Die Feuerbraut
gefangen zu haben und kehrte erneut den Höfling hervor, der sich zu ein paar besseren Bauern herabließ.
Der Adressat seiner Worte musste Alfred von Rain gewesen sein, denn dessen Stimme klang nun auf. »Ich habe Franz zu einem treuen Gefolgsmann Seiner Majestät erzogen, will aber trotzdem hoffen, dass er bei all seinen Taten stets auf seine Ehre achtet.«
»Dem Kaiser zu dienen ist ehrenvoll! Eine Schande aber ist es, Wallenstein über Seine Majestät zu erheben und die Befehle des Kaisers zu missachten«, wies Harlau ihn zurecht.
Albert von Rain knirschte hörbar mit den Zähnen. »Mein Sohn wird die Befehle Seiner Majestät gewiss nicht missachten.«
Irmela konnte sich vorstellen, wie es in dem Edelmann arbeitete. Bei aller Treue zum Kaiserhaus würde Meinardas Onkel es nicht ertragen können, einen seines Geschlechts den Mordbuben für die Habsburger spielen zu sehen.
Harlau schien selbst zu merken, dass er sich auf dünnes Eis begebenhatte, und rettete sich in ein gönnerhaftes Lachen. »Ich habe weder Eure Treue noch die Eures Sohnes zum Kaiserhaus bestritten. Ich denke hier eher an jene Kreaturen, die im Sog dieses böhmischen Emporkömmlings aufgestiegen sind. Sie werden alles tun, um die Würden und den Besitz zu wahren, die Wallenstein ihnen zugeschanzt hat, und dabei auch nicht vor offenem Verrat zurückschrecken. Die Beweise gegen den Feldherrn sind erdrückend, und Seine Majestät sieht sich gezwungen zu handeln, um das Reich zu retten. Euer Sohn, Herr von Rain, wird mit seinem Regiment an die Grenze Böhmens beordert, um zu verhindern, dass wallensteintreue Truppen nach Österreich eindringen.«
Irmela hätte dem Gespräch gerne noch ein wenig länger gelauscht, doch da kamen Meinarda, Stephanie von Harlau und einige jüngere Damen auf sie zu. »Meine Liebe, ich habe unseren werten Gästen erzählt, wie fabelhaft du mit Nadel und Faden umgehen kannst, und das wollen sie jetzt selbst sehen.«
Meinarda winkte dem Diener, auch ihre Stühle hierherzubringen, und wies dann auf den Spalt, durch den man ins Nebenzimmer sehen konnte. »Schließe Er die Tür! Wir könnten die Herren sonst bei ihrer Unterhaltung stören.«
Zu Irmelas Leidwesen versammelten sich die Damen um sie herum, und der Lärm, der dabei entstand, verhinderte, dass sie das Gespräch der Männer durch die geschlossene Tür mithören konnte. Es war zu ärgerlich. Harlau würde gewiss noch einige Einzelheiten von dem gegen Wallenstein geschmiedeten Komplott preisgeben, um mit seiner Nähe zum Kaiser zu prahlen. Ihr aber blieb nichts anderes übrig, als zu zeigen, welch ausgezeichnete Handarbeiten sie anfertigen konnte. Schließlich unterdrückte sie ihren Ärger und sonnte sich im Erstaunen und Neid der Damen.
»Also, mit Euch komme ich net mit, und dabei heißt es, meineHandarbeiten gehörten zu den schönsten, die von den Damen am Kaiserhof gefertigt werden«, gab Stephanie von Harlau offen zu.
Irmela lächelte boshaft. »Die Talente sind nun einmal nicht gleich verteilt. Dafür werdet Ihr gewiss von allen Damen wegen Eurer Schönheit und Eures Erfolgs bei der Männerwelt beneidet.«
»Eine Schönheit ist Gräfin Stephanie wirklich.« Meinarda seufzte entsagend, lachte dann aber über sich selbst. Auch die anderen Mädchen und Damen schienen Stephanie zu bewundern und viel von ihr zu halten. Die wissen nicht, was ich weiß, dachte Irmela und versuchte die junge Gräfin aus ihren Gedanken zu verdrängen.
Stephanie machte es ihr nicht leicht, denn sie erwies sich als außerordentlich charmant und bewunderte Irmelas kunstvolle Stickerei aus ehrlichem Herzen. Dabei entspann sich eine fröhliche Unterhaltung, über der Irmela beinahe vergaß, was sie mitgehört hatte. Erst am Abend kamen ihr Harlaus Drohungen gegen Fabian wieder in den Sinn.
Fanny hatte ihr bereits in ihr Nachthemd geholfen und wollte eben die Kerzen auf dem Tischleuchter ausblasen, als Irmela sich ruckartig aufsetzte. »Ich habe total vergessen, dass ich noch einen Brief schreiben wollte. Du kannst schon zu Bett gehen.«
»Einen Brief schreiben? An wen denn?«
»Sei nicht so neugierig!«, wies Irmela ihre Zofe zurecht, während sie das Schreibzeug aus dem Schrank nahm und auf den Tisch stellte. »Also, wie fange ich an?«
»Da Ihr mir nicht sagen wollt, an wen Ihr schreibt, kann ich Euch auch nicht raten«, erwiderte Fanny schnippisch und verließ den Raum. Es ärgerte sie, dass ihre Herrin Geheimnisse vor ihr hatte, denn sie fühlte sich in vielen Dingen
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