Die Feuerbraut
nicht.
»Sie sind durchs Nordtor gefahren, sagst du? Da kommt stundenlangnichts als Wald und gelegentlich mal ein Bauernhof. Leute von uns sind da nicht mehr einquartiert. Ich glaube, wir sollten uns darum kümmern. Habe die Ehre, meine Herren. Wir sehen uns später.«
»Aber was ist jetzt mit der Gerda?«, platzte einer von ihnen enttäuscht heraus.
»Das klären wir morgen!« Mit diesen Worten winkte Gibichen Abdur, ihm zu folgen, und verließ den Raum.
»Du nimmst das Pferd meines Burschen und kommst mit. Reiten wirst du ja hoffentlich können. Ich brauche dich, weil du den Wagen kennst, in dem die Damen reisen.«
Abdur grinste erfreut, auch wenn er sich auf dem Pferderücken alles andere als wohlfühlte. Er machte sich nicht nur Sorgen um seine Herrin, sondern auch um Fanny, obwohl die Zofe ihn nicht gerade freundlich behandelte.
Wie angespannt Gibichen war, bemerkte Abdur, als dieser sein Pferd selbst sattelte, anstatt auf einen Knecht zu warten. Dann erst prüfte der Hauptmann, ob sein Pallasch richtig saß, und spannte die Pistolen.
»Auf geht’s«, rief er Abdur zu und schwang sich in den Sattel. Er ritt so rasch an, dass sein Begleiter Schwierigkeiten hatte, ihm zu folgen, und achtete auch nicht auf die Passanten, die hinter den rücksichtslosen Reitern herschimpften. Am Tor hielt Gibichen sich nur so lange auf, bis er sich ausgewiesen hatte, dann gab er seinem Pferd die Sporen. Auf der Landstraße war jedoch kein zügiger Galopp möglich, denn immer wieder kamen ihnen Kutschen, Fuhrwerke und Reitertrupps entgegen. Hinter dem stärksten Beritt erkannte Gibichen Wallensteins Gefährt und riss den Filzhut vom Kopf, obwohl der Feldherr gar nicht herausschaute. Ihn juckte es in den Fingern zu erfahren, welche Neuigkeiten es gab, und für einen Augenblick bedauerte er es, Wallenstein nicht umgehend in die Stadt begleiten zu können.Irmela war jedoch wichtiger als der Feldherr. Als er sein Pferd wieder antreiben wollte, kam ihm ein Gedanke.
»He, Kamerad!«, wandte er sich an einen der Offiziere. »Seid Ihr heute Morgen einer Kutsche begegnet, vor der ein Brauner und ein Schimmel eingespannt waren?«
Der Angesprochene schüttelte gelangweilt den Kopf. »Nein, so ein Gespann haben wir nicht gesehen. Wer sitzt denn drinnen?« »Der Zahlmeister mit der Soldkasse!«, gab Gibichen verärgert zurück und wandte sich an Abdur. »Also, entweder glauben wir ihm, aber dann wäre dieser Wagen keine zwei Meilen auf dieser Straße geblieben, oder du hast dich geirrt.«
»Vielleicht sind sie abgebogen«, gab Abdur zu bedenken.
»Dann hätten wir ein Gfrett, denn wir können nicht jeden Karrenweg absuchen.« Gibichen wartete, bis Wallensteins Kolonne an ihnen vorüber war, und trieb sein Pferd erneut an. Sie passierten mehrere Abzweigungen, die aber so zugewachsen waren, dass die Kutsche sichtbare Spuren hätte hinterlassen müssen.
An einem Karrenweg schrie Abdur auf und deutete auf den Boden. »Diesen Weg hat erst vor kurzem eine Kutsche genommen. Hier ist die Spur der Räder, und dort vorne hat ein Pferd Äpfel gelassen.« Abdur wies ganz aufgeregt in die Richtung, in die der Pfad führte, und keuchte im nächsten Augenblick vor Überraschung auf. Auch Gibichen riss es herum, als er das Pferd mit den beiden Frauen darauf sah.
Er ritt ihnen entgegen und schwang johlend seinen Hut. Da streckte die Lenkerin des Pferdes den Arm aus, und er sah die Pistole in ihrer Hand in seine Richtung schwenken. »Halt, nicht schießen!«, rief er noch, da bellte die Waffe auch schon auf. Auf den Einschlag wartete er jedoch vergebens. Erst jetzt merkte er, dass die zweite Person auf dem Pferd gerade noch rechtzeitig den Lauf der Waffe hochgeschlagen hatte.
»Der Herr Hauptmann mag verzeihen, aber wir haben einschlimmes Erlebnis hinter uns, und da hat die Komtesse Euch für einen Strauchdieb gehalten. Ich habe aber Abdur gesehen und gemerkt, dass Ihr Freunde seid. Ohne ihn wärt Ihr jetzt mausetot.«
Fanny plapperte wie ein Wasserfall, während Irmela die Waffe fallen ließ, als wäre diese glühend geworden. »Ich wollte Euch nicht erschießen, Herr von Gibichen«, flüsterte sie schreckensbleich.
»Das habt Ihr ja auch nicht getan. Seht Ihr, es ist noch alles dran.« Gibichen zupfte an seinen Armen und seinem Kopf und brachte Fanny damit zum Lachen.
Irmela atmete tief durch und rang sich ein Lächeln ab. »Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie froh wir sind, Euch zu sehen. Irgendein Lump hat mich mit Frau von Kerlings
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