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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sondern bekam nur mit, wie die Unterhaltung im Hintergrund schlagartig verstummte. In die Stille hinein brüllte einer der Offiziere, der große Summen an Heimsburg verloren hatte, zornig auf. »Du elender Betrüger! Das ist also das Geheimnis deines Sieges!« Er packte Heimsburg und riss ihn hoch.
    Bevor er jedoch gewalttätig werden konnte, griff Fabian ein. »Gemach, mein Freund! Ob Heimsburg dich betrogen hat, kannst du nicht beweisen. Aber jeder kann sehen, dass er mich über den Löffel balbieren wollte!«
    Er zwinkerte Gibichen zu, der vor dem Spiel Heimsburg nach Kräften zum Trinken animiert hatte. Zwar stand auch Gibichen nicht mehr allzu sicher auf den Beinen, und sein Grinsen wirkteetwas verkrampft, aber man konnte seine Freude erkennen, Fabians Gegner mit in die Knie gezwungen zu haben.
    Heimsburg starrte auf die Karten, sah dann, dass noch eine weitere halb aus seinem Ärmel hinausragte, und wusste trotz seines benebelten Kopfes, dass er in diesem Regiment erledigt war. Zwar herrschten unter den Soldaten und Offizieren rauhe Sitten, und jeder noch so nichtige Grund führte zu Raufereien oder Zweikämpfen, um die kein großes Aufhebens gemacht wurde. Falschspiel aber wurde als Diebstahl am Kameraden angesehen, und er durfte froh sein, wenn ihn der Kommandeur nicht vor dem angetretenen Regiment bestrafen ließ.
    Fabian hoffte, sein Gegner würde ihn zum Zweikampf fordern oder gar hier auf der Stelle die Beherrschung verlieren und zur Waffe greifen. Für Augenblicke sah es auch so aus, doch als selbst Heimsburgs direkte Freunde vor ihm zurückwichen, begriff der Mann, dass er seinen Ruf auch mit einem Waffengang gegen Fabian nicht mehr retten konnte. Wütend stand er auf und stieß den Tisch um. »Dafür wirst du mir bezahlen, du Hund!«
    Fabians Rechte klatschte gegen den Griff seines Pallaschs. »Gerne, wenn du willst, sofort und auf der Stelle!«
    »O nein! Irgendwann einmal, aber nicht heute. Es wird dir noch leidtun, das schwöre ich dir!«
    »Das kannst du dir nicht gefallen lassen!« Ludwig von Gibichen war so empört, dass er Heimsburg am liebsten selbst vor die Klinge gefordert hätte.
    »Für diese Worte will ich Genugtuung, Heimsburg! Steht mit Eurem Leben dafür ein!« Noch während er es sagte, dachte Fabian daran, wie sich die Zeiten gewandelt hatten. Vor einem Jahr war er nur mit viel Glück und durch das rechtzeitige Auftauchen Wallensteins aus einem Zweikampf mit Heimsburg herausgekommen. Jetzt aber waren sein Blick und seine Muskeln durchdie vielen Übungskämpfe mit seinem Freund Gibichen und Major Kiermeier gestählt, und er war sicher, seinen Gegner jederzeit schlagen zu können.
    Heimsburgs Verstand war zwar umnebelt, doch noch klar genug, um seine Chancen einschätzen zu können, und die standen ausgesprochen schlecht. Zähneknirschend dachte er daran, dass das meiste Geld, das er vor diesem Spiel besessen hatte, jetzt mit dem umgestürzten Tisch auf der Erde lag. In seinem Regiment konnte er nicht mehr bleiben, und er würde von Glück sagen können, wenn ihn ein anderer Obrist unter seine Offiziere aufnahm. Der Aufstieg in höhere Ränge, den er mit allen Mitteln angestrebt hatte, würde ihm zumindest in nächster Zeit verwehrt bleiben. Einen Augenblick schwankte er, ob er Fabian nicht doch den Zweikampf antragen sollte, doch wenn er dies tat, würde der Vorwurf, er sei des Falschspiels bezichtigt worden, quer durch das ganze Heer gehen und selbst nach einem Sieg wie Pech an ihm haften bleiben.
    Daher drehte er sich um und verließ wortlos das Zelt. Er hörte noch, wie ihm einige der Anwesenden nachriefen, dass er ein Feigling sei, und erzitterte vor Wut. Nach diesem Abend würde er nicht nur das Regiment, sondern auch gleich das Heer wechseln müssen. Zurzeit war er General Piccolomini unterstellt. Also musste er sein Glück bei Heinrich von Holks oder Matthias Gallas’ Truppen versuchen. Einen Augenblick überlegte er, zum Feind überzugehen, gab diesen Gedanken aber sofort wieder auf. In seiner Familie waren sie immer gute Katholiken gewesen, und in seiner Heimat hatte er Ketzer mit eigener Hand über die Klinge springen lassen.
    »Holk oder Gallas?« Er überlegte, welche Offiziere er in deren Heeren kannte, und verließ noch vor Einbruch der Nacht das Lager, um sich in der Stadt einzuquartieren. Dort hoffte er einen der Herren anzutreffen, die ihm weiterhelfen konnten.

XII.
    Nachdem Heimsburg gegangen war, herrschte erst einmal Schweigen im Zelt. Dann lachte Gibichen auf.

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