Die Feuerbraut
glatten Stirn und weich fallenden, hellblonden Locken musterten den Leutnant mit einem gewissen Interesse.
Fabians Herz schlug bis in die Ohren, als er Stephanie von Harlau erkannte. Er war der jungen Dame schon mehrmals begegnet, hatte aber nur ein paar belanglose Worte mit ihr wechseln können, und der Grund, aus dem sie sich in Wallensteins Quartier aufhielt, war ihm immer noch nicht bekannt. Vielleicht war sie, wie einige Offiziere behaupteten, tatsächlich die Geliebte des Feldherrn, doch Fabian bezweifelte das. Wallenstein liebte im Grunde nur eines, und das war die Macht, die er errungen hatte. Eine Liaison mit der Ehefrau eines hochrangigen Höflings wie Karl Joseph von Harlau wäre seinen Plänen abträglich gewesen, da dieser das Ohr des Kaisers besaß.
Im letzten Moment entsann Fabian sich der gebotenen Höflichkeit und verneigte sich vor der jungen Dame. Stephanie von Harlau blieb stehen und schien zu schwanken, ob sie ihn ansprechen oder weitergehen sollte. Sie entschied sich zu bleiben und setzte sich auf den Stuhl, den Fabian gerade geräumt hatte.
»Es ist sehr heiß, Herr Offizier, finden Sie net auch?«, sagte sie in einem weichen, wienerisch gefärbten Dialekt.
»Das ist es in der Tat, Madame.« Fabian verbeugte sich erneut, um seine Verlegenheit zu verbergen.
Stephanie von Harlau blickte ihn freundlich lächelnd an. »Würde es dem Herrn Offizier etwas ausmachen, mir eine Erfrischung bringen zu lassen?«
»Selbstverständlich nicht!« Fabian trat zur Tür, rief nach einem Diener und befahl diesem, ihm ein Glas mit leichtem Wein zu bringen. Als der Mann zurückkam, nahm er ihm den Pokal aus der Hand und reichte ihn der jungen Dame. Obwohl er bereits Erfahrungen mit Frauen gesammelt hatte, fühlte er sich in ihrer Gegenwart so hilflos wie ein neugeborenes Kind und brachte kein Wort heraus.
Stephanie begriff, dass sie die Initiative ergreifen musste, wenn sie nicht angeschwiegen werden wollte. Bevor sie jedoch etwas sagte, musterte sie den jungen Mann durchdringend. Er war etwa in ihrem Alter und fast einen Kopf größer als sie. Sein angenehm männliches Gesicht wirkte ein wenig treuherzig, verriet aber auch eine gewisse Schneidigkeit. Obwohl er nicht direkt hübsch war, fand sie ihn attraktiv, und sie erinnerte sich an jene Gerüchte, in denen es hieß, er habe etwas mit dem Tod des schwedischen Königs Gustav Adolf zu tun gehabt.
Also war er trotz seiner Jugend bereits ein Held, und sie wusste, dass Wallenstein große Stücke auf ihn hielt. Gewiss würde er rasch Karriere machen und schon in wenigen Jahren einen Rangerreichen, den sonst nur Männer aus einer der ganz hohen Familien einnehmen konnten.
»Kann der Herr Offizier mir sagen, wie er heißt?«, fragte sie, obwohl sie seinen Namen längst kannte.
Fabian verneigte sich ein weiteres Mal. »Fabian von Birkenfels zu Euren Diensten.«
»Sind die Birkenfels eine bedeutende Familie?«, setzte Stephanie von Harlau ihr Verhör fort.
Fabian lachte leise auf. »Leider nein. Derzeit besteht die Familie nur noch aus meiner eigenen Person. Von Verwandten weiß ich nichts. Wenn es sie denn geben sollte, haben sie sich nie für meinen Vater, meine Mutter oder mich interessiert.«
»Euer Vater und Eure Mutter leben noch?«
Über Fabians Antlitz huschte ein Schatten. »Nein, sie sind den Schweden zum Opfer gefallen.«
Stephanie von Harlau erkannte, dass sie einen wunden Punkt in Fabians Seele berührt hatte, und bemühte sich, es wieder gutzumachen. »Ich hoffe, ich habe Euch mit dieser unbedachten Frage nicht gekränkt. Nehmt bitte mein tiefstes Mitgefühl entgegen.« Sie stand auf und reichte Fabian ihre Hand. Obwohl sie einen dünnen Handschuh trug, traf ihn die Berührung wie ein Schlag. Seit er Stephanie von Harlau das erste Mal gesehen hatte, war sie ihm wie die Erfüllung eines Traumes erschienen. Sie überstrahlte Johanna und hätte auch gegenüber Ehrentraud nicht zurückstehen müssen, als diese noch als die schönste Jungfrau im weiten Umkreis gegolten hatte. Wenn es eine Frau gab, nach der er sich sehnte, so war sie es.
Seine Verwirrung blieb der jungen Dame nicht verborgen, und erstaunlicherweise löste sein Anblick einen gewissen Widerhall in ihrem Herzen aus. Fabian war attraktiv genug, um ihr zu gefallen, und sie wollte mehr über ihn erfahren. Mit geschickten Fragen brachte sie ihn dazu, dass er ihr von seinem bisherigenLeben berichtete und auch auf jene schrecklichen Szenen des schwedischen Überfalls zu sprechen kam, dem
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