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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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der von seinem Vater angeführte Flüchtlingszug zum Opfer gefallen war. Als er ihr vom Tod seiner Mutter erzählte, leuchteten ihre Augen bewundernd auf.
    »Welch eine tapfere Frau! Ich würde wohl ein hilfloses Opfer dieser Ungeheuer werden.«
    »Das möge Gott verhüten!« Fabian hatte ihr eigentlich nicht erzählen wollen, was mit Edeltraud, Walburga und einigen anderen Frauen und Mädchen des Wagenzugs geschehen war, doch Stephanies bittenden Augen konnte er nicht widerstehen. So erfuhr sie, wie Edeltraud von Lexenthal nun aussah, aber auch, dass Rudolf Steglinger unbedingt seine Frau loswerden wollte und daher Kirche und Papst angerufen hatte, seine Ehe für ungültig zu erklären.
    Während Fabian alles berichtete, was sie hören wollte, überlegte Stephanie von Harlau, wie ihr Ehemann sich bei dem Überfall verhalten hätte, und kam zu dem Schluss, dass er wohl Steglingers Beispiel gefolgt wäre. Bisher war sie mit ihrer Ehe nicht wirklich unzufrieden gewesen, dennoch fühlte sie, dass sie sich nach mehr sehnte als nach den seltenen und ohne jede Leidenschaft oder Raffinesse ausgeführten Liebesakten ihres Mannes. Harlau war auch schuld daran, dass sie als Wallensteins Geliebte galt, obwohl dem Feldherrn an einer guten Zuchtstute für seine Güter mehr gelegen war als an einer Frau für sein Bett. Die Ausrede ihres Mannes, er habe dieses Gerücht nur in die Welt gesetzt, damit keiner der Offiziere es wagen würde, sich an der angeblichen Mätresse des Feldherrn zu vergreifen, trug nicht dazu bei, ihre Zuneigung wachsen zu lassen.
    Inzwischen glaubte sie den Grund zu kennen, aus dem ihr Mann sie in Wallensteins nächster Nähe untergebracht hatte. Es ging um seinen Einfluss auf den Hof in Wien und damit auch auf denKaiser. Solange er darauf verweisen konnte, ein Ohr im Bett des nicht von allen geliebten Feldherrn zu besitzen, konnte er jeden Konkurrenten ausstechen. Stephanie war sich sicher, dass Karl Joseph von Harlau darüber hinwegsehen würde, wenn sie sich Wallenstein hingäbe, solange es seinen Zwecken diente.
    Aber der Feldherr war nicht nach ihrem Geschmack, denn er würde den Liebesakt wohl auch nur zwischen dem Diktieren eines Befehls an seine Offiziere und dem Kontrollieren der Rechnungen von Heereslieferanten erledigen. Das war ihr jedoch zu wenig, wie die Erfahrung mit ihrem Mann gezeigt hatte. Da sie sich langweilte und unausgefüllt fühlte, hatte sie bereits überlegt, ob sie nicht eine heimliche Liebschaft mit einem der Offiziere anfangen sollte. Bisher hatte ihr jedoch noch keiner gefallen, und sie hatte auch nicht zu einer leichten Beute irgendeines Großmauls werden wollen, das sich mit seiner Eroberung brüsten würde. Als sie Fabian nun betrachtete, spürte sie eine Sehnsucht in ihrem Innern, die sie erschreckte. Wenn es einen Mann auf der Welt gab, mit dem sie die Liebe teilen wollte, dann war er es.
    Vom Entschluss zur Sünde bis zu deren Ausführung ist es oft ein langer Weg. Diesmal ergaben sich die Umstände so günstig, wie Stephanie es sich nur wünschen konnte, und in ihrem Kopf formte sich ein Plan.
    »Findet Ihr es heute nicht auch langweilig, Herr von Birkenfels? Wenn man durch das totenstille Haus wandert, glaubt man kaum, wie turbulent es hier in der Gegenwart des Generalissimus zugeht. Wie ich erfahren habe, werden wir noch einige Tage auf den Herrn von Wallenstein verzichten müssen. Mein Gemahl ist nach Wien zurückgekehrt und hat mich wie ein überflüssiges Gepäckstück zurückgelassen. Da meine Gesellschafterin krank in ihrem Bett liegt und meine Leibmagd sich um sie kümmern muss, bin ich ganz allein, und es gibt niemanden, den ich zu einer Partie Schach auffordern könnte.«
    »Ich halte mich für einen ganz passablen Schachspieler!« Fabian hatte zwar seit Monaten kein Spielbrett mehr angefasst, doch die Gelegenheit, Stephanies Gesellschaft noch eine Weile genießen zu dürfen, wollte er sich nicht entgehen lassen.
    Die Augen der jungen Dame leuchteten auf. »Das ist ja wunderbar! Ihr gebt mir doch gewiss die Ehre, eine Partie mit mir zu spielen.«
    »Ich stehe voll und ganz zu Eurer Verfügung, Madame!« Fabian verbeugte sich voller Freude und erkannte gleichzeitig, dass er einen Weg eingeschlagen hatte, der ihn ins Verderben führen konnte. Den Blicken der jungen Dame glaubte er entnehmen zu können, dass es nicht beim Schachspiel bleiben würde. Sein Verstand drängte ihn dazu, sie zu bitten, das Schachbrett holen zu lassen, damit sie hier in Wallensteins

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