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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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habe ich für jedes Fest so zurechtgemacht, seit sie erwachsen ist.«
    Die Frau runzelte die Stirn, als sie Kassandras Hände mit Öl einrieb, das nach Lilien und Rosen duftete. »Du hast Schwielen an den Händen, Herrin Kassandra«, sagte sie vorwurfsvoll. »Sie wer den nie so zart sein wie die Hände der Prinzessin, die wie Rosenblätter sind - und so sollten die Hände einer Herrin auch sein.« 
    »Es tut mir leid, dagegen kann ich nichts tun«, sagte Kassandra und drehte die geschmähten Hände um. In diesem Augenblick begriff sie zum ersten Mal, wie sehr ihr das Leben im Freien fehlen würde, so wie ihr bereits jetzt Südwind fehlte. Penthesilea hatte ihr zum Abschied die schöne Stute geschenkt. Aber Kassandra hatte sie als letzte Tat auf ihrer Reise mit den Amazonen zurückgeschickt. Sie wußte, man würde ihr hier niemals erlauben zu reiten, und sie wollte verhindern, daß man das edle Pferd in den Stallungen einsperrte oder noch schlimmer, einem ihrer Brüder gab, um einen Streitwagen zu ziehen.
    Die Sonne ging unter, und die Kammerfrauen zündeten die Fackeln an. Sie befestigten an der Schulter von Kassandras Gewand eine goldene Spange und legten ihr einen neuen Mantel aus gestreifter Wolle um. Andromache schlüpfte in vergoldete Sandalen. »Hier ist auch ein Paar für dich. Sie sehen genauso aus«, sagte sie, bückte sich und zog sie Kassandra an.
    »Du bist so schön wie die Braut«, sagte die Kammerfrau. Aber Kassandra fand, daß Andromache mit ihren glänzenden dunklen Locken schöner war als jede andere Frau in Troia.
    Die beiden Mädchen eilten hinaus und zur Treppe. Aber Kassandra konnte in den kostbaren Sandalen nicht laufen, und so mußten sie beide vorsichtig eine Stufe der langen Treppe um die andere hinuntersteigen.
    Die große Festhalle erstrahlte im Licht vieler Fackeln und Lampen. Priamos saß bereits auf seinem hohen Thron und wirkte ungnädig, weil sie so spät kamen. Aber als der Herold verkündete: »Die Herrin Kassandra und Prinzessin Andromache von Kolchis«, streckte er den beiden liebenswürdig die Hände entgegen und forderte sie auf, zu ihm zu kommen. Er wies Andromache den Ehrenplatz neben ihm zu und teilte mit ihr den goldenen Teller und den goldenen Becher.
    Hekabe bedeutete Kassandra, sich neben sie zu setzen, und flüsterte ihr zu: »Jetzt siehst du wirklich aus wie eine Prinzessin von Troia und nicht wie eine Wilde von den Stämmen, mein Schatz. Wie hübsch du bist.«
    Kassandra glaubte, sie müsse wie eine bemalte Puppe aussehen, wie diese kleinen Figürchen, die aus Ägypten kamen und die man den Königinnen und Königen mit ins Grab gab. Zumindest Polyxena sah wie eine solche Puppe aus. Aber da ihre Mutter zufrieden war, widersprach Kassandra ihr nicht.
    Als alle Platz genommen hatten, brachte Priamos den ersten Trinkspruch aus. Er hob den Becher.
    »Auf meinen prächtigen neuen Sohn Paris, und das gütige Geschick, das ihn mir und seiner Mutter als Trost im Alter zurückgegeben hat.«
    »Aber Vater«, mahnte Hektor leise, »hast du die Prophezeiung bei seiner Geburt vergessen? Er wird Troia ins Unglück stürzen. Ich war damals noch ein Kind, aber ich erinnere mich noch gut daran.« Priamos wirkte ärgerlich; Hekabe schien den Tränen nahe. Paris zeigte keine Überraschung; also mußte Agelaos ihm die Geschichte inzwischen erzählt haben. Aber es war sehr unhöflich von Hektor, bei einem Fest darüber zu sprechen.
    Hektor trug sein bestes Gewand, eine kostbare Tunika mit Goldstickereien; Kassandra erkannte sofort, daß sie das Werk der Königin waren. Auch Paris trug wie Kassandra ein neues Gewand und einen neuen Mantel. Er sah großartig darin aus. Priamos betrachtete sie beide voll Genugtuung und sagte: »Nein, mein Sohn. Ich habe das Omen nicht vergessen, das nicht mir, sondern meiner Königin geschickt wurde. Aber die Götter selbst haben ihn mir zurückgegeben, und kein Mensch kann mit dem Schicksal oder dem Willen der Unsterblichen rechten.«
    »Aber bist du sicher«, sagte Hektor hartnäckig, »daß es die Götter waren und nicht vielleicht ein böses Geschick, das unser königliches Haus vernichten will?« Das dunkle Gesicht von Paris wirkte wie eine Gewitterwolke, aber Kassandra konnte die Gedanken ihres Zwillingsbruders nicht lesen.
    Mit einem warnenden Unterton, bei dem Kassandra zusammenzuckte, sagte Priamos: »Gib Frieden, mein Sohn! Nur in dieser Sache werde ich nicht auf dich hören. Ich würde lieber erleben, daß ganz Troia untergeht, als daß meinem

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