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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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strich ihr über die Haare. Er sagte: »Meine Schöne, hast du mein Versprechen vergessen, daß du nicht meine Sklavin, sondern meine rechtmäßige Gefährtin bist?«
    So etwas hatte er tatsächlich gesagt, aber sie hatte ebensowenig darauf geachtet wie auf alles andere, was er sagte, während sie sich ständig übergeben mußte. »Du mußt um dein Kind nicht fürchten. Ich gebe dir mein Wort, daß es kein Sklave sein wird, sondern daß ich es anerkennen und daß es als mein Sohn aufwachsen wird. Ich traue Klytaimnestras Kindern nicht. Unser Sohn wird sehen, wie hoch ich seine Mutter schätze, die eine troianische Prinzessin war. «
    Undeutlich fühlte sie, daß er versuchte, ihr zu gefallen, und daß er sich sehr großzügig und nachsichtig vorkam. Glaubte er wirklich, sie so weit zu bringen, daß sie ihm dankte, weil er sie als Mensch behandelte?
    Vermutlich gab es Frauen, die ihm dankbar gewesen wären, weil er sie nicht schlimmer behandelt hatte, denn es lag in seiner unbeschränkten Macht. Sie hob den Kopf und sagte, ohne zu lächeln: »Das ist freundlich von dir, mein Gebieter.« Zum ersten Mal fürchtete sie sich vor dem, was er tun könnte, und sprach deshalb das Wort aus, das sie sich gelobt hatte, nie über die Lippen zu bringen. Wie vorausgesehen freute er sich. Männer ließen sich so leicht täuschen und schmeicheln. Er strahlte und küßte sie. Er ging zu einer der vielen großen Truhen, in denen er seinen Anteil der Beute aus Troia aufbewahrte, und nahm eine vierreihige goldene Halskette heraus, die aus vielen kleinen Gliedern und ziselierten Plättchen bestand.
    Er beugte sich über Kassandra und legte sie ihr um.
    »Sie ist deiner Schönheit würdig«, murmelte er, »und wenn dein Kind ein Sohn ist, bekommst du eine zweite, ebenso schöne.« Kassandra hätte ihm die Kette am liebsten ins Gesicht geschleudert. Welch eine Anmaßung! Er schenkte einen winzigen Teil dessen, was er ihrer Familie gestohlen hatte! 
    Dann dachte sie:  Wenn ich fliehe, wird die Kette mich nach Kolchis oder sogar nach Kreta bringen, denn ich kann die Glieder einzeln verkaufen. Kreusa ist in Kreta - Aeneas vielleicht auch.
    Was wird er sagen, wenn er anstelle des Sohnes, den er sich wünscht, nur eine Tochter bekommt? Das würde mir beinahe gefallen, ihm etwas zu geben, was er nicht will. Aber dann fragte sie sich: Wer würde willentlich ein Mädchen zur Welt bringen, das durch die Hand der Männer erleidet, was alle Frauen erleiden?
    Doch bei dem Gedanken an ein kleines Mädchen wie Biene - selbst wenn sein Vater Agamemnon wäre -, wurde sie weich. Wenn dieses Kind ein Mädchen sein sollte, würde sie es nach Kolchis bringen, damit es an einem Ort aufwuchs, wo es nie die Sklavin eines Mannes sein würde.
    Die Tage vergingen, und wie sie es an anderen Frauen beobachtet hatte, die den Lebenskräften unterworfen waren, wurde sie träge und schwerfällig. Sie stand nur noch widerwillig auf, obwohl Agamemnon sie nun noch rücksichtsvoller behandelte, seit er von der Schwangerschaft wußte. Wenn das Wetter es erlaubte, führte er sie täglich auf dem Deck hin und her. Er beharrte darauf, sie müsse frische Luft und Bewegung haben. Einmal sagte er, er hoffe, sie würden Mykenai erreichen, ehe das Kind zur Welt kam.
    »Wir haben dort ausgezeichnete Hebammen. In ihren Händen wärst du sicher«, erklärte er, »ich weiß nicht, ob eine dieser Frauen auf dem Schiff von solchen Dingen etwas versteht. «
    Sie wußte inzwischen, eine der vier war eine Kammerfrau im Palast und als Hebamme ausgebildet gewesen. Aber das sagte sie Agamemnon nicht. Es gelang ihr jedoch, unauffällig mit der Frau zu sprechen.
    »Wie gut, Prinzessin«, sagte die Frau, »wenn du ihm einen Sohn schenkst, wird er dich um so mehr schätzen. Als Mutter des königlichen Sohnes bist du in Mykenai in Sicherheit. «
    Insgeheim hatte Kassandra gehofft, die Frau würde ihre Verzweiflung teilen, und sie fragen wollen, ob sie ihr einen Kräutertrank mischen könne, der eine Fehlgeburt auslösen würde. Aber diese Antwort bestärkte sie in ihrem Glauben, daß die Frauen überall mit ihren Unterdrückern gemeinsame Sache machten.
    Als Agamemnon einmal bei ihr saß und von ihrem Sohn sprach, fragte sie: »Aber hast du nicht einen Sohn von Klytaimnestra? Steht er in der Rangfolge nicht an erster Stelle?«
    »0 ja«, sagte Agamemnon mit einem bösen Lächeln, »aber für meine Königin gelten nur die Töchter. Sie ist offenbar der Ansicht, daß eine ihre Nachfolgerin auf dem

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