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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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selbst zu entdecken. Nun gut… . « Sie beugte sich vor, verzog das Gesicht, weil die Bewegung ihr Schmerzen bereitete und bedeutete einer der Dienerinnen, ihr das Kind in die Arme zu legen. Als sie ihren Sohn an sich drückte, strafte die strahlende Freude in ihrem Gesicht die Worte Lügen. »Ich glaube«, sagte sie, »meine Belohnung für diese Schlacht ist mehr wert als die Eroberung einer Stadt.«
    »Das finde ich auch«, bestätigte Kassandra und berührte die winzige Faust. »Wie möchtest du ihn nennen?«
    »Astyanax«, antwortete Andromache. »Hektor will es so. Denk doch nur, zu seinem Namensfest wird man ihn auf Hektors Schild legen und darauf hinunter tragen. Was für eine Wiege!«
    Kassandra versuchte, sich das Kind auf Hektors großem Kriegsschild vorzustellen. Plötzlich durchfuhr sie ein Schauer; sie erstarrte, als sie den großen Schild und Astyanax sah - wie alt war er? Ganz sicher zu jung für einen Krieger! Der erschlagene Sohn lag darauf wie zum Begräbnis. Das Bild traf sie wie eine Welle eisigen Wassers. Andromache, die den Kleinen glücklich an der Brust hielt, bemerkte nichts.
    Kassandra schloß die Augen in der Hoffnung, das schreckliche Bild zu vertreiben. »Wie geht es Kreusa?« fragte sie.
    »Sie scheint glücklich zu sein. Sie sagt, sie kann es nicht erwarten, schwanger zu werden. Soll ich ihr erzählen, was alles auf sie wartet?«
    »Sei nicht häßlich«, sagte Kassandra. »Laß sie ihr erstes Glück genießen. Für alles andere ist noch genug Zeit.«
    »Du hast recht. Es gibt genug alte Hexen, die versuchen, jungen Bräuten alles zu verderben, und sie vor all dem warnen, was vor ihnen liegt. Wie auch immer, ich möchte meinen kleinen Schatz nicht missen«, erwiderte Andromache. Sie drückte die Lippen in den weichen Nacken des Kindes und schnupperte begeistert daran. Kassandra war gerührt und beinahe neidisch wie damals, als sie Phyllida mit ihrem Kind in den Armen gesehen hatte.
    »Gibt es sonst noch Neuigkeiten?«
    »Ja, man hat das Schiff von Paris gesichtet. Ein Bote vom Ausguck auf dem Berg war in der Stadt, um es dem König zu berichten«, sagte Andromache. »Paris ist zwar dein Zwillingsbruder, aber ich finde, er ist dir nicht sehr ähnlich.«
    »Man sagt, daß wir uns sehr ähnlich sehen«, erwiderte Kassandra zögernd. »Ansonsten, glaube ich, ähneln wir uns wenig. Manche Leute halten ihn für den hübschesten Mann in Troia.«
    Andromache streichelte ihre Hand: »Ich gehöre natürlich nicht zu denen. Für mich kann es kein Mann mit Hektor aufnehmen - weder im Aussehen noch sonst.«
    Kassandra freute sich darüber. Sie fühlte sich für diese Ehe verantwortlich und war glücklich, daß Andromache mit ihrem Mann zufrieden war. Auch Hektor hatte bestimmt keinen Grund, unglücklich zu sein.
    »Und alle halten dich für schön«, fuhr Andromache fort. »Aber ich glaube, zu einem Mann würde dein Gesicht nicht passen. Es ist zu zart. Ich kann mich nicht erinnern, daß ihr euch so ähnlich seid. Sieht Paris wirklich so mädchenhaft aus?«
    »Ich glaube nicht, und er ist sehr männlich. Schließlich hat er alle Wettkämpfe bei den Spielen gewonnen«, sagte Kassandra. »Er ist ein guter Bogenschütze, Läufer und Ringer, und den Streitwagen fährt er geradezu tollkühn. Aber ich glaube«, fügte sie mit einem leicht boshaften Lächeln hinzu, »wenn wir uns im Zweikampf gegenüberstehen würden, wäre er kein besserer Krieger als ich.« 
    »Meine Mutter sagt«, erklärte Andromache, »du hast die Seele einer großen Kriegerin im Körper einer Feldmaus. «
    Kassandra kicherte und beugte sich über den kleinen Astyanax. Sie hatte das Gefühl, ihm irgendwie Unrecht getan zu haben, als sie sich ihren Visionen überließ.
    »Mögen alle Götter ihn segnen und dich auch«, sagte sie.
    »Willst du nicht hierbleiben, um beim Namensfest auf sein Wohl zu trinken?«
    »Nein, ich glaube nicht«, sagte Kassandra. »Vielleicht komme ich für einen oder zwei Tage, wenn Paris zurück ist. Ich will jetzt gehen, um meine Mutter zu begrüßen, und dann in den Tempel zurückkehren.«
    Sie verabschiedete sich liebevoll von Andromache, denn sie wußte, Andromache stand ihr näher als Polyxena oder eine ihrer Halbschwestern. Dann stattete sie Hekabe einen kurzen Besuch ab und bat sie um ihren Segen. Anschließend ging sie in die schlichten Räume auf der Rückseite des Palastes, wo Oenone mit ein paar Dienerinnen lebte - ruhige junge Mädchen, die Anhängerinnen des Flußgottes waren, wie Kassandra

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