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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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»Es war höchst notwendig, diesem Kerl seine Grenzen aufzuzeigen. Bravo, Birkenfels! Diesen Tag wird Heimsburg nicht vergessen, solange er lebt.«
    Fabian schüttelte missgestimmt den Kopf. »Mir wäre es lieber gewesen, ich hätte diese Angelegenheit heute noch oder spätestens morgen früh mit der blanken Klinge erledigen können!«
    »Hast du Angst vor seinen Drohungen? Heimsburg wird es nicht wagen, etwas gegen dich zu unternehmen.« Gibichen winkte lachend ab.
    Kiermeier, der sich bislang im Hintergrund gehalten hatte, wiegte den Kopf. »Du solltest die Augen offen halten, Fabian. Heimsburg ist eine hinterhältige Ratte und wird alles tun, um dir zu schaden. Es wäre wirklich besser gewesen, du hättest ihn töten können.«
    »Ich gehe ihm nach und fordere ihn vor die Klinge!« Fabian wollte seinen Worten Taten folgen lassen, doch bevor er das Zelt verlassen konnte, lag Kiermeiers Hand schwer auf seiner Schulter.
    »Wenn du es ohne Zeugen tust, gerätst du leicht in Verdacht, ihn ermordet zu haben. Das ist der Kerl nicht wert. Warte auf eine bessere Gelegenheit.«
    »Das sage ich auch!« Gibichen umarmte Fabian und grinste ihn dabei an. »Kommst du mit in den Blauen Krug? Dort können wir Heimsburgs Niederlage ordentlich feiern!«
    Fabian wollte schon zusagen, als ihn Kiermeiers mahnender Blick traf. »Ein andermal gerne, aber heute Nacht bin ich als wachhabender Offizier bei Wallenstein eingeteilt. Der Feldherr ist zwar nicht hier, aber es würde ein schlechtes Bild abgeben, wenn ich nicht erschiene.«
    »Zeit für einen Krug guten böhmischen Bieres dürftest du noch haben.« Gibichen wollte Fabian mit sich ziehen, doch der entschlüpfte seinem Griff.
    »Ich will nicht betrunken zum Dienst erscheinen. Du weißt, der Generalissimus ist streng und sehr auf Disziplin bedacht. Sollte er unerwartet erscheinen …«
    »Du willst dich nur lieb Kind machen, um weiter aufsteigen zu können«, unterbrach Gibichen ihn grinsend. Für seinen Geschmack entwickelte Fabian zu viel Ehrgeiz. Schließlich waren sie Soldaten, die bereits in der nächsten Schlacht ihr Ende finden konnten, und hatten wahrlich das Recht, zwischendurch ihr Leben zu genießen.
    »Ich will dich überholen, damit ich dich herumkommandieren kann!«, antwortete Fabian lachend.
    Beide wussten, dass dies wohl nie der Fall sein würde, denn dafür hatte Ludwig von Gibichen zu viele Gönner, und er stammte überdies aus einer begüterten Familie. Dennoch waren sie die besten Freunde geworden, und Gibichen hatte Fabian versprochen, ihn zu einem seiner Majore zu machen, wenn er zum Regimentskommandeur ernannt werden würde. Zwar lag dieser Tag noch in weiter Ferne, aber sie freuten sich beide schon jetzt darauf.
    »Morgen trinken wir zusammen«, versprach Fabian, um Gibichens Enttäuschung zu mildern, und verabschiedete sich. Er ritt jedoch nicht sofort los, sondern kehrte in das Quartier zurück, das er mit anderen Offizieren teilte, und ließ sich von Kiermeiers Burschen die Stiefel blank wichsen und das Kamisol ausbürsten. Erst dann machte er sich auf den Weg und erreichte Wallensteins Quartier nach einem kurzen Ritt durch die Stadt. Die beiden Soldaten, die vor dem Tor Wache hielten, salutierten, während ein Knecht herbeieilte, um das Pferd zu übernehmen. Fabian nickte den Männern kurz zu und trat ein.
    Es war so still in dem Gebäude, dass man das Knacken des Holzes und das Trippeln der Mäuse hinter der Wandverkleidung vernehmen konnte. Wenn Wallenstein sich hier aufhielt, wimmelte es von Menschen, doch jetzt war das Vorzimmer leer, und in den anschließenden Kammern mühte sich ein einziger Schreiber damit ab, Regimentslisten zu kopieren.
    Fabian setzte sich zunächst in den Raum, in dem Wallenstein seine Offiziere zu empfangen pflegte, und hoffte, dass ihm die Nacht nicht allzu lang werden würde. Boten waren derzeit keine zu erwarten, da diese Wallenstein folgten, und auch sonst gab es keine Aussicht auf eine Unterbrechung der lähmenden Routine. Noch während Fabian mit seinem Schicksal haderte, weil er ausgerechnet in einer so langweiligen Nacht Wachtdienst hatte, hörte er das Tappen von Schritten auf der Treppe.
    Sofort fuhr er hoch und strich seinen Rock glatt. Es kam jedoch kein höherrangiger Offizier herab und auch kein edel geborener Höfling, sondern eine junge Dame in einem langen, hellblauen Kleid mit hoch angesetzter Taille und einem doppelten Spitzenkragen, der ihr Dekolleté in vollendeter Weise umrahmte. Blaue Augen unter einer

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