Die Feuerbraut
Irmela!«, wiederholte er immer wieder.
Irmela spürte das Gewicht des Jungen und nahm die Veränderungen wahr, die die Zeit der Trennung mit sich gebracht hatte.
»Mein Gott, bist du schwer geworden!«
»Ich bin schon ein großer Bub, sagt Mama.« Der Junge schmiegte sich an seine große Freundin und krallte eine Hand in ihre Frisur. »Ich habe dich so vermisst!«
»Ich dich auch!« Irmela verdrängte dabei, wie oft sie sich in der Vergangenheit geärgert hatte, weil sie die Kindsmagd für den Kleinen hatte spielen müssen. Diese Gefahr bestand nun nicht mehr, denn eben kam eine etwas füllige Frau in bäuerlicher Tracht auf sie zu, schien aber nicht recht zu wissen, ob sie ihr Siegmar abnehmen oder warten sollte, bis es ihr gefiel, den Jungen zu übergeben.
Frau Meinarda tauchte hinter der Dienerin auf, packte ihren Sohn und drückte ihn der Kinderfrau in die Arme. Dann blickte sie Irmela mit leuchtenden Augen an. »Es ist dir also doch gelungen, dem elenden Weibsdrachen zu entkommen, der sich als deine Großmutter aufspielt und sich Rechte anmaßt, die ihm nicht zukommen.«
Sie ließ Irmela nicht zu Wort kommen, sondern umarmte sie und drückte sie fest an sich. »Ich freue mich so, dich zu sehen! Mein Gott, ich habe so oft an dich gedacht und es bedauert, dir nicht helfen zu können. Wenn ich dich jetzt so anschaue, muss ich sagen, du bist eine junge Dame geworden. Nur dein Kleid ist fürchterlich unmodern. Das müssen wir unbedingt ändern. Meine Schneiderin wird sich freuen, auch für dich arbeiten zu können.« Sie gab Irmela keine Gelegenheit zu antworten, sondern drehte sie herum und präsentierte sie einem älteren Herrn mitgestutztem grauem Vollbart, der interessiert neben ihnen stehen geblieben war.
»Onkel Albert, das hier ist meine und Siegmars Lebensretterin Irmela, Komtesse Hochberg und Herrin zu Karlstein. Irmela, das ist mein Onkel Albert von Rain, der mir und meinem vaterlosen Buben in dieser schlimmen Zeit eine neue Heimat gegeben hat.«
Der Burgherr verneigte sich, während Irmela in einem tiefen Knicks versank. Um Albert von Rains Lippen spielte ein Lächeln, das ihn sympathisch erscheinen ließ, und er begrüßte Irmela so freudig, dass sie ihre Angst verlor, sie könne nicht willkommen sein.
»Ich habe schon viel von Euch gehört, Komtesse, und kann Euch nur bewundern. Euer Mut und Eure Entschlossenheit haben uns meine geliebte Nichte und unseren kleinen Siegmar erhalten. Nehmt meinen tief empfunden Dank hierfür! Wenn ich etwas für Euch tun kann, so sagt es frei heraus!«
»Ich würde Euch gerne für eine gewisse Zeit um Gastfreundschaft bitten.« Irmela sah Herrn von Rain bittend an.
»Bleibt hier, so lange es Euch gefällt. Meine Nichte wird sich sehr über Eure Gesellschaft freuen, und wie ihr Sohn zu Euch steht, hat er uns eben gezeigt. Auch hier meinen Dank für Euer beherztes Eingreifen. Ich sah den Kleinen bereits unter den Hufen der Pferde.«
»Was dank Irmela glücklicherweise abgewendet wurde.« Meinarda umarmte Irmela erneut und küsste sie auf beide Wangen. »Du kannst so lange bei uns bleiben, wie du möchtest. Zu dieser Helene lasse ich dich nicht mehr zurückkehren. Dieses ordinäre Weib sucht nur seinen eigenen Vorteil bei dir!«
»Genauso ist es!« Walburga Steglinger schob sich nach vorne. Sie war in den Monaten, in denen Irmela sie nicht gesehen hatte, schlanker geworden und wirkte jünger und agiler als früher.Auch sie schloss Irmela jetzt in die Arme und streichelte ihr übers Gesicht.
»Für Meinarda und mich war es schrecklich, dich unter der Fuchtel dieses Weibes zurücklassen zu müssen. Doch wir fanden keine Möglichkeit, dich aus Helenes Klauen zu reißen.«
Irmela sog die Liebe in sich auf, die ihr hier entgegengebracht wurde und in so starkem Gegensatz zu der Behandlung stand, die sie in ihrem eigenen Haus erfahren hatte, und ihr kamen die Tränen. »Ihr seid alle so freundlich zu mir.«
Meinarda lächelte ihr aufmunternd zu, fasste sie unter und führte sie in die Burg. »Komm mit mir. Du willst dich gewiss frischmachen. Mein Oheim wird sich derweil um deine Begleiter kümmern.«
Fanny wollte den beiden folgen, doch Siegmar entwand sich dem Griff seiner Kinderfrau, lief auf sie zu und hielt sich an ihren Röcken fest. »Keine Narbe mehr! Jetzt bist du hübsch!«
»Du fängst früh an, Frauen Komplimente zu machen«, antwortete Fanny und schwang ihn lachend durch die Luft. Da sah Siegmar etwas, das ihm noch nie zu Gesicht gekommen war.
»Setz
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