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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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müsst geschwitzt haben wie ein Fieberkranker. Los, zieht es aus, damit ich Euch ein anderes überstreifen kann. Sonst holt Ihr Euch noch den Tod. Den Rest der Nacht schlaft Ihr auf meinem Strohsack!«
    Irmela begann, die Betäubung abzuschütteln. »Und wo schläfst du?«
    »Entweder wickle ich mich in eine Decke und lege mich auf den Boden, oder ich schlüpfe zu Euch, auch wenn sich das nicht gehört. Aber nach dem, was Jungfer Johanna und Fräulein Ehrentraud miteinander treiben, steht uns ohnehin nicht der Sinn. Los, rein jetzt in das frische Nachthemd!«
    Fanny zog Irmela resolut das Hemd über und holte dann ihren Strohsack aus dem winzigen, fensterlosen Gelass, das ihr als Unterkunft gedient hatte. Zu anderen Zeiten hätte sie den Raum noch mit den Zofen der anderen Damen teilen müssen.Doch deren Mägde nächtigten im Stall, da ihre Herrinnen nicht bereit oder in der Lage gewesen waren, die Schlafstelle zu bezahlen.
    Fanny war froh, keine verärgerten Fragen beantworten zu müssen, denn nun konnte sie sich um ihre immer noch leicht benommene Herrin kümmern. Sie schob Tisch und Stuhl an die Wand, breitete ihre Matratze auf dem Boden aus und sorgte dafür, dass Irmela sich so bequem wie möglich bettete. Dann schlüpfte sie selbst unter die Decke. Der Strohsack war nur für eine Person gedacht, daher lehnte sie sich mit dem Rücken an die Wand, so dass ihre Herrin genug Platz fand.
    Irmela rollte sich wie ein Kätzchen zusammen und schmiegte sich an Fanny, um sich zu wärmen. Die Magd lächelte zufrieden, obwohl ihr klar war, dass sie kaum noch Schlaf finden würde. Aber sie wachte gerne über die Komtesse, die bereits so viel in ihrem Leben hatte ertragen müssen.

X.
    Auch der Rest der Fahrt wurde nicht durch Gefahren oder größere Ärgernisse erschwert, und so näherte sich der Reisezug seinem ersten Ziel. Eine knappe Tagesetappe vor Wien bogen Reiter und Wagen von der Hauptstraße ab und näherten sich nach einer Stunde einem Herrensitz, dessen bröckelige Wehrmauer erst vor kurzem notdürftig ausgebessert worden war. Die Burg lag auf einem Hügel über einem kleinen Fluss und wirkte mit ihrem hohen Bergfried und dem spitzen Dach des Hauptgebäudes aus der Ferne wie eine Kirche. Zu ihren Füßen lag ein Dorf, dessen Bewohner ihrer Grundherrschaft zu gehorchen schienen, denn sie liefen zwar zusammen und bestaunten die Reihe der Kutschen und Karren, doch den Reisenden wurde kein Fluchzugerufen, und niemand ballte die Faust oder schwang drohend die Sense.
    Irmela atmete erleichtert auf, als sie das Spalier der Bauern passiert hatten. Während der Reise war sie jede Nacht von weiteren Alpträumen geplagt worden, und sie glaubte, keine Aufregung mehr ertragen zu können. Immer noch ein wenig krank von der Nachwirkung der Mohntropfen, auf die ihr Körper so heftig reagiert hatte, lehnte sie sich gegen die Seitenwand und blickte durch das Fenster im Schlag nach draußen. Die sich gelb färbenden Blätter der Bäume kündeten den Herbst an und verstärkten in ihr den Wunsch, an einem ruhigen Ort weit weg von Helene und ihrem Anhang überwintern zu können.
    Sie sah, wie ein Reiter vorausgeschickt wurde, um die Gruppe anzumelden, und hoffte, Frau Meinardas Verwandte würden es ihr nicht übel nehmen, dass sie so viele Leute mitbrachte, auch wenn es nur für eine Nacht war. Ihre Reisegefährten wollten am nächsten Morgen weiterfahren, um Wien vor der Dunkelheit zu erreichen. Bei ihr würden nur Fanny, Frau von Kerling, Abdur und die vier Männer bleiben, die Steglinger ihr zur Verfügung gestellt hatte, und sie nahm an, dass man so eine kleine Gruppe nicht zurückweisen würde. Dabei baute sie auf Frau Meinardas Dankbarkeit für die Rettung ihres Sohnes.
    Die letzten Augenblicke vor der Ankunft vermochte sie kaum mehr ruhig zu sitzen. Sie starrte auf das Burgtor, dessen Zugbrücke mittlerweile von einer festen Zufahrt ersetzt worden war, und beobachtete mit heftig klopfendem Herzen, wie die breiten Flügel langsam aufschwangen und ein ganzer Schwarm von Menschen daraus hervorquoll, allen voran der kleine Siegmar, der sich dem Zugriff seiner Kindsmagd entzogen hatte und mit seinen kurzen Beinen auf den Wagenzug zueilte. Aus Angst, er könnte unter die Hufe der Pferde oder ein Wagenrad geraten, sprang Irmela aus ihrer Kutsche und lief ihm entgegen.
    »Komm, mein Süßer«, lockte sie den Jungen zu sich.
    Dieser stieß einen Jubelruf aus, warf sich in ihre Arme und ließ sich widerstandslos aufheben. »Tante

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