Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
Dekolleté mit seinen Blicken beinahe verschlungen, genauso aber auch Johanna angestarrt und dann Ehrentraud dazu gebracht, sich ihm hinzugeben. Nun fragte sie sich, ob ihr Jugendfreund sich bei einer Frau für mehr interessieren konnte, als das Bett mit ihr zu teilen.
    Da Kiermeier den größten Teil des Gesprächs übernahm, musste Irmela nur hie und da eine unverbindliche Antwort geben und konnte zwischendurch ihren Gedanken nachhängen. Die Idee, Meinarda und Walburga zu besuchen, war ihr erst in dem Augenblick gekommen, als Kiermeier nach der Freiin gefragt hatte, aber nun erschien sie ihr als rettender Aufschub. Zumindest hoffte sie, Meinardas Verwandte würden ihr erlauben, den Winter bei ihnen zu verbringen. In den Waldbergen war es kalt, und oft fiel so viel Schnee, dass er bis zu den Fenstern reichte. Dann war sie mit Helene, Johanna und Ehrentraud den ganzen Tag im Haus eingesperrt, so wie es im letzten Winter wochenlang der Fall gewesen war.
    Dionysia von Kerling, die auf der anderen Seite des Tisches saß und stickte, schienen Irmelas Pläne nicht zu gefallen, denn sie zog eine lange Miene, wagte jedoch nichts einzuwenden. Noch saß ihr der Schrecken über Heimsburgs missglückten Entführungsversuch in den Knochen, und sie wollte die Komtesse nicht durch Einwände oder gar Widerspruch reizen.
    »Wien ist eine sehr schöne Stadt«, sagte sie stattdessen und dachte an die Tage, die sie mit ihrem verstorbenen Ehemann dort hatte verbringen dürfen.
    »Ich würde die Kaiserstadt sehr gerne kennenlernen!« IrmelasBeschluss war gefasst. Da ihre Reisekasse gut genug gefüllt war, konnte sie sich diesen Umweg auf ihrer Rückreise leisten. Außerdem würde Meinarda ihr wohl mit einigen Gulden aushelfen, wenn das Geld nicht reichte.
    »Mit Wallenstein habe ich gesprochen und ihm mein Anliegen schriftlich unterbreitet. Nun hält mich nichts mehr in Pilsen, das sich immer mehr mit Soldaten füllt. Für ein sittsames Frauenzimmer ziemt es sich wirklich nicht, hier auf die Straße zu treten. Meine Liebe, läute nach Fanny. Sie soll Abdur und den anderen Bescheid geben, dass ich morgen aufbrechen will.«
    In Irmelas Worten steckte ein sanft verhüllter Giftpfeil, denn auf der Herreise hatte Frau von Kerling sich als Herrin aufgespielt, nach deren Willen alles zu geschehen hatte. Doch diese Zeiten waren vorbei. Hätte sie, Irmela, kein Mitleid mit der Witwe, würde diese trotz ihres Standes unweigerlich in der Gosse landen. Sie ernährte sie und hatte ihr auch den Stoff für ein neues Kleid finanziert. Für diese Wohltaten sollte die Frau sich gefälligst dankbar erweisen und sich mit dem Rang einer höher gestellten Dienerin begnügen.
    Dionysia von Kerling griff gehorsam zu der kleinen Messingklingel, die neben ihr auf einem Kissen lag, und läutete, als wolle sie Tote wieder ins Leben zurückrufen.
    Fanny schoss herein und sah sich erschrocken um. »Wo brennt’s denn?«
    »Ich will abreisen«, erklärte Irmela lächelnd.
    Ihre Zofe schüttelte verwundert den Kopf. »Jetzt schon? Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr Sehnsucht nach Eurer Stiefgroßmutter und Eurer Tante empfinden würdet, ganz zu schweigen von der Narbigen.«
    Irmela sprang auf, lief mit wirbelnden Röcken auf sie zu und kniff sie in die Wange. »Dorthin fahren wir auch nicht! Wir besuchen Frau von Teglenburg und sehen uns vielleicht auch Wien an.«
    »Wien? Vielleicht sogar den Kaiser?« Fannys Augen begannen zu glitzern, und sie betrachtete Irmela mit einem Ausdruck unverhüllten Stolzes. »Endlich seid Ihr so gescheit, Euch der Fuchtel dieser Helene zu entziehen! Das ist gut. Aber was ist, wenn die Schweden ebenfalls nach Wien ziehen?« In Fanny schien sich nach der ersten Begeisterung Angst vor einer Fahrt ins Unbekannte zu regen.
    Irmela winkte lachend ab. »Ich vertraue fest auf unsere tapferen Soldaten! Die werden es nicht so weit kommen lassen!«
    Irmelas Blick streifte dabei Kiermeier und wanderte weiter zu Fabian, der eben in den Raum getreten war und nur ihre letzten Worte vernommen hatte.
    »Habe ich etwas verpasst?«, fragte er von Irmelas Fröhlichkeit überrascht.
    »Ja! Ich habe beschlossen, morgen abzureisen«, erklärte sie mit sichtlicher Freude.
    Fabians Miene änderte sich jäh, und er biss die Zähne zusammen. Obwohl der Verstand ihm sagte, dass es das Beste wäre, Gibichens Rat zu befolgen und um Irmela zu werben, hatte er sich bisher noch nicht dazu durchringen können. Auch wenn Stephanie im Gefolge ihres Ehemanns abgereist war,

Weitere Kostenlose Bücher