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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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gesunde Frau wie Gerda ihn ein wenig von seinem Schmerz ablenken würde, und nickte. »Ich hätte nichts dagegen.«
    »Sehr gut! Ich werde die Kameraden darauf ansprechen. Nun würde ich gerne wissen, wie du mit Irmela verblieben bist.«
    »Wir sind uns einig. Allerdings will sie ein Jahr warten, bevor unsere Verlobung bekannt gegeben werden soll. Ehrlich gesagt ist es mir recht. Der Gedanke, sie heuer schon zu heiraten, hätte mich beinahe abgeschreckt, sie zu fragen. Hoffentlich wird sie bis dahin etwas üppigere Formen annehmen. Ich ziehe halt Prachtweiber wie Gerda vor.«
    »Oder Stephanie von Harlau«, stichelte Gibichen, doch sein Freund ging nicht darauf ein. Stattdessen spielte Fabian ihm eine Munterkeit vor, die nicht sehr überzeugend war, und Gibichen fragte sich, ob Irmela an Fabians Seite wirklich glücklich werden konnte. So, wie der Kerl sich benahm, zweifelte er daran.
    Ein weiterer Krug Bier spülte Gibichens Gewissensbisse rasch wieder fort. Auch wenn Fabian es wohl auch später mit der Treue nicht so genau nehmen dürfte, würde er das Mädchen gut behandeln. So weit glaubte er seinen Freund zu kennen. Dennoch blieb ein schales Gefühl in ihm zurück. Nachdem er Schicksal gespielt hatte, fühlte er sich für Irmela verantwortlich und war bereit, Fabian notfalls ins Gewissen zu reden.
    Da er aber noch keine Veranlassung dazu sah, wechselte er abrupt das Thema. »Es gibt ungutes Gerede im Heer. Die Männer sind es leid, nutzlos hier herumzulungern. Viele stammen ebenso wie ich aus Bayern oder den angrenzenden Gebieten, in denen die Schweden wie Wölfe hausen, und es juckt uns allen in den Fingern, sie hinauszujagen und unsere Familien und Freunde zu befreien. Wallenstein aber bleibt tatenlos hier sitzen, als warte er auf einen Fingerzeig Gottes.«
    Fabian machte eine verächtliche Handbewegung. »Lass die Leuteschwatzen. Sobald Wallenstein den nächsten Sieg errungen hat, werden ihn alle wieder hochleben lassen.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher. Es heißt, Wallenstein verhandle entgegen dem strikten Befehl des Kaisers mit General Armin, dem Oberbefehlshaber der Sachsen. Daher glaube ich nicht, dass das Gerede so bald aufhört. Gerüchte aus Wien fachen die Stimmung immer wieder an, und Gulden aus unbekannter Hand säen Feindschaft zwischen denen, die dem Generalissimus treu ergeben sind, und jenen, die ihn kritisch sehen. Wallenstein ist bei Hofe nicht beliebt, und mit jedem Tag, den er sich weigert, nach Bayern zu marschieren und es zu befreien, macht er sich Herzog Maximilian mehr zum Feind. Er muss endlich einsehen, dass er den Kaiser nicht länger brüskieren darf.«
    Gibichen, der in den letzten Tagen den Gesprächen von Offizieren und einfachen Soldaten besonders aufmerksam gelauscht hatte, glaubte zu wissen, was im Heer vorging, während sein Freund kaum Kontakt zu anderen Kameraden gepflegt, sondern sich in sein eigenes Elend zurückgezogen hatte.
    Auch jetzt nahm Fabian die düsteren Bemerkungen nicht ernst. »Wallenstein hat bis jetzt stets das Richtige getan und wird besser wissen, was er zu tun hat, als die Höflinge in Wien. Immerhin muss er zwei Armeen in Schach halten, die Schweden unter Bernhard von Sachsen-Weimar und General Armins Sachsen. Da kann er nicht kopflos vorpreschen und Gefahr laufen, zwischen Hammer und Amboss zu geraten. Zudem muss er Böhmen sichern. Jedes Korn und jede Stiefelsohle, die wir brauchen, stammen aus diesem Land, von unseren Waffen ganz abgesehen. Ohne diesen Rückhalt stehen wir auf verlorenem Posten. Das muss auch der Kaiser einsehen.«
    »Reitest du nach Wien und überzeugst ihn davon? Fabian, du solltest die Augen öffnen! Vor allem aber versuche, den Generalissimus von der Gefahr zu überzeugen, die ihm aus Wien droht!Wallenstein hat einen Narren an dir gefressen und wird dir zuhören.«
    Gibichens Appell ging ins Leere, denn Fabian konnte nur an Stephanie von Harlau denken und die Situation, die er mit Irmela heraufbeschworen hatte. Der Krieg interessierte ihn nur am Rande. Daher brummte er ein paar unverständliche Worte, die Gibichen als Zustimmung auffassen mochte, und bestellte sich den nächsten Krug Bier.

IX.
    Die Reise hätte schön sein können, wäre da nicht die übertriebene Ängstlichkeit ihrer Eskorte gewesen. Die Reiter hielten die Waffen stets kampfbereit und erlaubten Irmela und den anderen Frauen unterwegs nicht, die Kutschen zu verlassen. Bevor sie irgendwo Halt machten, wurde ein Vortrab losgeschickt, der das Dorf oder die Stadt

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