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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Gewänder waren lang, dick und hinderlich. Aber trotz der plumpen Röcke und der bemalten Augen wirkten die Frauen stark und tatkräftig. Kassandra sah auch eine Schmiede, in der auch eine Frau mit rußigem, dunklem Gesicht und den starken Muskeln einer Kriegerin arbeitete. Wegen der Hitze des Feuers war sie bis zur Hüfte nackt und hämmerte ein Schwert. Eine junge Frau, eigentlich noch ein Mädchen, bediente die Blasebälge. In der Zeit bei den Amazonen hatte Kassandra erlebt, daß Frauen die unterschiedlichsten Arbeiten verrichteten, aber dies übertraf alles.
    Auch die Wachposten auf den Stadtmauern waren Frauen und hätten sehr gut zu den Amazonen gehören können, denn sie waren bewaffnet, trugen Brustplatten aus Bronze und lange Speere. Während die Amazonen durch die Straßen ritten, stießen die Wachen einen langen, trillernden Schlachtruf aus. Und es dauerte nicht lange, bis ein halbes Dutzend mit Speeren, die sie als Zeichen des Friedens aufgerichtet trugen, vor ihnen auftauchten. Die Anführerin ritt näher und umarmte Penthesilea im Sattel.
    »Wir grüßen dich voll Freude, Penthesilea, Königin der Stuten«, sagte sie, »die Herrin von Kolchis entbietet dir ihren Willkommensgruß und ist erfreut über deine Rückkehr. Sie wünscht, daß deine Frauen auf dem Feld innerhalb der Südmauer das Lager aufschlagen und lädt dich ein, zusammen mit einer oder zwei Freundinnen im Palast ihr Gast zu sein.«
    Die Amazonenkönigin gab die Nachricht weiter.
    »Außerdem«, sagte die Frau aus Kolchis, »schickt die Königin deinen Amazonen zwei Schafe als Geschenk und einen Korb Brote, die heute in den königlichen Öfen gebacken wurden. Deine Frauen sollen es sich schmecken lassen, während du bei ihr im Palast bist. « Beim Gedanken an ein Festessen, das sie lange nicht mehr gehabt hatten, jubelten die Amazonen laut.
    Penthesilea blieb bei den Amazonen, bis das Lager aufgeschlagen, die Zelte aufgestellt und die Schafe geschlachtet worden waren. Kassandra stand dabei, als ein gutes Stück Keule als Opfer der jungfräulichen Jägerin dargebracht und verbrannt wurde. Die Schafe kamen ihr ganz normal vor wie die Schafe in Troia. 
    Penthesilea beobachtete sie und fragte: »Was ist? Hast du erwartet, die Schafe von Kolchis hätten goldene Vliese? Sie wachsen nicht mit einem goldenen Fell heran. Noch nicht einmal die Herden des Sonnengotts Apollons werden so geboren. Aber die Leute in Kolchis legen die Felle ins Wasser, damit sich das Gold darin fängt, das die Flüsse immer noch mit sich tragen. Es gibt vielleicht zwar weniger Gold als zu Jasons Zeiten, aber trotzdem wirst du die goldenen Vliese sehen, ehe du Kolchis wieder verläßt. Wir wollen uns für das Mahl bei der Königin umkleiden.«
    Die Amazonenkönigin ging in ihr Zelt, legte die Reitkleider ab und zog ihren besten Rock und Stiefel aus weißem Hirschleder an und eine Tunika, die - wie es hier Sitte war - nur eine Brust bedeckte.
    Sie hatte auch Kassandra gesagt, sie möge ihre besten Sachen anziehen. Kassandra zog ihr trojanisches Kleid - es war inzwischen zu kurz und bedeckte die Waden nur noch zur Hälfte - und die Sandalen an.
    Penthesilea nahm aus ihrem Gepäck ein Stückchen Augenschwärze und verrieb sie um die Augenränder. Dann drehte sie sich nach Kassandra um und fragte: »Ist das dein einziges Kleid, Kind?«
    »Ja, leider.«
    »Das geht nicht«, sagte Penthesilea, »du bist mehr gewachsen, als ich dachte.« Sie suchte in ihrer Satteltasche und holte ein nicht ganz neues, blaß-safrangelbes Kleid heraus. »Das wird dir zu groß sein. Aber mach das beste daraus.«
    Kassandra zog das Kleid über den Kopf und befestigte es mit ihren alten Bronzenadeln. Der Rock über den Knien kam ihr so lästig und ungeschickt vor, daß es ihr schwerfiel, sich daran zu erinnern, daß sie einmal solche Kleider jeden Tag getragen hatte.
    Zusammen gingen sie durch gepflasterte Straßen zum Palast der Königin von Kolchis. Kassandra war schon so lange nicht mehr in den Mauern einer Stadt gewesen, daß sie das Gefühl hatte, die Häuser wie die Barbaren mit offenem Mund anzustarren.
    Der Palast ähnelte dem Palast in Troia. Er war aus dem grauen Marmor der Gegend gebaut, stand erhöht im Mittelpunkt der Stadt, und ihn überragte nicht einmal ein Tempel. Kassandra war nach der Sitte ihres Landes erzogen, die verlangte, daß keine menschliche Behausung so hoch sein dürfe wie die Tempel der Götter, und war leicht bestürzt.
    Von den Stufen des Palastes aus konnten sie das

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