Die Feuerbraut
war, aber weder Zuneigung noch besondere Achtung. Wenn sie es genau betrachtete, wollte sie auch mit ihrer Tante nicht länger in einem Haushalt leben. Doch dieses Problem würde sich wohl über kurz oder lang lösen, da Steglinger Johanna heftig umwarb. Wenn sie ehrlich war, musste sie sagen: Sie vergönnte die beiden einander.
Sie bemerkte, dass ihre Gedanken wieder Flügel bekommen hatten,und neigte lächelnd den Kopf in Kiermeiers Richtung. »Freiin Meinarda ist fort und hat Frau Walburga mitgenommen. Soweit ich weiß, halten sie sich bei Verwandten der Teglenburgs in der Nähe von Wien auf. Ich habe vor, nicht sofort nach Passau zurückzukehren, sondern die beiden zu besuchen. Unsere gemeinsamen Erlebnisse verbinden uns stark, müsst Ihr wissen.«
Es war fast lächerlich zu sehen, wie die Augen des Majors bei ihren Worten aufleuchteten. »Ihr wollt zu Frau Meinarda fahren? Darüber wird sie sich bestimmt freuen. Könntet Ihr ein kleines Geschenk für ihren Sohn mitnehmen? Es ist nur ein schwedischer Helm, aber er wird dem Buben gewiss Freude machen.«
»Das tue ich gern.« Irmela lächelte freundlich und amüsierte sich insgeheim über den sonst so schneidigen Major, der sich jedes Mal wie ein tapsiger Bär benahm, wenn die Rede auf die Freiin kam. Wie es aussah, hatte Meinarda einen tiefen Eindruck auf den Major gemacht. Nun war sie seit über einem Jahr Witwe und zudem eine lohnende Partie. Natürlich konnte sie bei der Wahl ihres zweiten Gemahls höher greifen als zu einem Mann wie Kiermeier. Die Freiin würde, wie Irmela sie einschätzte, vor allem darauf achten, wer ihrem Sohn der beste Vater sein mochte. Das hatte der Major begriffen und tat alles, um sich ihr und dem kleinen Siegmar zu empfehlen.
»Bitte richtet Frau von Teglenburg meine Grüße aus«, setzte Kiermeier mit gepresster Stimme hinzu.
Irmela schüttelte innerlich den Kopf. Vor ihr stand ein Mann, der sich in mehr als einer Schlacht bewährt hatte, und er klang wie ein kleiner Junge, der Angst vor einem Gewitter hat. In ihren Augen waren Männer seltsame Geschöpfe, deren Tun und Lassen meist kaum zu verstehen war. Auch Fabian benahm sich seit Wallensteins Rückkehr sehr eigenartig. Immer wieder suchte er das Gespräch mit ihr, um es nach ein paar Worten abrupt abzubrechenund sie mit einer Ausrede zu verlassen. Dafür ging Gibichen ihr seit Tagen aus dem Weg, so als hätte sie ihn schwer gekränkt. Sie hätte Kiermeier am liebsten gefragt, warum die beiden sich so verändert hatten, doch der Major sah nicht so aus, als interessiere er sich für fremde Sorgen.
Aus diesem Grund schob sie ihre Probleme beiseite und nickte lächelnd. »Natürlich überbringe ich Frau von Teglenburg Eure Grüße, Major. Sie würde sich wahrscheinlich auch über ein paar Zeilen aus Eurer Hand freuen.«
Kiermeier hob abwehrend die Hände. »Aber ich kann doch nicht ohne Aufforderung an eine Dame schreiben!«
»Wenn jeder mit dem Schreiben warten würde, bis er aufgefordert wird, würden nur wenig Tinte und Papier verbraucht werden. Frau Meinarda langweilt sich gewiss in der Fremde, und mit Eurem Brief würde ein Gruß der Heimat zu ihr kommen. Immerhin stammt Ihr genau wie sie aus dem Neuburger Land.«
»Das nicht direkt, aber gleich aus der bayerischen Nachbarschaft. Von dem Ort, an dem ich aufgewachsen bin, bis zu Frau Meinardas Neuburger Gütern ist es ein Ritt von wenigen Stunden. Ein Verwandter will mir dort einen kleinen Besitz vererben – oder besser gesagt: er wollte. Die Schweden haben sich das Gut unter den Nagel gerissen, und so wie es aussieht, denkt Wallenstein nicht daran, sie so rasch wieder von dort zu vertreiben.«
Kiermeier seufzte, als er an den mangelnden Elan dachte, den der Generalissimus in dieser Hinsicht zeigte. Es war fast, als sei Wallenstein seit der Schlacht von Lützen wie gelähmt. Dabei rüstete er Regiment um Regiment aus und vergrößerte sein Heer, als wolle er die ganze Welt erobern. Dies war jedoch kein Thema für eine Unterhaltung mit einer jungen Dame. Deswegen kam er wieder auf Meinarda von Teglenburg zu sprechen und pries deren Vorzüge in einer Weise, die viel von dem verriet, was in seinem Herzen vorging.
Es berührte Irmela, dass sich die Liebe eines Mannes auf diese Weise äußern konnte, ohne schmutzige Anspielungen und Prahlerei. Kiermeier begehrte Meinarda nicht nur, um ihren Leib zu besitzen, sondern auch aus Gründen, die sich ihr nicht so recht erschlossen. Fabian hingegen hatte Meinarda und deren
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