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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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geblieben war. Der Wagenlenker lag etwas weiter zurück tot auf dem Boden. Stern entdeckte sie halb zerquetscht unter ihrem gestürzten Pferd. Ein halbes Dutzend feindliche Pfeile hatten das Tier getötet. Entsetzt rannte Kassandra hinüber und versuchte, das Pferd von ihrer Freundin zu zerren. Stern bewegte sich nicht mehr. Ihr Waffenrock war zerrissen, der Hinterkopf war nur noch eine rote Masse, und die Augen starrten blicklos geradeaus.  Sie hat sich eine Schlacht gewünscht , dachte Kassandra,  sie hat eine bekommen .
    Sie beugte sich über ihre Freundin und schloß ihr sanft die Augen. Erst dann bemerkte sie, daß auch sie verwundet war. Die Wange klaffte. Blut tropfte von dem herunterhängenden Hautlappen. Penthesilea kam zu ihr und beugte sich über Sterns Leiche.
    »Sie ist jung gestorben», sagte die Amazonenkönigin sanft, »aber sie hat tapfer gekämpft.«
    Das nützt Stern jetzt wenig , dachte Kassandra. Die Amazonenkönigin sah sie an und sagte: »Aber du bist verwundet, mein Kind. Ich will deine Wunde versorgen. «
    Kassandra erwiderte matt: »Es ist nichts. Es tut nicht weh.«
    »Es wird schmerzen«, sagte ihre Tante und brachte sie zu einem der Wagen, wo Elaria ihr die aufgerissene Wange mit Wein wusch und die Wunde dann mit wohlriechendem Öl beträufelte.
    »Jetzt bist du wirklich eine Kriegerin«, sagte Elaria, und Kassandra erinnerte sich daran, daß man ihr das auch in jener Nacht gesagt hatte, als sie den Mann tötete, der versucht hatte, sie zu vergewaltigen. Aber vermutlich machte ein richtiger Kampf sie erst zu einer wahren Kriegerin.
    Penthesilea betrachtete die gesäuberte Wunde und runzelte die Stirn. »Verbinde sie sorgfältig, Elaria, sonst bleibt eine schreckliche Narbe zurück - und das darf auf keinen Fall geschehen. «
    »Was macht es schon?« fragte Kassandra müde, »die meisten Amazonenkriegerinnen haben Narben.« Erst jetzt fiel ihr auf, daß auch Penthesileas Gesicht blutig war. Das Blut tropfte aus einer Wunde am Kinn. Kassandra betastete vorsichtig ihre Wange. »Man wird kaum etwas sehen, wenn die Wunde verheilt ist. Weshalb die Umstände?«
    »Du vergißt, daß du keine Amazone bist, Kassandra. «
    »Meine Mutter war selbst einmal eine Kriegerin«, widersprach Kassandra, »gegen eine ehrenvolle im Kampf erworbene Narbe wird sie nichts einzuwenden haben.«
    »Sie ist keine Kriegerin mehr«, sagte Penthesilea grimmig, »sie hat vor langer Zeit entschieden, was sie sein würde: Sie wollte bei deinem Vater leben, sein Haus führen und seine Kinder zur Welt bringen. Wenn dein Vater zornig wird - und glaube mir, er wird zornig sein, wenn wir dich zurückschicken und deine Schönheit hat einen Makel -, ist das für deine Mutter sehr schwierig, und ihr Wohlwollen bedeutet uns viel. Wenn wir im Frühjahr in den Süden ziehen, wirst du nach Troia zurückkehren. «
    »Nein!« protestierte Kassandra, »erst jetzt werde ich allmählich für den Stamm von Nutzen und bin keine Last mehr. Warum soll ich wieder eine Hausmaus werden«, sie sprach das Wort verächtlich aus, »wenn ich gerade bewiesen habe, daß ich mich zur Kriegerin eigne?«
    »Denk nach, Kassandra, und du wirst wissen, weshalb du gehen mußt«, erwiderte Penthesilea, »du bist eine Kriegerin, und es wäre recht und gut, wenn du dein ganzes Leben lang bei uns verbringen würdest. Ich würde dich in unserem Stamm als echte Kriegerin und als meine Tochter willkommen heißen, solange ich lebe. Aber das kann nicht sein. Früher oder später mußt du zu deinem Leben in Troia zurückkehren. Und da es so sein muß, sollte es um deinetwillen bald sein. Du bist alt genug, um verheiratet zu werden. Dein Vater hat vielleicht sogar bereits einen Gemahl für dich gewählt. Ich möchte dich nicht so verändert zurückschicken, daß du dich dein ganzes Leben lang unglücklich fühlen würdest, wenn du hinter den Mauern einer Stadt bleiben mußt.« Kassandra wußte, Penthesilea hatte recht. Aber ihr kam es vor, als sollte sie dafür bestraft werden, daß sie eine Amazone geworden war.
    »Sei nicht so niedergeschlagen, Augenstern. Ich schicke dich ja nicht morgen zurück«, sagte ihre Tante, zog sie an die Brust und strich ihr über die Haare. »Du wirst mindestens einen, vielleicht sogar zwei Monde bei uns bleiben und mit uns nach Kolchis zurückkehren. Und ich habe auch das Versprechen nicht vergessen, das ich dir gegeben habe. Die Göttin hat dich zu IHREM Dienst berufen und beansprucht dich als geborene Priesterin. Wir könnten dich so

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