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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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hingenommen werden konnten.
    Einer der Gäste wandte ein, schließlich habe der Kaiser selbst Wallenstein zum Generalissimus berufen und ihn mit unendlichen Vollmachten ausgestattet. »Man kann sein Wort net zurücknehmen, sage ich! Seine Majestät hat den Wallenstein wollen, also muss er mit ihm zurechtkommen.«
    Einige der Herren stimmten ihm zu, während Harlau sofort protestierte. »Seine Majestät haben alles sehr wohl bedacht und sich von hochgelehrten Herren Doctores beraten lassen. Nach ihrem Urteil hat der Herr von Wallenstein sich des notorischen Ungehorsams, der Missachtung aller kaiserlichen Befehle und sogar der Rebellion schuldig gemacht. Erst letztens hat er die Kommandeure seiner Armee in Pilsen auf sich eingeschworen und ihnen untersagt, auch nur einen Befehl Seiner Majestät, des Kaisers zu befolgen.«
    Das Gespräch war so interessant, dass Irmela sich von dem seichten Geplätscher gestört fühlte, das die Damen um sie herum von sich gaben. Mit einem verlegenen Lächeln stand sie auf und ging zu dem Fenster, das der Tür zum Nebenraum am nächsten war. Die Informationen, die Harlau preisgab, waren auch für sie von Bedeutung, denn Wallenstein zählte zu Fabians Gönnern, und von denen hatte er nicht viele. Eine Absetzung des Feldherrn würde die Karriere ihres Verlobten für lange Zeit bremsen oder seinen Aufstieg sogar unmöglich machen.
    Irmela setzte sich auf den Stuhl, den ein aufmerksamer Diener ihr nachtrug, und bat diesen, ihr den am Tisch zurückgelassenen Stickrahmen und das Nadelkissen zu bringen. Während sie weiter an dem Löwen stickte, der eines Tages die Fahne von Fabians erster Kompanie zieren sollte, lauschte sie dem Gespräch der Herren und hoffte, es würde niemand einfallen, die nur angelehnte Tür zwischen den beiden Zimmern zu schließen.
    »Die Situation hat sich so zugespitzt, dass Wallensteins Absetzung gar nicht mehr möglich ist«, fuhr Harlau fort.
    Zunächst wunderte Irmela sich über diese Bemerkung, die mehr verriet, als er hätte preisgeben dürfen. Dann begriff sie, dass er die anderen Gäste als simple Landadelige ansah, vor denen er seine Stellung als engster Berater Seiner Majestät herausstreichen wollte. Da er sich so offen gegen Wallenstein aussprach, mussten die Pläne gegen den Generalissimus bereits weit gediehen sein.
    »Was wollt Ihr damit sagen?«, hörte sie Albert von Rain erstaunt fragen.
    »Wenn das Haus Habsburg keinen weiteren Schaden nehmen soll, muss Wallenstein sterben. Fürst Piccolomini hat Seine Majestät vor dem Umfang des Verrats gewarnt, der in Wallensteins Hauptquartier ausgebrütet wird. Der Generalissimus will sich mit den Schweden und Sachsen zusammentun und sich selbst zum König von Böhmen machen.«
    Albert von Rain lachte auf. »Was für ein Unsinn! Ich kenne Herrn von Wallenstein persönlich und halte ihn für einen treuen Untertan Seiner Majestät.«
    »Das mag er einmal gewesen sein«, gab Harlau zurück. »Jetzt ist er nur noch ein vom Ehrgeiz zerfressener Emporkömmling, der seine Grenzen nicht mehr erkennt. Piccolominis Bericht und die Aussagen einiger anderer Offiziere lassen keinen anderen Schluss zu.«
    »Geht Ihr vielleicht so streng mit dem Herrn von Wallenstein zu Gericht, weil man munkelt, er könne Eurer Gemahlin näher getreten sein, als es Euch lieb sein dürfte?«, spöttelte ein anderer, dessen Stimme Irmela nicht zuordnen konnte.
    Diese Anschuldigung kann Harlau nicht auf sich sitzen lassen, dachte Irmela, griff aber nach dieser Darstellung wie nach einem Strohhalm. War Stephanie Wallensteins Geliebte gewesen, so konnte das Kind von dem Feldherrn stammen, und damit war Fabian weniger gefährdet.
    Harlaus nächste Worte zerstörten jedoch ihre Hoffnung. »Dieser Hund wird für alles bezahlen, was er je getan hat. Das schwöre ich bei meiner Ehre!«
    Die Zuhörer des Grafen glaubten, seine hasserfüllten Worte würden Wallenstein gelten, doch Irmela spürte instinktiv, dass er Fabian damit meinte, und fürchtete das Schlimmste für ihren Verlobten. In Harlau kochte eine Wut, die unterschiedslos allen galt, die einen Schatten auf seine Ehre geworfen hatten, also auch seiner Gemahlin. Mit einem Mal tat Stephanie ihr leid. Die Frau mochte leichtfertig sein, doch das hätte ihr Mann erkennen und auf sie achtgeben müssen. Stattdessen hatte er sie zu Wallenstein geschickt und damit allen Versuchungen preisgegeben.
    »Euer Sohn wird eine bedeutende Rolle bei Wallensteins Untergang spielen!« Harlau schien sich wieder

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