die einzige -, die dich nicht will?«
    »Ich begehre dich nicht aus freien Stücken«, erwiderte er und funkelte sie böse an. »Aber es ist nun einmal so, ich will keine andere Frau. Du hast mich verhext, und zwar aus dem bösen Wunsch heraus, mich zu demütigen. Ich … « Er schluckte hart. »Du bist eine Zauberin. Glaubst du, ich hätte nicht versucht, den Bann zu brechen, den du über mich geworfen hast?«
    Kassandra empfand fast Mitleid mit ihm. Sie sagte: »Khryse, wenn ein Fluch auf dir liegt, ist jemand anders als ich dafür verantwortlich. Ich schwöre bei der Schlangenmutter, bei der Erdmutter und bei Apollon, dem wir beide dienen, ich will dir nichts Böses, und ich werde jeden Gott anflehen, dich aus diesem Bann zu befreien. Ich will keine Macht über dich haben, und ich würde deine Männlichkeit segnen, wenn du eine andere Frau fändest, die du damit beglücken kannst. «
    »Du hast also immer noch kein Erbarmen mit mir? Obwohl du weißt, was du mir angetan hast, verweigerst du dich mir?«
    »Genug, Khryse. Man erwartet mich oben, und ich muß Charis und die anderen Priesterinnen begrüßen. Ich wünsche dir eine gute Nacht.«
    Kassandra ließ ihn stehen und ging. Khryse stieß zwischen den Zähnen hervor: »Das wirst du bedauern, Kassandra. Selbst wenn es meinen Tod bedeutet, ich schwöre, das wirst du bedauern.«
    Ich bin bis nach Kolchis gereist, um der Bitterkeit dieses Mannes zu entfliehen. Ich komme zurück, und die Lage hat sich nicht im geringsten geändert. Aber sein Zorn ist in den zwei Jahren gefährlich gewachsen.
    Apollon, ist es wirklich DEIN Wille, daß ich mich diesem Mann hingebe, den ich so sehr verabscheue?  Beinahe erschrocken über ihren eigenen Gedanken fragte sie sich:  Hätte ich mich Khryse hingegeben, wenn Apollon es verlangt hätte?
    Aber ER hatte es nicht verlangt, und Khryse war schon immer ein Unruhestifter gewesen. Mußte sie sich wirklich auf seine unguten Machenschaften einlassen?

20
    Kassandra lag lange wach in dieser Nacht. Sie dachte an die heftige Auseinandersetzung mit Khryse und überlegte, was sie hätte sagen sollen. Wenn sie die richtigen Worte gefunden hatte, wäre er sicher zur Vernunft gekommen…
    Schließlich kam sie zu dem Schluß, in seinem gegenwärtigen Zustand sei er zu Vernunft nicht zu bewegen. Welchem Mann gelang das, wenn eine Frau im Spiel war? Auch Paris hatte nicht viel Vernunft bewiesen, als es um Helena ging…, obwohl er bereits eine tugendhafte, schöne Frau und einen Sohn gehabt hatte - und nach allem, was Kassandra wußte, wünschten sich Männer das am meisten.
    Aber ganz sicher galt das nicht nur für Männer. Auch Frauen schienen den Verstand zu verlieren, wenn es um Männer ging. Selbst die starke und unabhängige Imandra und Hekabe, die als Amazone aufgewachsen war, hatten in Hinblick auf ihre Männer wenig Vernunft bewiesen. Chryseis und Briseis , dachte Kassandra beinahe verächtlich, v erhalten sich wie Schoßhündchen und legen sich jederzeit auf den Rücken, wenn ihr Herrchen sie streichelt.
    Vielleicht sollte ich mich nicht fragen, warum sie das tun, sondern warum ich nicht den Wunsch habe, es zu tun?
    Sie drehte sich herum und machte der Schlange Platz, die sich langsam um ihren Arm wand. Es war schön, wieder in einem Bett zu schlafen und nicht auf der kalten Erde oder auf dem harten Wagenboden. Vor dem Einschlafen dachte sie als letztes daran, daß sie am nächsten Morgen unbedingt nachsehen sollte, welche von Imandras Geschenken den Achaiern nicht in die Hände gefallen waren. Die Angst der Soldaten vor den Schlangen hatte sie davon abgehalten, die Wagen gründlich zu durchsuchen.

    Sie erwachte bei Sonnenaufgang. Biene spielte am Fußende des Bettes. Die Schlange ringelte sich um ihre Hüfte und kroch

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