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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Wir wüßten, daß sie der Karawane immer noch auflauern. Sobald der Schutz abgezogen wäre, würden sie wieder über den Transport herfallen. Dann müßten wir den ganzen Winter auf dem Posten sein«, sagte eine andere, »ich möchte, daß diese Räuber endgültig erledigt sind.«
    »Imandra möchte ein für allemal klarstellen, daß die Transporte von Kolchis nicht ungestraft überfallen werden können«, sagte eine der Frauen heftig, »und das soll eine Lehre sein, die sie nicht vergessen.«
    Sie kochten einen Eintopf über dem Feuer aus getrocknetem Fleisch und schliefen in einem Kreis um die Wagen; Kassandra bemerkte, daß viele der Frauen die Männer der Wagen aufforderten, zu ihnen unter die Decke zu kommen. Sie fühlte sich einsam, aber sie dachte nicht daran, das gleiche zu tun. Sie hörte, wie sich im Lager allmählich Stille ausbreitete, und schließlich gab es kein anderes Geräusch mehr als den immer wehenden Wind der Ebene; alle schliefen.
    Derselbe Tag schien sich immer und immer zu wiederholen; sie krochen dahin wie eine Raupe über ein Blatt; die schweren Wagen bestimmten die Geschwindigkeit, und als Kassandra am Ende über die endlose Ebene zurückblickte, kam es ihr vor, als seien sie nicht mehr als einen Tagesritt auf schnellen Pferden von Kolchis mit seinen Eisentoren und dem Hafen voller Schiffe entfernt.
    Sie wußte nicht mehr, wie viele dieser mühseligen, sich langsam dahinschleppenden Tage vergangen waren, denn es gab nichts, an dem man die Zeit hätte messen können und auch kein größeres Abenteuer, als daß ein umschnürtes Bündel mit Erzklumpen von einem Wagen fiel. Die ganze Wagenreihe kam zum Stillstand, bis das Bündel wieder mühsam hinaufgehoben worden war.
    Am elften oder zwölften Tag beobachtete Kassandra, wie eines der verschnürten Bündel ganz langsam unter der Plane nach hinten rutschte. Sie wußte, sie sollte eigentlich an die Spitze reiten und das dem Karawanenführer melden oder zumindest dem Wagenlenker, damit man das Bündel festzurren würde. Aber wenn es herunterfallen sollte, wäre das zumindest eine Unterbrechung der Eintönigkeit. Sie zählte die Schritte ihres Pferdes, um zu sehen, wann die Last das Übergewicht bekommen und vom Wagen fallen würde.
    »Krieg«, sagte sie mißmutig zu Stern, »die Karawane bewachen, ist kaum ein Abenteuer. Werden wir den ganzen langen Weg bis ins Land der Hethiter reiten? Und wird es dort interessanter sein als das hier?«
    »Wer weiß?« erwiderte Stern achselzuckend, »ich habe das Gefühl, wir sind betrogen worden, denn man hat uns eine Schlacht und gute Bezahlung versprochen. Bis jetzt hat es nichts als diesen eintönigen Ritt gegeben.« Sie hob die Schultern noch einmal und ließ sie fallen.»Das Land der Hethiter zu sehen, ist zumindest etwas. Ich habe gehört, daß es dort nie regnet. Ihre Häuser sind alle aus getrocknetem Ziegelstein. Wenn es dort wirklich einmal ordentlich regnen sollte, würden die Häuser, die Tempel, Paläste und alles davon geschwemmt, und ihr ganzes Reich wäre dahin. Aber hier auf dem Weg dorthin gibt es so wenig, woran man denken könnte, daß ich beinahe versucht bin, diesen hübschen Wagenlenker unter meine Decke einzuladen.«
    »Das wirst du doch nicht tun!«
    »Nein? Warum nicht? Was habe ich zu verlieren? Allerdings ist es einer Kriegerin verboten«, sagte Stern, »und wenn ich ein Kind hätte, müßte ich das Balg die nächsten vier Jahre säugen und Wickeltücher waschen, anstatt zu kämpfen und mir meinen Platz unter den Kriegerinnen zu verdienen.«
    Kassandra war doch entsetzt, weil Stern so unbekümmert über solche Dinge sprach.
    »Hast du nicht bemerkt, wie er mich ansieht?« Stern wollte das heikle Thema immer noch nicht wechseln. »Er ist hübsch und er hat sehr breite Schultern. Oder willst du eine dieser Jungfrauen bleiben, die geloben, so keusch wie die jungfräuliche Jägerin zu bleiben?«
    Kassandra hatte noch nie ernsthaft darüber nachgedacht. Sie hatte angenommen, daß sie zumindest auf Jahre hinaus bei den Amazonenkriegerinnen bleiben werde, für die Keuschheit etwas Selbstverständliches war.
    »Aber stell dir vor, Kassandra, dein ganzes Leben lang, allein bleiben! Eine Göttin, die jeden Mann haben kann, den Sie will, wird sicher nichts dabei finden«, sagte Stern, »aber wie man erzählt, wirft selbst die Jungfräuliche hin und wieder einen Blick vom Himmel herunter und wählt sich einen jungen Mann, mit dem sie das Lager teilt.«
    »Das glaube ich nicht«, widersprach

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