Die Feuerbraut
erkunden musste, in der sich die ins Auge gefasste Herberge befand. Für die Reisenden hieß dies, von nervösen Männern umgeben warten zu müssen, bis die Vorhut zurückkam und meldete, die Weiterfahrt sei unbedenklich.
Niemand erklärte den Frauen, weshalb so viel Vorsicht geübt werden musste, und Irmela hatte es nur ihren feinen Ohren zu verdanken, dass sie ein wenig mehr erfuhr. In einer der Herbergen konnte sie ein Gespräch mit anhören, in dem sich zwei Standesherren über den Aufstand der Bauern beklagten, der in weiten Teilen Österreichs ausgebrochen sei.
»Als wenn wir net mit Schweden schon genug zu tun hätten!«, jammerte ein beleibter Herr in einem prachtvollen dunklen Rock mit goldenen Knöpfen.
Sein Gegenüber schüttelte betrübt den Kopf. »Das ist das Gift der Ketzerei, sag ich dir! Die Protestanten haben verlauten lassen,sie würden alle leibeigenen Bauern befreien und ihnen unser Land überlassen. Von was sollen wir denn leben, wenn net von unseren Bauern? Man sollte diesem Gesindel die Grenzen aufzeigen! Ich frage mich, warum nicht der Gallas kommt und mit eiserner Faust dreinschlägt! Sind erst ein paar Bauern erschossen und ein paar andere aufgehängt, kuscht der Rest.«
»Hoffen wir, dass der Wallenstein den Gallas schickt! Soviel man hört, hält der Generalissimus die ganze Armee in Böhmen zurück, um seine Güter zu schützen. Die Schweden haben ihm wohl bei Lützen den Schneid abgekauft, weil er sich so in die Hosen macht.« Der Dicke räusperte sich und verlangte nach dem nächsten Krug Wein.
Beunruhigt versuchte Irmela sich trotz des Lärms und der vielen Gespräche auf ihre eigenen Gedanken zu konzentrieren. Aus verschiedenen Erzählungen wusste sie, dass die Bauern schon früher gegen ihre Grundherren aufgestanden waren. Die Obrigkeit hatte die Unruhen zumeist jedoch rasch unterbinden können. Nun schmiedeten die Hörigen erneut die Sensen gerade, um sie als Waffen zu verwenden und die von Gott gewollte Ordnung umzustürzen. Sie überlegte, ob sie Fanny und Frau von Kerling berichten sollte, was sie vernommen hatte, verschob es aber auf den nächsten Tag, weil sie die Nachtruhe ihrer Begleiterinnen nicht durch solch üble Geschichten belasten wollte.
Mit diesen Gedanken im Kopf wirkte sie während des Abendessens abwesend und in sich gekehrt. Dionysia von Kerling schrieb dies den Anstrengungen der Reise zu, Fannys Blick aber ging tiefer. »Seid Ihr traurig, weil Ihr Herrn von Birkenfels zurücklassen musstet?«, fragte sie ihre Herrin.
Irmela erwachte aus ihrem Grübeln und musste lächeln. »Eigentlich bin ich ganz froh, dass es so gekommen ist. Ich muss an etwas ganz anderes denken …« Sie warf einen vielsagenden Blick auf Dionysia von Kerling.
Fanny begriff, wandte sich ab und überwachte die Knechte und Mägde, die ihrer Herrin und deren Gesellschafterin aufwarteten. Später, als sie Irmela in deren Schlafkammer begleitete und ihr beim Auskleiden half, vermochte sie ihre Neugier nicht mehr zu zügeln. »Ihr habt Angst vor den rebellischen Bauern, nicht wahr?«
»Was weißt du davon?«
»Das Gesinde in den Herbergen redet offen darüber – aber natürlich nicht vor den Gästen. Auch ich wollte Euch nichts davon berichten, um Euch nicht zu beunruhigen. Immerhin hat der Herr, dessen Reisezug wir uns anschließen durften, ein kleines Heer aufgeboten, um sich die Bauern vom Leib halten zu können.«
Irmela blickte ihre Zofe traurig an. »Warum müssen die Bauern ausgerechnet jetzt rebellieren? Wissen die Leute denn nicht, dass sie damit den Feinden des Kaisers helfen? Man sollte jeden, der mit den Protestanten sympathisiert, auf dem Scheiterhaufen verbrennen!«
»So wie die Hexe im Frühling?«
Die Erinnerung an jene entsetzliche Szene trieb Irmela die Tränen aus den Augen. »Nein, nein! Das wäre zu grausam. Aber bestrafen muss man sie doch!«
Fanny dachte daran, wie ihre Eltern von ihrem Grundherrn behandelt worden waren, schluckte aber die Bemerkung herunter, die ihr auf der Zunge lag, und versuchte, ihre Herrin wie ein kleines Kind zu beruhigen. »Es wird alles gut, Komtesse! In drei Tagen sind wir in der Nähe von Wien, und unsere Reisegesellschaft will uns bis zu Frau Meinardas Verwandten bringen. Also kann uns ganz gewiss nichts zustoßen.«
Irmela wischte sich die Tränen aus den Augen. »Und wer sagt, dass die Bauern dort nicht auch rebellieren?«
»Niemand. Da hilft nur Beten!« Fanny löste den letzten Knopfan Irmelas Kleid und zog es ihr über den
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