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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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der zu den engsten Beratern Kaiser Ferdinands zählte. Ob der Mann zu denjenigen gehörte, die Wallensteins Sturz förderten? Wenn dem so war, würde Harlau sicherlich selbst kommen und es nicht anderen überlassen, dem Feldherrn den kaiserlichen Willen zu übermitteln. Er stellte sich vor, wie seine Klinge dem Höfling ins Herz fuhr. Dabei war ihm schmerzhaft bewusst, dass er Stephanie auf diese Weise niemals würde gewinnen können.
    Erst einmal galt es, die tägliche Routine aufrechtzuerhalten. Bislanghatte Gibichen die neuesten Informationen aus dem Umland gebracht, und Fabian fragte sich, ob der Freund bei der Wahrheit geblieben war. Da dieser sich als Untertan Maximilians von Bayern Wallenstein nicht verpflichtet gefühlt hatte, konnte es durchaus in seinem Interesse gelegen haben, die Situation schlechter zu reden, als sie war.
    Fabian beendete sein Frühstück, verabschiedete sich von Kiermeier und ließ sein Pferd satteln. Als er die Stadt durch eines der Tore verließ, war ihm, als würde ein Schleier von seinen Augen gezogen. Im letzten Jahr hatten die Quartiermeister kaum mehr gewusst, wo sie all die Soldaten unterbringen sollten, die das Heer ständig vergrößerten. Doch nun erblickte er niedergetrampelte Flächen, auf denen die Zelte vor kurzem noch dicht an dicht gestanden hatten.
    Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube ritt er weiter und erreichte bald ein Dorf, das drei Kompanien des eigenen Regiments als Winterquartier zugewiesen worden war. Er fand jedoch keine Soldaten mehr vor, keine Pferde und keinen Tross. Selbst die Huren, die Knechte und das heimatlose Gesindel, das sich den Truppen anschloss, um nach den Gefechten die gefallenen Soldaten ausplündern zu können, hatten sich aus dem Staub gemacht.
    Stattdessen kamen einige Bauern auf ihn zu und beschwerten sich wortreich über das, was die Soldaten ihnen während des Winters und vor allem kurz vor ihrem Abmarsch angetan hatten. Die Männer waren so zornig, dass sie Miene machten, Fabian vom Pferd zu holen und ihn für die Plünderungen und all die anderen Übergriffe der Einquartierten büßen zu lassen.
    Zu Fabians Glück ließen sich die Besonneneren mit dem Versprechen beruhigen, er werde ihre Beschwerden weitergeben, und so gewann er Zeit, sein Pferd herumzuziehen und anzutraben.Aus den Augenwinkeln sah er noch, wie einer der Bauern die Axt hochriss, um ihn von hinten niederzuschlagen. Am liebsten hätte er dem Mann einen Hieb mit dem Pallasch übergezogen, doch dann hätte er sich mit den gesamten Dörflern anlegen müssen. Daher gab er seinem Pferd die Sporen und grinste böse, als er sah, wie der Angreifer vom Schwung der schweren Axt mitgerissen in einem Dreckhaufen landete.
    Seine Erheiterung hielt jedoch nicht lange an, denn der Blick auf ein weiteres Dorf verriet ihm, dass auch in diesem kein Soldat mehr zu finden war. Da er weitere Zusammenstöße mit den Einheimischen vermeiden wollte, kehrte er nach Pilsen zurück und suchte Kiermeier auf.
    »Da bist du ja endlich«, begrüßte ihn der Major. »Du musst sofort ins Hauptquartier und den nächsten Wachtdienst übernehmen. Der Leutnant, der es hätte tun sollen, ist nicht erschienen.«
    »Der hat sich wohl ebenso aus dem Staub gemacht wie der größte Teil des Heeres«, antwortete Fabian bitter.
    Seine Worte rissen Kiermeier herum. »Was sagst du da?«
    »Vier Kompanien unseres Regiments sind weg. Außerdem habe ich keine Spuren mehr von Harlings Kürassieren und Graf Wallenrods Arkebusieren entdeckt.«
    Kiermeier bedeckte die Augen mit der Hand und stöhnte auf. »Der Verrat reicht noch tiefer, als ich befürchtet habe. Viele von denen, die Wallenstein am zwölften Januar ihre Treue bekundet und ihn geradezu gezwungen haben, oberster Feldherr zu bleiben, haben sich wie Ratten in die Büsche geschlagen. Der Teufel soll dieses Gesindel holen! Komm mit! Wallenstein muss erfahren, was hier vorgeht.« Er ließ Fabian nicht einmal mehr die Zeit, die Pferdehaare von seinen Hosen zu entfernen, sondern packte ihn am Arm und zog ihn mit sich.
    Die an diesem Nachmittag aufgezogenen Wachen nahmen ihrePflichten ernster. Das wunderte Fabian nicht, denn es handelte sich um Soldaten aus Trkas Armee, die aus Böhmen stammten und Wallenstein treu ergeben waren. Trka und Ilow befanden sich bei dem Feldherrn und waren sichtlich erregt. Als Kiermeier und Fabian eintraten, brach Christian von Ilow mitten im Wort ab und beäugte sie misstrauisch.
    Kiermeier verbeugte sich vor den Herren und wies

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