Die Feuerbraut
Kopf. »Jetzt noch das Hemd, und dann könnt Ihr schlafen, Komtesse.«
»Hoffentlich!« Irmela erinnerte sich mit Schaudern an jene Nächte, die auf den Überfall der Schweden gefolgt waren, und an die Zeit nach dem Tod der Hexe. Beide Male hatte sie monatelang unter schrecklichen Alpträumen gelitten. »Kannst du mir ein wenig von den Tropfen bringen, die Frau von Kerling nimmt, wenn sie nachts nicht schlafen kann? Ich glaube, ich werde sie heute brauchen.«
»Ihr solltet die Finger von dem Teufelszeug lassen, Komtesse. Wenn man zu viel davon schluckt, so habe ich gehört, wacht man hinterher nimmer auf, und das wollen wir doch alle beide nicht.« Fanny lächelte Irmela aufmunternd zu, doch diese schüttelte den Kopf.
»Hol es! Ich weiß, wie viele Tropfen Frau von Kerling sich abzählt. Mehr werde ich auch nicht nehmen.«
»Wenn Ihr es so haben wollt!« Fanny machte keinen Hehl daraus, wie wenig sie von Irmelas Entscheidung hielt, aber sie gehorchte und kehrte nach kurzer Zeit mit einem nachtblauen Fläschchen und einem kleinen Löffel zurück.
Mit deutlichem Widerwillen maß sie Irmela die Tropfen ab. »Das ist Mohntinktur, sagt die Kerling. Wenn Ihr morgen Kopfschmerzen habt, bin ich nicht daran schuld!«
»Du bist schlimmer als eine Glucke! Leg dich jetzt auch hin. Gute Nacht!«
Irmela schlüpfte unter die Decke und schloss die Augen, fühlte sich aber immer noch wach. Sie fürchtete schon, das Mittel würde bei ihr versagen, und wollte sich aufsetzen. In dem Augenblick versank sie in einem dunklen Loch. Anstatt tief und fest zu schlafen, reihte sich ein Alptraum an den anderen. Sie wurde von marodierenden Schweden und aufständischen Bauern verfolgt, und immer wieder tauchte Fabian in ihrer Nähe auf. Der aber kümmertesich nicht um sie, sondern tändelte gleichzeitig mit Stephanie von Harlau und Ehrentraud. Sie bat ihn, sie zu beschützen, doch seine Blicke glitten über sie hinweg, als sei sie ein ekelhaftes Insekt. Schließlich drängten sich Fanny und der dunkle Abdur durch die entfesselte Menge und zogen sie mit sich, ehe die Marodeure sie packen konnten. Irmela stolperte, wurde aufgefangen und fand sich in Wallensteins Hauptquartier wieder.
»Tut doch endlich etwas!«, schrie sie den Feldherrn an, doch der sah ebenfalls über sie hinweg.
Während Fabian mit Stephanie durch die Räume tanzte, trat Ludwig von Gibichen zu ihr und versuchte sie zu beruhigen. »Du musst Herrn von Wallenstein vertrauen. Er weiß am besten, was getan werden muss!«
Irmela prallte herum und wies auf die Schweden und Bauern, die in den Raum drangen und dort alles kurz und klein schlugen. »Dieses Gesindel muss auf den Scheiterhaufen, damit es die heilige Ordnung respektiert!«
»Ein Scheiterhaufen, sofort!« Anstelle von Gibichen stand Heimsburg neben ihr und stieß sie auf einen brennenden Holzstoß, während Helene und Johanna zusahen und applaudierten. Irmela aber wand sich inmitten der Flammen und spürte, wie die Hitze ihr das Fleisch versengte.
»Aufwachen!« Eine schrille Stimme drang durch Feuer und Rauch, während Irmela in den Flammen zu schrumpfen begann. Ein heftiger Schlag traf sie ins Gesicht. In dem Moment spürte sie das nassgeschwitzte Bett und sah Fanny zum nächsten Schlag ausholen.
»Was ist geschehen?«, krächzte Irmela und blickte die Magd entsetzt an. Doch es tauchten keine Schweden oder Rebellen hinter ihr auf, und sie befand sie auch nicht mehr in Wallensteins Hauptquartier.
Fanny atmete erleichtert auf. »Ich habe Euch vor diesem Teufelszeuggewarnt, das Ihr unbedingt nehmen wolltet, Komtesse, aber Ihr habt nicht auf mich gehört.«
Irmela richtete sich auf und schlang die Arme um ihre Knie. »Was war denn los? Warum hast du mich geschlagen? Mein ganzes Gesicht tut weh!« Sie war viel zu betäubt, um wirklich zornig zu werden.
Fanny stemmte die Hände in die Hüften. »Was los war? Ihr habt im Schlaf so laut geschrien, dass die Herberge gewackelt hat! Ich wollte Euch wecken, aber es war fast unmöglich. Zuletzt habe ich gedacht, ein Dämon wäre in Euch gefahren und würde Euren Verstand auffressen. Ihr habt Wallenstein und Birkenfels beschimpft und einige Frauen als Huren und Weibsteufel bezeichnet, die auf dem Scheiterhaufen brennen müssten. Da habe ich Euch eine Ohrfeige gegeben, um Euch zu retten.«
»Ich hatte einen grauenhaften Alptraum«, flüsterte Irmela und versuchte zu lächeln. Doch es wurde nur eine Grimasse daraus. Ihre Zofe zupfte an ihrem Nachthemd. »Klatschnass! Ihr
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