Die Feuerbraut
fassen. Wie einige von euch wissen, hetzen etliche Leute in Wien gegen mich und fordern den Kaiser auf, mich abzusetzen.«
Einige Offiziere begannen diese Worte aufgeregt zu kommentieren, und Wallenstein musste seine Rede unterbrechen, bis wieder Ruhe eingekehrt war. Sein Gesicht wurde noch bleicher, und ein verbissener Zug legte sich um seinen Mund.
»Es gibt etliche Höflinge und auch Offiziere, die mir vorwerfen, ich würde nicht alles in meiner Macht Stehende tun, um denWillen Seiner Majestät in die Tat umzusetzen. Doch mit dem Willen des Kaisers allein ist es nicht getan. Man braucht genug Soldaten, um ihn auch ausführen zu können, ebenso Waffen, Munition, Ausrüstung und Verpflegung.« Wallenstein legte eine kurze Pause ein, um seine Worte wirken zu lassen. Als er weitersprach, flammten seine Augen zornig auf.
»Wohin es führt, mit hungrigen und schlecht besoldeten Truppen in den Krieg zu ziehen, hat uns Tilly in Magdeburg bewiesen. Da er nicht in der Lage war, das Massaker zu verhindern, hat er unserer Sache mehr geschadet als genützt, und seine Armee war danach ein Trümmerhaufen, den der Feind bei Breitenfeld mit Leichtigkeit zusammengeschlagen hat. Diesem Beispiel werde ich gewiss nicht folgen!«
Wallenstein erntete zustimmendes Gemurmel, und einer der Offiziere brachte einen Hochruf auf ihn aus, in den andere einstimmten.
Der Feldherr hob abwehrend den Arm. »Eure Treue in allen Ehren! Aber vor die Wahl gestellt, Befehlen zu folgen, die in meinen Augen unweigerlich ins Verderben führen, oder den Oberbefehl niederzulegen, werde ich mich für Letzteres entscheiden.«
Sofort senkte sich Schweigen über den Saal. Einige Offiziere schlugen das Kreuz, andere ballten die Fäuste, und weitere kämpften sogar mit den Tränen. Unter diesen war auch Kiermeier, der seine Karriere ganz auf den Dienst unter Wallenstein ausgerichtet hatte. Nur unter dessen Kommando würde er den Rang erreichen können, der es ihm möglich machte, als passender Brautwerber vor Meinarda von Teglenburg zu treten.
Erregt drängte er sich nach vorne und blieb vor dem Feldherrn stehen. »Ihr dürft das Kommando nicht aufgeben, Euer Gnaden! Wir wären wie Kinder ohne Vater, wenn Ihr das tut!«
»Kiermeier hat recht! Ohne Euch wäre unsere Armee nur noch ein zusammengelaufener Haufen ohne Aussicht darauf, denSchweden in der Schlacht standzuhalten. Ihr müsst bleiben, Euer Gnaden, und das Heer nach Eurem Willen führen, mag Wien dazu sagen, was es will!«
»Das ist einer der böhmischen Offiziere, die unter Wallenstein aufgestiegen sind und ohne ihn fallen würden«, raunte Gibichen Fabian zu. Er musste es zweimal wiederholen, denn die Offiziere schrien wild durcheinander, dass sie nur von Wallenstein selbst und von keinem anderen Befehle entgegennehmen würden.
Auch Fabian war entsetzt. Die Niederlagen, die Gustav Adolf von Schweden dem Generalissimus Tilly beigebracht hatte, und der beinahe unaufhaltsame Vormarsch des Feindes saßen ihm tief in den Knochen. Zwar hatte Wallenstein bei Lützen ebenfalls verloren, doch diese Schlacht war im aufständischen Sachsen geschlagen worden und hatte die Schweden ihren König gekostet. Deshalb erschien Fabian diese Niederlage wertvoller als so mancher Sieg, zumal es Wallenstein gelungen war, die Hauptmacht seiner Truppen in vollständiger Ordnung vom Feind zu lösen und sich zurückzuziehen.
Das Geschrei der Männer wurde so laut, dass die Wachen hereinkamen. Ein General rief, dass er eher nach Wien marschieren und die schlechten Berater des Kaisers hinausfegen würde, als Wallenstein fallen zu sehen. Andere stimmten zu, und auch Fabians Blut schien schneller durch seine Adern zu rauschen. Nach Wien marschieren würde bedeuten, Stephanie von Harlau treffen zu können, und er war sicher, dass ihr Ehemann zu jenen gehörte, die Wallenstein übel wollten und daher über die Klinge springen mussten.
»Auf nach Wien! Zeigen wir dem Kaiser, wer wirklich für ihn ist!« Fabian wollte sich zu den lautesten Schreiern gesellen, doch Gibichen packte ihn am Ärmel.
»Du solltest dich ein wenig zurückhalten!«
Fabian sah seinen Freund erstaunt an. »Was soll das? Wenn Wallensteinweitere Beförderungen ausspricht, werden die, die als Erste auf seiner Seite stehen, auch diejenigen sein, die als Erste berücksichtigt werden.«
»Möchtest du wirklich Seite an Seite mit einem Heimsburg reiten?« Gibichen zeigte auf den Offizier, der nach seiner Genesung als Dragonerhauptmann in Octavio Piccolominis
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