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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Thron wird. Sie hat unseren Sohn sogar weit weg vom Palast aufziehen lassen, damit ich ihn nicht zum künftigen König erziehen lassen konnte.«
    Das , dachte Kassandra,  ist das Beste, was ich über Klytaimnestra bisher gehört habe.  Sie hatte sich schon gefragt, wie Helenas Schwester es je über sich bringen konnte, einen Mann wie Agamemnon zu heiraten - und sei es auch nur aus Gründen politischer Zweckmäßigkeit. Aber vielleicht hatte das Volk ihr keine andere Wahl gelassen oder einen König gewollt, der Eisen besaß und die Truppen befehligte.
    »Unser Sohn, Kassandra, wird vielleicht nach mir über die Stadt Mykenai herrschen«, sagte Agamemnon, »gefällt dir diese Vorstellung?«
    Gefallen?
    Sie lächelte ihn nur an. Sie hatte gelernt, daß er ihr Lächeln als Zustimmung deutete und zufriedener damit war, als wenn sie etwas sagte.
    In dieser Jahreszeit gab es auf dem Meer kein gutes Wetter, sondern nur endlosen Regen und Sturm. Immer, wenn sie ihrem Ziel ein Stück nähergekommen waren, erhob sich der Wind und trieb sie zurück, so daß sie ständig in Gefahr waren, an den Klippen zu zerschellen.
    Agamemnon mußte öfter auf das offene Meer hinausfahren, um nicht an Land getrieben zu werden, wo das Schiff mit Sicherheit gekentert wäre. Nach Tagen und Monaten auf dem. Wasser schienen sie dem Ziel nicht nähergekommen zu sein. Nachdem ein schrecklicher Sturm sie tagelang weit von jeder Küste weggetrieben hatte, gerieten sie eines Morgens in eine Flaute. Ein Seemann berichtete Agamemnon, man habe grünes Wasser gesehen, das sich wie ein Strom durchs Meer zog. Agamemnon verließ fluchend das Zelt, und sie hörte, wie er seine Männer anschrie. Als er zurückkam, war er wütend. In seinem Gesicht spiegelte sich unbändiger Zorn. 
    »Was ist los?« fragte sie. Sie lag und versuchte verzweifelt, das wenige Brot und die Früchte bei sich zu behalten, die sie zum Frühstück gegessen hatte.
    Er sah sie finster an und sagte: »Wir haben das Wasser des Nil gesichtet - der große Fluß im Land der Pharaonen. Poseidon ist der Erderschütterer und der Gott des Meeres, er hat uns an die Küste Ägyptens getrieben, und die Heimat ist ferner denn je.«
    »Das scheint mir kein Unglück zu sein«, erklärte sie, »du hast gesagt, wir brauchen unbedingt Verpflegung und frisches Wasser. Kann man das hier nicht bekommen?«
    »0 doch! Aber die Nachricht vom Untergang Troias hat sich inzwischen über die ganze Welt verbreitet, und sie werden für Proviant viel Gold erwarten«, murmelte er, »außerdem hat jeder eine andere Geschichte erzählt … «
    »Die Leute wissen nicht, daß Troia nicht durch Waffengewalt und militärisches Geschick zerstört wurde, sondern durch das Erdbeben. Du kannst ihnen erzählen, was du willst. Sie werden nicht so unhöflich sein, an deiner Geschichte zu zweifeln. «
    Er sah sie finster an. Aber in diesem Augenblick rief jemand am Bug: »Land in Sicht!« Agamemnon lief hinaus, kam bald zurück und sagte, sie hätten tatsächlich Ägypten erreicht.
    Einige Männer gingen an Land. Als sie schließlich zurückkamen, überbrachten sie die Einladung des Pharao. Kassandra hatte gehofft, allein im Zelt liegen zu können und sich einfach darüber zu freuen, daß das Schiff nicht mehr schaukelte. Aber es war ihr nicht gegönnt. Agamemnon holte aus den Truhen seidene Gewänder. 
    »Nimm das, das dir am besten gefällt, meine Liebe. Ich werde dir eine der Frauen schicken. Sie soll dich ankleiden, die Haare flechten und mit Juwelen schmücken. Du mußt schön sein …, ja so schön wie Helena, damit du mir am Hof des Pharao Ehre machst.« 
    Zum ersten Mal bat sie ihn um etwas. »0 nein! Ich flehe dich an, ich bin krank. Verlang das nicht von mir. Ich habe dich noch nie um etwas gebeten, aber denk an dein Kind und erspar mir das. Es ist so einfach zu sagen, daß ich krank bin. Stelle mich nicht als Sklavin vor diesem fremden Herrscher zur Schau. «
    »Ich habe dir immer und immer wieder gesagt«, erwiderte er, und seine Worte klangen weniger zornig als traurig, »du bist nicht meine Sklavin, sondern meine Gefährtin. Klytaimnestra hat mich immer enttäuscht, und wenn du mir einen Sohn schenkst, sollst du meine Königin sein.«
    Kassandra weinte vor Verzweiflung. Er beschwor sie, schmeichelte ihr und stürmte schließlich aus dem Zelt, wobei er im Befehlston sagte: »Ich streite mich nicht länger mit dir! Kleide dich an, und ich schicke eine der Frauen herein!«
    Kassandra lag hilflos schluchzend auf dem

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