Die Feuerbraut
es Irmela durch den Kopf. So etwas posaunt man doch nicht in aller Öffentlichkeit heraus! Dann aber begriff sie, wie ungerecht ihr stummer Vorwurf war. Gerade das Leugnen einer Bekanntschaft mit Fabian hätte das Misstrauen ihres Mannes nähren können. Da sie selbst Fabian schützen und der anderen deren Grenzen aufzeigen wollte, lächelte sie verschämt. »Freilich kenne ich Fabian – ich meine Herrn von Birkenfels. Wir sind zusammen aufgewachsen und, wie ich Euch unter dem Siegel der Verschwiegenheit verraten kann, miteinander verlobt. Im nächsten Herbst soll die Hochzeit sein.«
Es bereitete Irmela Vergnügen zu sehen, wie die Gräfin jäh erblasste. »Ihr seid Birkenfels’ Verlobte?«
Stephanie musterte Irmela hochmütig. Diese Frau, die fast einen Kopf kleiner war als sie und ihre Robe nur ansatzweise mit weiblichen Formen ausfüllte, wollte Fabian heiraten? Ihren Fabian, der ihr seine heiße Liebe beschworen und sie hatte vergessen lassen, dass es einen Mann gab, der Treue von ihr fordern konnte? Im ersten Augenblick überwog ihre Abneigung, und sie setzte eine spöttische Miene auf. Doch bevor ihr eine verletzende Bemerkungvon den Lippen kam, fiel ihr ein, dass sie um Himmels willen keine Eifersucht verraten durfte.
»Da gratuliere ich schön!«, brachte sie mit Mühe heraus und war froh, als Meinarda das Gespräch wieder an sich riss.
Die Freiin blickte Irmela zunächst erstaunt an, ergriff aber dann die Hände ihrer jungen Freundin und drückte sie. »Du und Fabian werdet ein Paar? Du weißt gar nicht, meine Liebe, wie mich das freut.«
Meinardas Stimme drang bis zu Walburga, die ein Stück weiter unten an der Tafel saß. »Das ist wirklich eine gute Nachricht. Fabian ist ein vortrefflicher junger Mann und besitzt das Wohlwollen des Pfalzgrafen! Herzog Wolfgang Wilhelm wird dieser Ehe mit Freuden zustimmen. Damit wirst du endlich deine angeheiratete Verwandte Helene und deren Tochter los.«
Obwohl Irmela sich genau das von einer Heirat mit Fabian erhoffte, ärgerte sie sich, dass sie den Mund nicht hatte halten können. Meinarda und Walburga sahen nicht so aus, als würden sie den Mantel des Schweigens über ihre Pläne breiten. Doch wenn diese Verlobung bekannt wurde, würde es ihr oder Fabian unmöglich sein, davon Abstand zu nehmen.
Willst du Fabian heiraten oder nicht?, fragte sie sich verunsichert – und fand keine Antwort. Nun, da sie Stephanie in ihrer ganzen Schönheit als werdende Mutter vor sich sah, zweifelte sie mehr denn je an sich selbst und ihren Fähigkeiten, Fabian die Frau zu werden, die dieser sich wünschen mochte.
III.
Das gemeinsame Gebet in der Klosterkirche blieb nicht die einzige Gelegenheit, sich mit den Nachbarn zu treffen. Reihum luden die Burg- und Schlossherren ihre Standesgefährten zu sichein und vergaßen bei Festlichkeiten, Wein und Tanz das Elend, das wie ein riesiger Alb über dem Land lag und es zu ersticken drohte.
Bei den Damen waren Gespräche über Krieg und aufständische Bauern verpönt. Wenn eine von ihnen die gefährliche Situation erwähnte, dann nur mit einer Bitte an die himmlischen Mächte, Kaiser Ferdinand und dem Herrn von Wallenstein beizustehen.
Die Herren hüteten sich zwar, diese Themen in Gegenwart der Damen anzuschneiden, doch wenn sie glaubten, unter sich zu sein, legten sie sich keinen Zwang an. An einem Nachmittag, an dem sie in einem Zimmer zusammensaßen, welches mit dem Salon, in dem die Damen miteinander schwatzten, durch eine Tür verbunden war, konnte Irmela dank ihrer feinen Ohren einem erregten Gespräch folgen.
»Der Kaiser hat entschieden. Wallenstein muss weg!«, hörte sie Harlau in einem Ton sagen, als wäre der Generalissimus sein Todfeind.
Albert von Rain schien unschlüssig zu sein. »Also, ich weiß nicht, ob das richtig ist. Mit Wallenstein haben wir beinahe jede Schlacht gewonnen, ohne ihn aber jede wichtige verloren.«
»Seit Lützen hat Wallenstein sich nicht mehr gerührt und es den Schweden damit ermöglicht, ihre Stellungen auszubauen. Sie verwüsten das gesamte Vorland um ihre Bastionen, damit sich belagernde Heere nicht mehr versorgen können. Alldem hat Wallenstein tatenlos zugesehen! Sogar die flehentlichen Bitten Seiner Majestät, wenigstens den unter dem Feind schrecklich leidenden Bayern beizustehen, hat er mit unerträglichem Hochmut beantwortet.«
Harlau hatte sich in Rage geredet und berichtete noch von allerlei anderen Verfehlungen des Feldherrn, die seiner Ansicht nach nicht länger
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