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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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habe mich schon gefragt, was du so festlich gekleidet von mir willst. Nun, Khryse, Priester des Apollon, höre mir gut zu: Ich habe die Absicht, sie zu behalten. Und was das Heiraten angeht, so kann ich sie nicht heiraten, weil ich bereits eine Frau habe.« Er lachte laut und sarkastisch. »Deshalb schlage ich vor, du marschierst mit deinen Leuten geradewegs zurück nach Troia, ehe ich beschließe, daß ich noch ein paar Frauen im Lager brauchen kann.« Sein Blick wanderte über die Reihen der Priester und Priesterinnen. »Die meisten deiner Frauen scheinen mir zu alt fürs Bett zu sein. Offenbar habe ich die einzig hübsche erwischt. Aber wir könnten ein paar Köchinnen und Waschfrauen brauchen.«
    »Du schmähst also Apollon, den Sonnengott, ganz bewußt? Du schmähst auch SEINEN Priester?« fragte Khryse.
    Agamemnon antwortete langsam, als spreche er mit einem kleinen Kind oder einem Dummkopf.
    »Höre mir gut zu: Ich verehre den Donnergott Zeus und den Erderschütterer Poseidon, den Gott der Pferde. Ich werde mich nicht in die Angelegenheiten Apollons einmischen. ER ist nicht mein Gott. Und aus diesem Grund wäre dein Apollon gut beraten, sich nicht in meine Angelegenheiten einzumischen. Die Frau in meinem Zelt gehört mir, und ich werde weder ein Lösegeld für sie annehmen noch einen Brautpreis bezahlen. Mehr habe ich dir nicht zu sagen, und nun geh!«
    Mit unterdrücktem Zorn erwiderte Khryse: »Agamemnon, ich verfluche dich! Du bist ein Mann, der die heiligen Gesetze gebrochen hat. Keines deiner Kinder soll dein Grab ehren! Und wenn du meinen Fluch nicht fürchtest, so fürchte den Fluch Apollons, denn ich belege dein Volk mit SEINEM Fluch, und ihr werdet IHM nicht entrinnen! SEINE Pfeile werden euch alle treffen! Das sage ich dir, König Agamemnon. «
    »Du kannst alles sagen, was du willst«, erwiderte Agamemnon, »ich habe den Zorn meiner Feinde schon oft gehört, und meinem Herzen ist nichts lieber als dieses Geheul. Und was deinen Sonnengott angeht, ich trotze SEINEM Fluch. Soll ER das Schlimmste tun, wozu er fähig ist. Jetzt verschwindet, sonst befehle ich meinen Bogenschützen, euch als Zielscheiben zu benützen.«
    »So sei es, mein Herr und König«, sagte drohend Khryse, »du wirst erleben, wie lange du dich über den Fluch Apollons lustig machen kannst.«
    Einer der Bogenschützen rief: »Soll ich den frechen Troianer erschießen, Herr?«
    »Aber nein«, erwiderte Agamemnon mit seiner lauten, tiefen Stimme, er ist ein Priester und kein Krieger. Ich töte keine Frauen, Kinder, Eunuchen, Ziegen oder Priester.«
    Das schallende Gelächter der Bogenschützen nahm Khryses Abgang viel von seiner Würde, aber er ging entschlossen und mit großen Schritten davon, ohne sich noch einmal umzusehen. Die Priester und Priesterinnen folgten ihm. Kassandra hielt den Kopf gesenkt, aber sie spürte Agamemnons Blick auf sich ruhen - vielleicht nur deshalb, weil sie die jüngste Priesterin war. Die anderen Priesterinnen waren beinahe alle weit über fünfzig - aber vielleicht lag es auch an etwas anderem. Sie wußte nur, daß sie Agamemnons Blick nicht begegnen wollte.
    Und Chryseis ist bereitwillig zu diesem Mann gegangen!
    Sie stiegen zum Tempel hinauf und traten auf die Galerie des Tempels. Von dort sah man Troia und das ganze Lager der Achaier. 
    Khryse kam als letzter. Er trug die goldene Maske und den Bogen des Gottes. Als er an die Brüstung trat, schien er größer und gebieterischer zu werden. Alle Augen richteten sich auf ihn. Khryse hobden Bogen und rief mit donnernder Stimme: »Hütet euch, die ihr MEINE Priester beleidigt habt!« Kassandra wußte, daß der Gott durch Khryse sprach. Die laute, hallende, übermenschliche Stimme drang durch ganz Troia und bis in die fernsten Winkel des achaischen Lagers.
    Troia ist MEINE Stadt, Achaier! Ich warne euch! MEIN Fluch und MEINE Pfeile werden euch treffen und jeden eurer Männer töten, wenn ihr MEINEM Priester nicht die zurückgeht, die ihr widerrechtlich geraubt habt. Du gottloser Heerführer, hüte dich vor MEINEM Fluch und MEINEN Pfeilen. ICH warne dich, Agamemnon!
    Selbst Kassandra, die die Stimme des Gottes kannte, war gelähmt vor Entsetzen. Sie hätte sich nicht bewegen und kein Wort hervorbringen können.
    Die Gestalt, die Khryse war und gleichzeitig nicht war, schoß in rascher Folge drei Pfeile in die Luft. Einer traf das Dach von Agamemnons Zelt, der zweite fiel vor das Zelt des Achilleus, und der dritte mitten ins Lager. Kassandra stellte fest,

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