Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
überlegte, ob sie so tun sollte, als sei sie krank. Allerdings kannte sie ihre Zofe gut genug, um zu wissen, dass Fanny dann jedes Hausmittel anschleppen würde,das sie selbst, Walburga oder Meinarda kannten, um es ihr erbarmungslos einzuflößen. Da war es doch besser, aufzustehen, sich anzuziehen und sich an einen Ort zu setzen, an dem sie ihren Gedanken freien Lauf lassen konnte. Dabei konnte sie an dem neuen Banner sticken, welches sie für Fabian fertigen wollte. Er hatte zwar noch keine eigene Kompanie, aber wenn er so weitermachte wie bisher, würde er wohl bald zum Hauptmann aufsteigen und Männer in die Schlacht führen.
    Irmela hoffte, dass ihre dumpfen Ahnungen nichts mit ihm zu tun hatten. Noch war sie sich nicht sicher, ob sie ihn innig genug liebte, um über seine Fehler hinwegsehen und ihn heiraten zu können. Daher sagte sie sich, sie müsse die Ehe mit ihm wie einen Handel ansehen. Sie bot Fabian Geld und Ansehen für seinen weiteren Aufstieg und er ihr den Schutz vor Helene und anderen Verwandten oder Vormunden, den sie so dringend brauchte. Doch bei der Vorstellung krampfte sich ihr Herz schmerzhaft zusammen, und sie brach in Tränen aus.
    Fanny, die sie beobachtet hatte, schüttelte den Kopf. Manchmal konnte sie wirklich nicht verstehen, was ihre junge Herrin bewegte.

FÜNFTER TEIL

Die Rache des Grafen

I.
    Der Saal vermochte die Offiziere, die sich darin drängten, kaum noch zu fassen. Um nicht ständig von Ellbogen getroffen zu werden, die unbeabsichtigt seine Rippen trafen, musste Fabian bis an die Wand zurückweichen. Am liebsten wäre er nach Hause gegangen, doch als Leutnant der Wache durfte er seinen Posten nicht ohne Wallensteins Erlaubnis verlassen. Nun beneidete er Gibichen, der es sich in ihrer Stammwirtschaft gemütlich machen konnte.
    Kaum aber hatte er an ihn gedacht, wurde die Tür geöffnet, und sein Freund kam im Gefolge von Major Kiermeier und etlichen anderen Feldoffizieren herein. Sichtlich verwirrt schob er sich zu Fabian hinüber. »Kannst du mir sagen, was das soll?«
    Dieser zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung. Auf Befehl des Feldherrn sollen sich alle Kommandeure hier versammeln. Ich nehme an, Wallenstein will den Herren seine Pläne für die nächsten Feldzüge mitteilen.«
    »Dann geht es endlich los! Hier in Pilsen haben wir nur Rost angesetzt.« Gibichens Augen leuchteten auf. Obwohl er von guter Herkunft war und Aussicht auf ein ordentliches Erbe hatte, galt er als nachgeborener Sohn weniger als sein älterer Bruder, und das wollte er so bald wie möglich ändern.
    »Ich lechze danach, wieder gegen die Schweden zu ziehen! Dann erfahre ich hoffentlich, was aus meinem Besitz geworden ist.« Fabian langte zum Griff seines Pallaschs.
    Sofort legte sich Gibichens Hand auf seinen Arm. »Das solltest du lieber nicht tun! Es könnten sonst einige der Umstehenden meinen, du hättest es auf sie abgesehen.«
    »Abgesehen habe ich es auf die Schweden! Von denen können mir gar nicht genug vor die Klinge laufen.« Trotz seiner kriegerischen Worte beruhigte Fabian sich wieder und zog seinenFreund in eine Ecke, die eben zwei Offiziere freimachten, die näher an den in diesem Moment eintretenden Wallenstein gelangen wollten.
    Der Feldherr hatte sich in den letzten Monaten ein wenig erholt, war aber immer noch blass. Wie es hieß, hatte der Kaiser ihn scharf gerügt, weil er dessen Anweisungen nicht befolgt hatte. Daher nahm Fabian an, Wallenstein habe einen groß angelegten Feldzug geplant und würde diesen nun in die Tat umsetzen, um seinen kaiserlichen Herrn zu beruhigen. Der Gedanke ließ seine Lebensgeister erwachen, denn er gab seinem Freund Gibichen im Stillen Recht. Hier in Böhmen setzte das Heer tatsächlich nur Rost an, während große Teile des Reiches unter den Plünderungen und der Willkür der Schweden ächzten.
    Nun gesellte Kiermeier sich zu Fabian und Gibichen. Er steckte in seinem besten Rock und hatte seine Barttracht nach Wallensteins Vorbild geändert. Er wirkte ungewohnt ernst. »Die Sache gefällt mir nicht. Ich habe noch nie so viele bedenkliche Mienen gesehen. Schaut, wie sie miteinander tuscheln.«
    »Das halte ich für ganz natürlich. Immerhin überschlagen sich die Gerüchte, und die Herren wollen herausfinden, was stimmen kann und was nicht.« Gibichen wollte noch mehr sagen, doch da hob Wallenstein aufmerksamkeitsheischend den Arm.
    »Meine Herren, ich danke euch, dass ihr meiner Einladung so zahlreich gefolgt seid. Ich will mich kurz

Weitere Kostenlose Bücher