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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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oder so nicht als Kriegerin haben. Ehe du uns verläßt, wirst du zu IHR gebracht werden.«
    Kassandra fühlte sich immer noch betrogen. Sie hatte sich so lange und tapfer darum bemüht, als Amazonenkriegerin anerkannt zu werden. Und gerade durch die große Mühe und die Tapferkeit in der Schlacht war ihr der Weg zu diesem Ziel versperrt.
    Der Kampfplatz wurde geräumt. Man trug die Leichen der Amazonen - außer Stern waren zwei andere Frauen von Pfeilen getötet und von einem stürzenden Pferd zerquetscht worden - zu einem Platz, wo sie verbrannt werden sollten.
    Penthesilea drückte Kassandra sanft zurück, als sie aufstehen wollte.
    »Ruh dich aus. Du bist verwundet.«
    »Ausruhen? Was tun die anderen Kriegerinnen, ob sie nun verwundet sind oder nicht? Darf ich die Rolle einer Kriegerin nicht wenigstens so lange übernehmen, wie ich noch bei euch bin?« 
    Penthesilea seufzte: »Wie du willst. Es ist dein Recht zu sehen, wie die, die du erschlagen hast, zum Herrn der Unterwelt geschickt werden.« Sie berührte zärtlich Kassandras verwundete Wange.  Göttin, Mutter der Stuten, Herrin, die unser Geschick bestimmt, dachte sie, warum hast DU nicht sie, die wahre Tochter meines Herzens, in meinen Leib geschickt, anstatt in den meiner Schwester, die beschlossen hat, sie in die Herrschaft eines Mannes zu geben? Sie wird dort kein Glück finden. Ich sehe nur, daß sie Dunkelheit erwartet … Dunkelheit und der Schatten des Schicksals eines anderen .
    Ihr Herz schlug für Kassandra, wie es nie für eine ihrer eigenen Töchter geschlagen hatte. Doch sie erkannte, daß Hekabes Tochter ihr eigenes Schicksal auf sich nehmen mußte, das sie ihr nicht abnehmen konnte. Die dunkle Göttin hatte ihre Hand auf Kassandra gelegt.
    Keine Frau kann ihrer Bestimmung entgehen, dachte sie, und es ist schlecht gehandelt, wenn man versucht, der Erdmutter das IHR bestimmte Opfer vorzuenthalten. Doch aus Liebe zu Kassandra würde ich sie zum Dienst der Erdmutter hinunter in die Tiefe schicken und sie nicht dazu verurteilen, der Dunklen hier im Land der Sterblichen zu dienen.

10
    Kassandra sah ohne sichtbare Gefühlsregung zu, wie ihre toten Gefährtinnen den Flammen übergeben wurden; als sie an diesem Abend das Lager aufschlugen, legte sie auf Penthesileas und Elarias Drängen ihre Decken zwischen die der beiden.
    Allmählich drang ihr ins Bewußtsein, daß wieder einmal eine Entscheidung getroffen worden war, ohne sie vorher zu fragen. Nachdem die schlimmste Gefahr vorüber war, schienen die anderen sich plötzlich daran erinnert zu haben, daß sie eine trojanische Prinzessin war, und sie wurde sorgsam beschützt. Dabei war sie nicht mehr oder weniger eine Prinzessin als vor zwei oder drei Tagen. Stern fehlte ihr, obwohl sie vermutlich keine wirklichen Freundinnen gewesen waren. Und doch spürte Kassandra leises Entsetzen beim Gedanken daran, daß sie auf dieser Reise ihre Decken jede Nacht neben dem Mädchen ausgebreitet hatte, dessen Körper zu Asche verbrannt war, nachdem Pfeile sie durchbohrt hatten.

    Mit etwas weniger Glück und einem etwas geschickteren Gegner hätte der Speer, der ihr die Wange aufgerissen hatte, ihr die Kehle durchbohrt, und ihr Körper wäre an diesem Abend auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Sie fühlte sich irgendwie schuldig und war mit der Welt der Kriegerinnen noch zu wenig vertraut, um zu wissen, daß jede der Frauen, die um sie herum lagen, das gleiche empfand. Alle fühlten sich schuldig und waren bekümmert, daß sie noch lebten und ihre Freundinnen gestorben waren.
    Penthesilea hatte davon gesprochen, daß die Hand der Göttin auf ihr lag, als sei das etwas ganz Normales. Kassandra fragte sich, ob sie verschont worden war, weil die Göttin etwas mit ihr vorhatte. Die Wunde juckte wie rasend. Als sie die Hand hob und versuchen wollte, das Jucken durch Kratzen oder Reiben zu lindern, hielt ein stechender Schmerz sie davon ab, die Wange auch nur zu berühren. Sie verschob den Mantel, den sie sich unter dem Kopf gelegt hatte, und versuchte, eine bequemere Lage zum Schlafen zu finden. Welche Göttin hatte ihre Hand auf sie gelegt? Penthesilea hatte einmal beiläufig zu ihr gesagt, daß alle Göttinnen eine waren, obwohl jedes Dorf und jeder Stamm einen eigenen Namen für sie hatte. Es waren viele Namen: die Mondgöttin, deren Gezeiten und täglich sich verändernde Rhythmen sich jedem weiblichen Tier aufzwangen; die Mutter der Stuten, die Penthesilea anrief; die jungfräuliche Jägerin, unter deren Schutz

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