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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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über der Schulter trug. »Ich habe alles mitgebracht, was ich brauche. Der hochehrwürdige Herr Prior hat sich nämlich als sehr spendabel erwiesen. Im Gegensatz zu euch bin ich nun einmal ein Mann der Heilkunst und der weißen Kräfte. Ihr hingegen …«
    »Gib doch nicht so an!«, schimpfte der Bleiche. »Du bist ein Scharlatan, dessen Horoskope niemals zutreffen und der schlichtes Wasser für heilende Arznei verkauft.«
    Portius’ Gesicht färbte sich dunkelrot, und er öffnete den Mund zu einer geharnischten Gegenrede. Doch sie hatten mittlerweile die Hofeinfahrt erreicht, und so hielt er es für geraten, sich nicht durch lautes Schimpfen anzukündigen. Er maß den Mann im Kaftan und die Frau, die einen weiten, roten Rock und ein dunkles Mieder trug, mit einem verächtlichen Blick, bevor er auf die Tür des Wohnhauses zutrat und den Klopfer betätigte. Für einen Augenblick erinnerte er sich an seine Ankunft vor einem Jahr und den beschämenden Abgang einige Monate später. Diesmal fühlte er sich besser vorbereitet, und als er in sich hineinhorchte, fand er sich auch bereit, mit seinen Begleitern zusammenzuarbeiten, mochten sie sich auch Magier und Hexe nennen. Ihm würde es schon gelingen, den Erfolg auf seine Fahnen zu heften. Notfalls würde ein kleiner Hinweis, dass ein bekannter Hexenrichter in der Nähe sei, die beiden dazu bewegen, diesen Landstrich schleunigst wieder zu verlassen. Er selbst aber wusste sich durch seine Bekanntschaft mit Ehrentrauds Onkel vor allzu forschen Nachfragen der heiligen Inquisition sicher.
    »Da sind wir!«, erklärte er überflüssigerweise, während drinnen schlurfende Schritte erklangen und eine ärgerliche Stimme fragte, wer denn nun schon wieder Einlass begehre.
    »Ich, Doktor Portius, den der ehrwürdige Prior Lexenthal erneutgeschickt hat, um seine Nichte zu heilen«, rief der Arzt mit lauter Stimme.
    »Wir sind fei auch noch da«, fauchte die Frau ihn an.
    »Mit Begleitung!«, setzte Portius ungerührt hinzu.
    Die Tür schwang auf, und eine ältere Magd steckte den Kopf heraus. »Ihr seid es! Passt aber auf, dass Euch die Jungfer nicht den Schemel an den Kopf wirft. Ach ja, Jungfer ist sie ja nicht mehr nach dem, was die Schweden mit ihr getrieben haben. Kommt herein, ich bringe Euch zur Herrin.«
    Portius’ Begleiterin kicherte. »So zufrieden scheint die junge Frau mit Eurer Heilkunst nicht gewesen zu sein, wenn sie Euch einen Schemel an den Kopf werfen will.«
    »Pah! Das ist nur die Schuld dieses Grobians Lohner, der das Gesicht der jungen Dame mit seinem elenden Messer noch mehr zerschnitten hat als die Schweden – aus lauter Missgunst, damit meine Salben und Tränke nicht wirken konnten.«
    »Deine Salben und Tränke sind nur eitler Tand. In der Magie liegt die wahre Macht«, erklärte der Mann im Kaftan mit einer abfälligen Handbewegung in Portius’ Richtung. »Einer wie du, der nichts Halbes und nichts Ganzes fertigbringt, kann das natürlich nicht ermessen.«
    Portius wollte ihn empört zurechtweisen, doch Helene von Hochbergs Erscheinen hinderte ihn daran. Als sie den Arzt erblickte, rümpfte sie die Nase. »Was sucht Ihr denn hier?«
    Der Doktor rang seiner beleibten Gestalt eine halbwegs angemessene Verbeugung ab. »Ich komme nach dem Willen des hochedlen Xaver von Lexenthal, um seiner Nichte die Erlösung zu bringen.«
    »Zum Sterben ist sie noch etwas arg jung«, höhnte Irmelas Stiefgroßmutter. Sie hatte erlebt, wie Portius gescheitert war, und richtete ihre Hoffnung nun auf die Künste seiner Begleiter. »Seid mir willkommen, Maestro Santini, und auch Ihr, Frau Marthe.«
    Sie deutete eine leichte Verbeugung an, denn sie hatte beide bereits kennengelernt und wusste von den geheimnisvollen Riten, die diese befolgten und vor denen einfachere Menschen zurückschreckten.
    »Helene? Welche Überraschung, dich hier zu sehen!« Santini, der in Wirklichkeit ganz anders hieß und auch nicht aus dem fernen Italien stammte, sondern in einem Tiroler Bergdorf zur Welt gekommen war, beging denselben Fehler wie Lohner. Sein erwartungsfroher Blick erstarb jedoch, als er die eisige Miene seiner Gastgeberin bemerkte.
    »Er sieht die Gräfin Hochberg vor sich und hat sich entsprechend zu verhalten!«, wies Helene ihn zurecht.
    Santinis Geist war biegsam genug, um sich auf die neue Situation einzustellen. »Euer Erlaucht, ich erlaube mir, Euch meine Dienste anzubieten.«
    Um Marthes Lippen spielte ein spöttisches Lächeln, als sie an ihm vorbei auf Helene zutrat und

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